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Fazit Ecuador

Wir sind länger in Ecuador gereist als ursprünglich geplant. Das Land hat uns bei unserem zweiten Besuch viel mehr begeistert als beim ersten Mal vor sieben Jahren. Zudem war es interessant zu sehen, wie sich das Land in den letzten Jahren entwickelt hat. Offenbar wurde enorm in den Tourismus investiert. Der aktuelle Marketingslogan von Tourismus Ecuador lautet „Ecuador – Tenemos todo!“. Und das ist nicht übertrieben. Reist man von Kolumbien her ins Land eröffnen sich einem endlich die langersehnten weiten Landschaften. Jedoch ist von Dschungel im Osten bis zur tropischen Pazifikküsten sowie Vulkanen mit Höhen über 6‘000m ü. M. alles zu haben. Das Land ist klein und daher auch gut in einem „normalen“ Urlaub bereisbar. Da wir die grössten Touristen Hot Spots bereits bei unserem ersten Besuch abgehakt hatten, konnten wir uns dieses Mal auch ein wenig neben den ausgetretenen Pfaden bewegen. Insbesondere im Norden ist das Land kaum touristisch erschlossen, bietet aber doch auch einige Trouvaillen. Kurzum: uns hat’s super gefallen!

Sicherheit
Ecuador ist ein relativ sicheres Reiseland. Taschendiebstahl ist das grösste Risiko und in den grossen Städten wie Quito und Guayaquil sollten – wie in allen Grossstädten dieser Welt -  gewisse Gegenden gemieden werden. Im Norden des Landes, im Grenzgebiet zu Kolumbien, gibt es immer wieder mal Guerilla Aktivitäten, bedingt durch den Drogenverkehr in den Norden. Wir haben uns persönlich im Hochland sicherer gefühlt als an der Küste. Dem liegt aber kein konkretes Ereignis zu Grunde, sondern das beruht lediglich auf reinem Bauchgefühl. Die Polizeipräsenz auf den Strassen ist relativ hoch. Wir wurden mehrere Male angehalten und kontrolliert. Jedoch wurden wir – mit Ausnahme eines Polizisten, der aber ganz schnell die Lust verlor, weil wir natürlich kein Wort Spanisch sprachen - ausnahmslos korrekt und freundlich behandelt. Ein grösseres Sicherheitsrisiko stellen in Ecuador die vielen Erdbeben und Vulkanausbrüche dar. Während wir im Land waren, bebte alleine im Grossraum Quito die Erde ca. 4 Mal und mehrere Vulkane waren aktiv.

Leute
Ecuador hat die höchste Bevölkerungsdichte von ganz Südamerika. Da aber rund 30% der Bevölkerung in den Grossstädten Quito und Guayaquil lebt, empfindet man das Land überhaupt nicht überbevölkert. Ca. 65% der Leute sind Mestizen während rund 25% indigener Herkunft sind. Der Rest besteht aus Afrikanern und Spaniern. Die indigene Bevölkerung lebt hauptsächlich im Hochland und spricht Quechua.

Wir haben die Einwohner von Ecuador als sehr freundlich, interessiert und nach Kolumbien angenehm zurückhaltend erlebt. Sie sind sehr gastfreundlich und machen einem das Reisen einfach. Im nördlichen Küstenteil des Landes erlebten wir die Freundlichkeit etwas reduzierter bzw. das (gegenseitige) Misstrauen als höher. Insgesamt haben wir die Ecuadorianer aber definitiv ins Herz geschlossen.

Landschaft/Sehenswürdigkeiten
Landschaftlich bietet Ecuador fast alles. Das Land kann in drei Regionen geteilt werden: die Anden, die Küste und der Dschungel im Amazonasbecken (Oriente). Innerhalb von rund 200km Luftlinie kann man vom Strand in schneebedeckte Berge auf über 4‘000m.ü. M. gelangen. Höhepunkte sind sicher Cotopaxi, Quilotoa, Chimborazo und der Nationalpark El Cajas. Und natürlich der Dauerrenner, die Galapagos Inseln. Diese besuchten wir bereits auf unserer letzten Reise und verspürten deshalb dieses Mal kein Bedürfnis mehr dahinzufliegen.

An der Küste gibt es ein paar schöne Strände, die aber Vielgereiste sicher nicht mehr aus den Schuhen zu hauen vermögen. Sie bieten aber eine gute Gelegenheit, sich wieder etwas aufzuwärmen und Sauerstoff zu tanken bevor man wieder höher gelegene Gebiete erklimmt. Leider kann man schöne Kolonialstädte in Ecuador an zwei Fingern abzählen: die Altstadt von Quito und Cuenca. Davon abgesehen sind die Städte und Dörfer mehrheitlich trostlos und versprühen null Charme.

Essen
Tja, wieder ein Land mehr für kulinarische Tiefflieger. Die ecuadorianische Küche bietet wenig bis keine Höhepunkte und ist mehrheitlich fad und langweilig. Das beste Essen genossen wir an der Küste, wo wir herrlichen Fisch und Meeresfrüchteplatten schlemmten. Davon abgesehen besteht ein typisches Gericht wie gehabt aus Reis, Kartoffeln und einem zur Schuhsohle gekochten Stück Fleisch oder Huhn. Im Hochland ist Cuy (Meerschweinchen) eine Spezialität. Wir haben es nicht probiert, uns aber von anderen sagen lassen, dass es einen Geschmack zwischen Kaninchen und Huhn hat. Essen kann in Ecuador dafür unglaublich günstig sein: ein Almuerzo, welches aus Suppe und Hauptgericht besteht, bekommt man schon für USD 2.--.

