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Mai 2015: Jaureguiberry (Uruguay) bis Buenos Aires (Argentinien)

Wir wollten gerade vom Paraiso Suizo Richtung Punta del Este los, als uns das Email von unserer Verschiffungsfirma erreichte. Das von uns gebuchte Schiff, die Morning Cecilie, sei kurzfristig storniert worden. Ein sogenannter Charterrückruf.. Kommt anscheinend sehr selten vor im Frachtbusiness, aber wir waren die Glücklichen. Schnell war klar, dass von den vorgeschlagenen Optionen das Warten auf das nächste Schiff die Günstigste und Bequemste war. Somit wurde unser Uruguay Urlaub nochmals um drei Wochen verlängert. Wir nahmen es gelassen, es konnte tatsächlich schlimmer sein, als bei sommerlichen Temperaturen, Sonnenschein und Strand vor der Tür zu warten.

Aber erst mal genossen wir 5 Tage Badeurlaub in Punta del Este, bzw. im schmucken Hotel Serena. Der Badeort liegt dort, wo der Rio de la Plata und der Atlantische Ozean zusammenkommen und hat etwa gleichviel Charme wie Benidorm. Die Einwohnerzahl ist während der Sommermonate doppelt so hoch wie im Winterhalbjahr, und die Mehrheit der Ferienwohnungen ist im Eigentum reicher Argentinier. Da die Argentinier im Moment mal grad wieder nicht mehr so reich sind, stehen die meisten der Wohnungen zum Verkauf. Vermutlich wäre es eine gute Zeit für ein Investment, aber wir konnten uns gerade noch zurückhalten. So machten wir dann schlussendlich nicht viel mehr, als unser schönes Zimmer, die tolle Hotelanlage direkt am Strand sowie das gute Essen im Hotel zu geniessen. Auch das Wetterglück war uns einmal mehr hold und verwöhnte uns mit nach wie vor sommerlichen Badetemperaturen, obwohl gemäss Kalender eigentlich bereits der Herbst eingezogen war.

Zurück im Paraiso Suizo freuten wir uns, auf einen alten Bekannten zu treffen. Giles (http://imgoingonanadventur.blogspot.com.au ), der liebenswerte Australier mit seinem rechtsgesteuerten Landcruiser und seinen unzähligen lustigen Geschichten, war ebenfalls da. Er ist übrigens der Erste und Einzige, der jemals mit einem Lotus (mit Zelt im Kofferraum) von Los Angeles zum arktischen Polarkreis gereist ist. Auf dieser Reise merkte er dann, dass er die gesamte Panamericana bereisen wollte, allerdings mit einem etwas komfortableren Auto. Seine Frau hat ihn etappenweise begleitet. Leider lernten wir ihn erst in Feuerland kennen, was uns aber nicht daran hinderte, im Paraiso Suizo noch viele gemütliche und lustige Stunden gemeinsam zu verbringen. Ein paar Tage später rollten dann tatsächlich auch noch Ingrid und Franz mit ihrem Unimog auf den Hof (http://www.uni-mog.eu). Die beiden lernten wir damals in Moab (USA) kennen, haben sie noch einmal in Mexiko getroffen und uns dann, aufgrund eines längeren Heimurlaubs der beiden, leider aus den Augen verloren. Umso mehr freuten wir uns, die beiden zum Ende unserer Reise nochmals zu sehen, denn sie sind auch immer gut für lustige und gemütliche Stunden. Wie sich herausstellte, warteten Giles und Ingrid & Franz auf dasselbe Schiff von Grimaldi, um nach Europa zu kommen. Im Gegensatz zu uns reisen die drei auf dem Schiff mit. Etwas, das wir uns auf keinen Fall antun wollten.

Ja, und so warteten wir und warteten wir… Beide Schiffe verzeichneten nochmals ein paar Tage Verspätung, und wir fingen uns langsam an zu fragen, ob wir wirklich zurück nach Europa wollten. Heinz und Silvia vom Paraiso Suizo machten uns das Warten leicht und verwöhnten uns zwischendurch mit toller Schweizer und Uruguay Küche. Wir vertrieben uns die Zeit mit Lesen, Schreiben, Putzen, Sortieren und immer wieder mal wieder bei den anderen vorbei schauen und ein Schwätzchen halten.

Um noch etwas für Abwechslung zu sorgen, nahmen wir für 3 Tage noch den Bus nach Montevideo und genossen das Stadtleben. Die Hauptstadt Uruguays mit ihren rund 1,3 Millionen Einwohnern zählt zu den Südamerikanischen Städten mit der höchsten Lebensqualität. Das konnten wir uns nach unserem Aufenthalt sehr gut nachvollziehen. Jedoch bietet sie aus touristischer Sicht nicht die Welt. Die Sehenswürdigkeiten beschränken sich mehr oder weniger auf die Altstadt beim Hafen, den damit verbundenen Puerto Mercado sowie die Rambla. Wir trafen Tiziana, die Schweizerin, die wir auf Chiloe kennengelernt hatten. Sie arbeitet seit Januar bei der Schweizerischen Botschaft in Montevideo. Dank ihr assen wir ein hervorragendes Steak in einer der angesagtesten Parillada der Stadt und verbrachten einen gemütlichen Abend.

