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Oktober / November 2014: Cusco (Peru) über Bolivien bis San Pedro de Atacama (Chile)

Tja, Pläne sind gut, aber gehen leider nicht immer ganz auf. Fritz machte uns bei unserer Weiterreise nach Bolivien einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Ca. 70km ausserhalb von Cusco auf dem Weg Richtung Titicacasee gab es einen lauten Knall und Fritz hatte null Saft mehr. Etwas besorgt nahmen wir sofort Kontakt mit Ruedi von Overlandtechnics auf. Seine Fernanalyse übers Telefon war natürlich goldrichtig: der Turbo war hin! So gab es nur einen Weg, nämlich zurück nach Cusco in eine Garage. Schon fast hätten wir den neuen Turbo aus der Schweiz kommen lassen, da stellte sich heraus, dass eine unabhängige Land Rover Garage in Lima noch so ein Teil auf Lager hat. Der Spass kostete uns viel Geld, Nerven und ein paar Tage. Die Mechaniker der Garage in Cusco leisteten gute Arbeit (ok, Kühlwasser beim Defender ist eine spezielle Angelegenheit, wir sind immer noch fleissig am Entlüften) und so konnten wir mit 4 Tagen Verspätung und einem viel leichteren Portemonnaie unsere Reise fortsetzen.

Mit dem neuen Turbo flogen wir buchstäblich über den Altiplano nach Puno. Da wir die schwimmenden Inseln (Islas Flotantes) von Puno bereits vor 8 Jahren als touristische Verarschung abgestempelt hatten, zogen wir gleich durch bis kurz vor die Grenze. Am nächsten Tag erledigten wir die Formalitäten in neuer Rekordzeit. Nach ganzen 40 Minuten waren wir bereits ennet der Grenze und fanden ein supersüsses Hostel in Copacabana. Nicht etwa der Strand in Rio de Janeiro, nein so heisst das Städtchen am Tititacasee, wo sich die Drahtvelobieger und Bikinihäklerinnen noch heute treffen. Hauptanziehungspunkt ist hier die Isla del Sol, wo sich einige Inka Ruinen aneinanderreihen und man schöne Wanderungen unternehmen kann. Vor 8 Jahren hat uns die Insel sehr gefallen. Allerdings gibt es einen Haken: um dahin zu gelangen, muss man eine anderthalbstündige Bootsfahrt in Kauf nehmen. Da wir uns ja geschworen haben, nie mehr ein Schiff zu betreten, liessen wir auch das aus und machten dafür mit Fritz eine Ausfahrt über die Landzunge nach Yampupata, wo wir einen wunderschönen Ausblick auf die Isla del Sol genossen.

Noch eine kleine Anekdote am Rande: Bolivien unterhält am Titicacasee immer noch eine Navy. Ganz nach dem Motto: man weiss ja nie. Geschichtlicher Hintergrund hierfür ist der Salpeterkrieg in den Jahren 1879 bis 1884. Bolivien und Peru unterlagen in diesem Krieg gegen Chile und Bolivien musste seinen Zugang zum Meer an Chile abtreten. Dafür erhielt es von Chile eine Bahnlinie von Antofagasta am Meer nach La Paz. Geblieben davon ist nichts, ausser eben die Marineflotte, welche noch täglich auf dem Titicacasee Manöver übt.

Die Fahrt von Copacabana nach La Paz wurde kurz unterbrochen von einer abenteuerlichen Fährfahrt. Auf einem wackligen Holzboot wurden wir und Fritz ans andere Ufer rüber transportiert. Diese Schifffahrt konnten wir leider nicht umgehen. Aber die Wellen hielten sich in Grenzen und sowohl Fritz wie auch wir kamen heil an. In La Paz quartierten wir uns gleich ins Hotel Oberland in Mallasa ein, bzw. auf dessen Parkplatz. Hier treffen sich immer ganz viele Overlander und geniessen die Schweizer Küche bei Fondue, Raclette, Zürigschnetzeltes & Co. Einfach wunderbar! Während Fritz neue Finken aufgezogen bekam und auch sonst in den Händen von Ernesto Hug zwei Spa Tage genoss, liessen wir etwas die Seele baumeln und genossen gemütliche Abende mit Michel & Ursi (www.pawsontour.ch), Karin & Markus (www.2infahrt.ch), Sam & Erica (www.songoftheroad.com) und Sabrina & Markus & Jasper (www.familiepanninginsuedamerika.blogspot.com).

Michi fuhr sogar zusammen mit Erica & Sam die berühmte Todesstrasse von La Paz nach Coroico, genannt camino de la muerte. Das mit der Todesstrasse hat sich insofern erledigt, als dass heutzutage nur noch wenig Verkehr auf dieser Strasse herrscht. Vor 5 Jahren wurde nämlich eine Umfahrungstrasse gebaut, so dass heute nur noch ein paar verrückte Biker und Overlander diese Strasse benützen. Schön war’s trotzdem und das Wiedersehen mit Verwandten von Ara aus Minca (siehe Bilder und Bericht von Kolumbien) war umso herzlicher.