Wir haben in Ecuador sehr viel gecampt und entsprechend viel selber gekocht. Die Versorgung mit Supermärkten ist in den Städten gut. Supermaxi bietet ein überwältigendes Sortiment und ist in vielen grösseren Städten vorhanden. Allerdings hat diese Art von Einkauf ihren Preis. Wein ist eher teuer und wird mehrheitlich aus Chile und Argentinien importiert. Es soll wohl kleine Anbaugebiete im Land geben, wir haben aber nie einen ecuadorianischen Wein angetroffen. Die einheimischen Biere sind wie gewohnt gut, am besten hat uns das Pilsener geschmeckt.

Kaffee wird auch in Ecuador angebaut. Die hochwertige Arabica Bohne mit ihrem milden Geschmack und ihrem intensiven Duft kommt ebenfalls aus diesem Land. Als echte Rarität gilt der Kaffee von den Galapagos Inseln, konkret von der Insel San Cristobal. Wie üblich wird der hochwertige Kaffee aber mehrheitlich exportiert, im Land selber ist die Qualität eher schlecht. Die meisten Leute trinken leider – wenn überhaupt – Instantkaffee.

Autofahren
Autofahren ist in Ecuador wieder deutlich entspannter. Dies liegt weniger am Fahrstil der Leute als daran, dass viel weniger Verkehr auf den Strassen herrscht. Die Ecuadorianer fahren ähnlich dumm Auto wie die Kolumbianer, allerdings nimmt der Verkehr drastisch ab, sobald man die Städte verlässt. Ein Auto ist hier definitiv noch ein Luxusgut. Das führt dazu, dass man das Überlandgondeln wieder geniessen kann. Zudem sind die Strassen in einem hervorragenden Zustand. Zum Teil zwei- und dreispurig ausgebaut, erlauben sie ein zügiges Vorwärtskommen. Viele Strassen sind mautpflichtig, allerdings begrenzt sich das auf max. 1 USD pro ca. 50km.

Preisniveau
Die Landeswährung in Ecuador ist der USD, was die Rechnerei wiedermal einfach macht. Nachdem das Land aufgrund der Folgen von El Niño und eines sinkenden Ölmarktes in den Jahren 1997/98 in eine Hyperinflation geriet, wurde im Jahr 2000 nach viel Aufruhr im Land der USD eingeführt. Das Preisniveau in Ecuador ist für Langzeitreisende erholsam tief. Die Küste ist teurer als das Hochland. Ein Besuch der Galapagos Inseln schlägt eine richtig tiefe Kerbe ins Portemonnaie. Einkaufen in Supermärkten wie Supermaxi ist unverhältnismässig teuer, wir haben es als noch teurer als Kolumbien empfunden. Ein Warenkorb ist fast ähnlich teuer wie in der Schweiz. Hotelübernachtungen und Restaurants sind günstig. Ein Mittagessen in einem einfachen Restaurant ist ab USD 2 zu haben. Campingplätze schlagen im Durschnitt mit USD 10 pro Nacht für zwei Personen zu Buche.

Tanken in Ecuador macht richtig Spass! Bei rund 1 USD pro Gallone (3.8 Liter) jubilierten wir jedes Mal, wenn der Tank gefüllt war. Obwohl Premium Diesel verkauft wird, ist die Qualität nicht die Beste, was uns Fritz mit entsprechendem Gestank dankte. In den Grenzgebieten zu Kolumbien und Peru sind die Füllmengen stark eingeschränkt (mehrheitlich auf 10 USD begrenzt), um einen Tanktourismus zu verhindern.

Umweltschutz/Müll
Leider hinkt Ecuador in Sachen Umweltschutz ganz stark hinterher. Ecuador hat die höchste Abholzungsrate in ganz Südamerika. Fast die ganze natürliche Bewaldung des Landes ist verschwunden. An der Küste werden Mangroven abgeholzt, um der Crevetten Zucht Platz zu machen. In den küstennahen Gebieten im Norden gibt es viele Monokulturen wie Palmöl und Teakholz. Zudem hat kürzlich die Regierung  Ecuadors dem Staatskonzern Petroamazonas EP die Erlaubnis gegeben, Ölbohrungen in einem bislang unberührten Amazonas Gebiet durchzuführen. Das bedingt den Bau von Lagern und Zugangsstrassen. Beim Gebiet handelt es sich um ein Biosphärenreservat mit einer riesigen Artenvielfalt. Auch leben dort Völker, die bis anhin keinen Kontakt zur Aussenwelt hatten. Einerseits natürlich ein Desaster für die Umwelt, anderseits ist es einfach mit dem Finger auf diese Länder zu zeigen. Am Ende konsumieren auch wir Diesel und Benzin und sind davon abhängig. Müll ist wie immer ein Dauerthema, an der Küste viel ausgeprägter als im Hochland. Und es nervt nach wie vor.