Kanada
Kanada ist riesig und verhältnismässig wenig besiedelt. Dieser Umstand macht es nicht einfach, ein Gesamtfazit über das Land abzugeben. Kurz zusammengefasst: Es hat uns sehr gut gefallen, das Reisen wird einem leicht gemacht, tolle Landschaften, nette Leute, wir sind aber nicht zu den grossen Kanada-Fanatikern geworden und sehen gewisse Dinge kritisch!
Leute
Die Kanadier sind im Allgemeinen sehr freundlich und offen gegenüber Fremden und sie machen einem das Reisen einfach. Als Ausnahme haben wir die Provinz Alberta empfunden. Dort sind die Leute eher arrogant und unfreundlich. Auch in Québec (mit Ausnahme von Montreal) hatten wir eher Mühe, den Zugang zu den Menschen zu finden. Ihre „hier sprich man französisch“ Haltung hat uns doch sehr an Frankreich erinnert. Wir empfanden es als belustigend und manchmal etwas nervend, wie die Kanadier über die Amerikaner denken. Sie wollen unter keinen Umständen mit ihnen verglichen werden, wollen sich abgrenzen und äusserten sich öfters abfällig über sie. Aus unserer Sicht allerdings sind die Kanadier uramerikanisch, amerikanischer kann man nicht sein! Man kommt aber ansonsten mit den Kanadiern sehr schnell ins Gespräch, auch wenn die Unterhaltung in aller Regel oberflächlich bleibt. Wir hatten aber auch ein paar wirklich nette und lustige Begegnungen mit herzlichen und lebensfrohen Menschen, die uns bleibende Erinnerungen geben werden.
Landschaft/Sehenswürdigkeiten
Die Ostküste hat uns sehr gut gefallen, insbesondere Nova Scotia mit Cape Breton bietet landschaftlich enorm viel. Wir haben diesen Teil von Kanada auch nachträglich als Höhepunkt empfunden. Die Mitte ist landschaftlich eher öde und dient mit seinen endlosen Feldern als Kornkammer des Landes. In den Rocky Mountains und an der Westküste warten dann wiederum atemberaubende Ausblicke auf, wenn auch hier die Touristenmassen enorm sind. Kanada besteht mehrheitlich aus Wald. Wir sind nicht so die Waldtypen und haben uns deshalb nach fast 4 Monaten Kanada nach Strand, Steppe, Wüste und karger Landschaft gesehnt.
Umweltschutz
So schön sich die National- und Provincialparks Kanadas landschaftlich und umweltschutztechnisch darstellen, so bitter ist die Kehrseite. Auf der einen Seite wird man im Nationalpark strengstens daran erinnert, kein Abwaschwasser in die Natur zu kippen. Macht man jedoch einen Schritt ausserhalb der Parks wird dort zum Beispiel schonungslos mit der sogenannten Crack-Methode nach Öl gebohrt. Dabei werden Chemikalien mit Hochdruck in die Erde gepumpt, um so auch an die ganz tiefen Ölvorkommen zu gelangen. Die Natur ist dabei die grosse Verliererin, Flora und Fauna sterben, das Grundwasser wird verseucht. Ein weiteres Beispiel ist die Abholzung. Riesige Flächen von Ur-(wald) werden jeden Tag gerodet. Einerseits um Felder für die ebengenannte Ölförderung frei zu machen, anderseits für die Landwirtschaft, Papierherstellung oder um mehrspurige Highways durchs Niemandsland zu ziehen. Das Land ist allerdings abhängig von der Holzindustrie, trägt diese doch 20% des Exportwertes und stellt jeden zehnten Arbeitsplatz, in B.C. sogar jeden zweiten.
Wir haben den Kanadier als nachlässig mit sich und seiner Umwelt empfunden. Dies bezieht sich einerseits auf die Natur, anderseits aber auch auf den Umgang mit den Mitmenschen. Man kann mitten durch die Natur gehen und findet weggeschmissene Cola- und Bierdosen. Auf den Campgrounds trifft man sehr oft den Müll seines Vorgängers an (obwohl ein Müllcontainer in unmittelbarer Nähe steht). In den Gärten der Bevölkerung verrotten der Schrott und der Müll. Es gibt keine Veranlassung, diesen wegzuschaffen. Rücksicht und Ruhe sind für viele Kanadier Fremdworte.
Autofahren
Autofahren ist in Kanada alles andere als entspannt. Ausgenommen in B.C. sind immer alle im Stress und müssen selbst durch die Nationalparks mit überhöhter Geschwindigkeit rauschen. Nachts werden deshalb unzählige wilde Tiere überfahren, die man am nächsten Tag tot am Strassenrand liegen sieht. Hält man sich selbst an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, hängen sie einem am Hintern bis sie überholen können. Dies tun sie zum Teil auch in total unübersichtlichen Situationen. Die Truck-Fahrer haben kein Problem damit, mit ihren 40 Tönnern bei 100 km/h auf ca. 2 Meter Abstand aufzufahren. Geschwindigkeitskontrollen haben wir kaum je angetroffen.
Preisniveau
Das Preisniveau in Kanada ist enorm hoch. Einkaufen im Supermarkt ist fast so teuer wie bei uns. Milchprodukte insbesondere Käse ist exorbitant teuer, eigentlich unerschwinglich. Das Benzin bzw. Diesel ist zwar günstiger als bei uns, aber im Vergleich zu den USA viel teurer. Gewisse Städte wie Montreal und Vancouver sind extrem teuer und Hotelübernachtungen sind kaum erschwinglich. Die angezeigten Preise verstehen sich immer ohne Steuern, welche nochmals bis zu 20% ausmachen können. Wieso Kanada so viel teurer ist als die USA haben wir nicht herausgefunden.