In La Paz entschieden wir uns auch, dass wir Bolivien einmal mehr im abgekürzten Verfahren durchreisen. Wir sind müde und die Zeit rennt uns langsam davon. Somit ist einmal mehr, wie schon vor 8 Jahren, Bolivien die Verliererin und Patagonien die Gewinnerin. Die Fahrt ging deshalb direkt weiter nach Uyuni zum Salzsee und auf die Lagunenroute. Mit aufgefüllten Vorratsschränken und Wasserkanistern machten wir uns Richtung Süden auf und brauchten für die Fahrt 2 Tage. Bereits 140km vor Uyuni wechselte die Asphaltstrasse in eine Wellblechpiste und bereitete uns ein bisschen auf das vor, was nun kam.

Nach einer Nacht in Uyuni, welches auch nach 8 Jahren immer noch ein echtes Shithole ist, zogen wir mit Karin & Markus und Sam & Erica in den Salzsee. Die bizarre Welt des Salars zog uns auch beim zweiten Besuch voll in ihren Bann. Weiss soweit das Auge reicht. Der Salar de Uyuni ist mit über 10‘000 km2 auf einer Höhe von 3650m.ü.M. die grösste Salzpfanne der Welt. Jährlich werden ca. 25 Tonnen Salz abgebaut und in die Welt transportiert. Wir genossen die Landschaft, machten die obligaten Fotos und übernachteten an der Kakteeninsel Incahuasi. Und dann geschah es.. uns beide holte die Rache des Montezumas ein. Zum Glück gab es auf Incahuasi eine Toilette, ansonsten wär der Salar vermutlich nicht mehr ganz so schön weiss. Am nächsten Morgen mussten wir uns schweren Herzens entscheiden, zurück nach Uyuni zu gehen, um uns einen Tag und eine Nacht im Hotel zu erholen und vor allem die Annehmlichkeiten einer eigenen Toilette zu geniessen. Lieber wollten wir wieder ganz fit sein, um die wohl schwerste Strecke unserer Reise hinter uns zu bringen.

Am Tag darauf ging es uns dank viel Chemie tatsächlich besser. Karin & Markus und Sam & Erica kamen vom Salar zurück, und wir füllten nochmals unsere Vorräte insb. Wasser sowie Kraftstofftanks auf und gönnten unseren Fahrzeugen eine Wäsche nach dem Salz. Am späteren Nachmittag konnten wir dann los und rein ins Abenteuer. Die rund 500km nach San Pedro de Atacama über die Lagunenroute hatten es in sich: gröbste Offroadpisten mit viel Wellblech und Tiefsand, nächtliche Temperaturen bis zu -10°C, Winde bis zu 100km/h, Höhen bis zu 5030m.ü.M., keinerlei Versorgung bzw. Tankstellen und gleich zu Beginn ein gebrochener Stossdämpfer. Leider war kein Schweissgerät zur Hand, und so mussten wir die Strecke mit einem hinkenden Fritz in Angriff nehmen. Im Vergleich zu den Motorradfahrern(-innen) Karin & Markus hatten wir aber doch sicher immer noch den tieferen Kalorienverbrauch. Sie mühten sich schwerstens im Tiefsand ab und brauchten sämtliche Kräfte, um ihre Motorräder durch das schwere Gelände zu stemmen. Fritz meisterte die Angelegenheit wieder immer stoisch und grandios. Entschädigt wurden wir mit einer den wohl schönsten Landschaften dieser Welt. Wir zogen vorbei an farbigen Gesteinsformationen, Wüstenbildern und mit Flamingos bevölkerten Lagunen. Bilder sprechen hier mehr als tausend Worte. Wir waren uns einig: es war streng, aber es war atemberaubend schön und die Mühe absolut wert!

Ziemlich müde und dankbar kamen wir nach rund 4 Tagen und einem problemlosen Grenzübergang in der Wüstenoase San Pedro de Atacama an. Die heisse Dusche war unschlagbar, das Atmen fiel uns sichtlich leichter und die Pizza war himmlisch. Wir waren stolz auf uns und gönnten uns ein paar Erholungstage in der Wärme von San Pedro auf seinen gemässigten 2450m.ü.M. Michelle & Brian (www.sturgischick.com) waren auch bereits hier und wiederum erlebten wir spannende Abende mit all unseren Overlander Freunden. Auch Daniela und Juan-Pablo besuchten uns. Die beiden Chilenen tuckern ein Jahr lang durch Chile und drehen spannende Geschichten über verschiedenste chilenische Berufsgattungen (http://www.nosotrosloschilenos.org). Die Fahrzeuge bekamen ebenfalls viel Pflege und Liebe, es wurde nach Herzenslust geputzt, geschmiert und gefettet. Der Stossdämpfer konnte zum Glück auch geschweisst werden. So kommen wir nun die nächsten Kilometer weiter bis wir irgendwo in einer grösseren Stadt hoffentlich etwas Gescheiteres finden. Wir werden unsere Route an die Küste Chiles fortsetzen und dann Richtung Santiago de Chile ziehen. Da planen wir nach Mendoza, Argentinien rüber zu kreuzen und gehörig Wein zu kredenzen. Und an Weihnachten wollen wir in San Carlos de Bariloche sein, um die Feiertage mit Karin & Markus und eventuell weiteren Freunden zu verbringen.

Bildergalerie Cusco bis S.P. de Atacama Teil 1

Bildergalerie Cusco bis S.P. de Atacama Teil 2