Während unseres Aufenthaltes besuchten wir auch noch das Mueso Andes 1972. Es erzählt die tragische Geschichte der Uruguayischen Rugby Mannschaft, die 1972 in den Anden mit dem Flugzeug abstürzte. Die Überlebenden warteten 72 Tage auf über 4‘000m.ü.M. und bei eisigen Temperaturen auf Rettung. Um nicht zu verhungern, mussten sie sich vom Fleisch der Toten ernähren. Eine auch heute noch berührende Geschichte, die vermutlich einige aus dem Film ‚Alive‘ aus dem Jahre 1993 kennen!

Michi stattete zudem dem Estadio Centenario einen Besuch ab. War wieder mal dringend Zeit für ein Fussballstadion. In diesem Stadion wurde Uruguay 1930 zum ersten Weltmeister gekürt. Und genau so sieht das Stadion noch heute aus. Ausser Plastiksitzen aus den 60er Jahren und ein paar Hotdogständen hat sich kaum was verändert. Also fast so wie das alte Hardturmstadion in Zürich… :-) Interessant war es trotzdem, vor allem das im Stadion beheimatete Museum hatte die eine oder andere Trouvaille zu bieten.

Nach drei Tagen hatten wir genug vom Stadtleben und kehrten in unser Paradies zurück. Da herrschte wie immer ein reges Kommen und Gehen, und wir installierten uns ein letztes Mal bevor wir dann Fritz zum Hafen brachten. Die letzten Tage im Paraiso Suizo waren genau so angenehm wie schon die vorherigen und wir genossen die verbleibende Zeit mit Silvia und Heinz und den anderen Overlandern. Die letzten Tage bescherten uns dann auch noch ein Geschenk. Zuerst kam nur die Katzenmama. Total ausgemergelt kam eines Morgens eine schwarzweisse Katze an und bettelte um Futter. Es ging selbstverständlich nicht lange und die überaus tierliebenden Frauen Silvia und Simone hatten einen Napf mit guten Sachen gefüllt. Nachdem sich die gute Mutter erst mal ausgiebig genährt hatte, brachte sie dann ihre beiden Babies. Unwiderstehlich herzige Fellknäuel, vermutlich etwa 6 Wochen alt und so was von süss. Die Katzenfamilie nistete sich neben Fritz in einer Kiste mit Lammfell ein, wurde eingehend mit allerlei Leckereien verwöhnt und machte uns den Abschied vom Paraiso Suizo noch schwerer. Wir überlegten uns schon, wie wir die drei Katzen mit dem Schiff nach Europa schmuggeln könnten. Aber Silvia hatte dann doch eine bessere Idee, wo sie die Schnügel platzieren konnte.

Tja, und dann kam tatsächlich der Tag, an dem die Grand Sapphire im Hafen von Montevideo ankam. Wir nahmen Abschied von Silvia und Heinz und dem Paraiso Suizo und fuhren Fritz‘ letzte Strecke in Südamerika. Nach einer Nacht im Hotel in Montevideo konnten wir dann am nächsten Morgen früh, die Verschiffung zügig und stressfrei erledigen. Dank dem Agenten Ignacio klappte alles einwandfrei und Fritz wurde auf das riesige Schiff gefahren. Die Grand Sapphire ist ein reiner Car Carrier und bietet Platz für über 6‘000 Autos. Sozusagen ein riesiges schwimmendes Parkhaus. Einmal mehr waren wir vom ganzen Frachtbusiness erschlagen und fasziniert. Nun hoffen wir, dass es die Grand Sapphire pannenfrei über den Atlantik macht und sich unterwegs keine grösseren Verspätungen mehr reinzieht.

Nachdem am Hafen alles erledigt war blieben wir nochmals eine Nacht in Montevideo und fuhren dann am nächsten Morgen sehr früh mit dem Bus nach Colonia del Sacremento und von da mit der Fähre nach Buenos Aires. Hier warteten bereits unsere so liebgewonnenen Freunde Sam & Erica (www.songoftheroad.com) sowie Toby & Chloe (carpeviam auf Facebook) auf uns. Wir haben uns bereits gefühlte 10 Mal ‚endgültig‘ voneinander verabschiedet, aber dann ein paar Wochen später wieder getroffen. Dieses Mal wird der Abschied aber endgültig sein. Umso mehr werden wir die verbleibenden gemeinsamen Stunden geniessen. Vermutlich hauptsächlich essend und trinkend…

Bildergalerie Jaureguiberry bis Buenos Aires