Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

August/September 2013: British Columbia

Lange ist’s her seit unserem letzten Bericht. Das liegt daran, dass wir die letzten knapp vier Wochen mehr oder weniger in der totalen Wildnis von British Columbia verbracht haben und nun endlich wieder in der Zivilisation, sprich Vancouver angekommen sind. Aber alles der Reihe nach:

Nachdem wir genug Stadtluft in Calgary geschnuppert hatten und Fritz seinen Spa-Tag in der Garage genossen hatte (naja, die Pfuscharbeit hat sich dann erst später bemerkbar gemacht), ging‘s auf direktem Weg zurück in die Rockies. Banff und Lake Louise liessen wir links liegen und fuhren in einem Tag über die Rocky Mountains durch den Yoyo und den Glacier Nationalpark. Damit überquerten wir auch gleich die Grenze zur Provinz British Columbia (kurz B.C.). Im Glacier Nationalpark fährt man auf dem Trans Canada Highway über den Rogers Pass, welcher hier in Kanada einer der schönsten Bergpässe ist. Uns Schweizer haut's allerdings deswegen nicht gleich aus den Socken. Wir haben solche Pässe ja alle Nase lang. Da sollen die Kanadier mal den San Bernardino unter die Räder nehmen, dann reden wir wieder miteinander!

In Revelstoke machten wir dann Halt, um im gleichnamigen Nationalpark den 26km langen Meadows in the Sky Parkway unter die Räder zu nehmen. Dieser windet sich durch üppige Zedernwälder und vorbei an Bergwiesen auf den Gipfel des Mount Revelstoke. Von dort unternahmen wir dann eine wunderschöne und nicht ganz einfache Wanderung zum Miller Lake. Selbstverständlich wie immer bewaffnet mit Bärenspray. Der war allerdings wiedermal total unnötig und wir hätten besser den Mückenspray mitgenommen. Nächstes Ziel war der Wells Gray Park. Auf dem Weg dahin übernachteten wir das erste Mal auf einer Recreation Site. Das sind sehr einfache Campgrounds, welche einen Picknick Tisch und ein Plumsklo bieten. Dafür sind sie gratis. B.C. ist eine der wenigen Provinzen in Kanada, wo es solche Plätze in Hülle und Fülle gibt. Die von uns angesteuerte Site war in der Nähe von Heffley Creek ziemlich schön an einem See gelegen. Um dahin zu kommen mussten wir zuerst durch ein Waldbrandgebiet fahren. Der Brand war zum Glück schon gelöscht, allerdings herrschte ab hier in mehr oder weniger ganz B.C. ein absolutes Campfire Verbot. Offenbar war es die letzten Wochen extrem heiss und trocken gewesen. Nun denn, genau bis wir ankamen.. bei dem Gewitter, welches uns am Abend überraschte, hätte kein Campfire dieser Welt eine Chance gehabt. Land unter! Fritz trotzte zum Glück dem reissenden Fluss, der sich unter ihm bildete.

Die zwei darauffolgenden Tage im Wells Gray Provincial Park haben uns allerdings dann gezeigt, dass sich die Reise hierher gelohnt hat. Der viertgrösste Park in British Columbia wird eingegrenzt vom Clearwater River und seinen Nebenflüssen. Hier gibt es viele Seen und zahlreiche Wasserfälle. Die eindrücklichsten Fälle sind die Helmcken Falls. Man kann diese auf der einen Seite von einer Aussichtsplattform bestaunen, zur anderen Seite kann man hin wandern. Wir haben beides gemacht. Zudem haben wir im Clearwater River die ersten Lachse gesehen, welche sich zu ihren Laichgründen aufgemacht haben. Die Lachssaison hatte eben erst begonnen. Die Fische wandern vom Pazifik die Flüsse hoch, laichen und sterben danach. Unglaublich, was sie dafür für Strapazen auf sich nehmen.

So, und dann ging’s auf den Highway 20 Richtung Bella Coola. Noch 450km bis zum Pazifik! Die hatten’s allerdings in sich. Die Strasse führt durch die Chilcotin von Williams Lake in‘s Bella Coola Valley. Die Strecke galt lange Zeit als grosses Abenteuer, wurde aber kontinuierlich verbessert. Heute sind 90% der Strecke asphaltiert. Links und rechts abzweigende Strassen sind jedoch immer noch Naturstrassen und zum Teil sehr schwer und nur mit 4x4 zu befahren. Für unseren Fritz jedoch genau das richtige Terrain. Endlich konnte er mal zeigen was er kann. Nebst wilden Übernachtungen auf abgelegenen Recreation Sites haben wir am Charlotte Lake bei Heidy und Daniel in der Atnarko Lodge (http://www.atnarko.ca) Halt gemacht. Endlich wiedermal in einem richtigen Haus schlafen! Und in was für einem Schönen! Die beiden Schweizer sind vor ca. 13 Jahren nach Kanada ausgewandert und haben das alte Haus am See zu einer Lodge umgebaut. Diese liegt in einer ruhigen Bucht des Charlotte Lakes und bietet alles, was das schweizerische Herz begehrt, inkl. Zopf am Sonntagmorgen. Nebst Heidy’s Back- und Kochkünsten war dann unser ATV (All Terrain Vehicle, Quad) Ausflug ein weiteres Highlight. Einen ganzen Tag fuhren wir kreuz und quer, sage und schreibe 80km, durch die Landschaft. Daniel zeigte uns die schönsten Plätze mit atemberaubender Aussicht, wo zu Fuss bzw. mit dem Auto kein Hinkommen ist (Nein, auch mit Fritz nicht). Es war toll! Aber auch sehr anstrengend.. der Muskelkater in den Armen am nächsten Tag war riesig! Leider hiess es schon viel zu bald Abschied von Heidi und Daniel nehmen. Wir wären gerne noch ca. 2 Monate geblieben, aber unser Reisebudget lässt das leider nicht zu! :-)

Nach unserer ersten Frostnacht in Anahim Lake entschieden wir, uns auf Meereshöhe zu begeben. Scheiben kratzen zu Hause gehört ja wie ein bisschen dazu, aber in den Ferien.. Nein, muss nicht sein. So machten wir uns auf, den Heckman Pass, auch „the Hill“ genannt, hinter uns zu bringen. Die Kanadier sprechen davon ganz ehrfürchtig und bewundern jeden, der den Mut hat, diesen zu fahren. Es handelt sich dabei um das letzte nicht asphaltierte Stück des Highway 20 mit Neigungen bis zu 18%. Mit grossen Erwartungen fuhren wir los, aber wie so oft, wenn’s um Berge und um Pässe geht, wurden wir Schweizer wiedermal enttäuscht. Das soll’s gewesen sein? Naja, die sollen mal den Balmberg Pass im Kanton Solothurn mit Steigungen mit zu 25% fahren, DAS ist ein Pass!! Ok, wir sind ihn auch noch nie gefahren, werden das aber noch nachholen. :-)

Im Bella Coola Valley angekommen wurden die Temperaturen gleich angenehmer und auch der Wind war nicht mehr so bissig. Entsprechend änderte sich die Vegetation. Der Wald veränderte sich hier in einen regelrechten Dschungel und der Regen liess auch nicht lange auf sich warten. Aus irgendeinem Grund ist’s ja so grün hier. Kurzentschlossen verbrachten wir im Tweetsmuir Park in der Tweetsmuir Lodge eine wunder schöne Nacht. Hier feierten wir unseren Hochzeitstag (vor) bei einem Kerzenlicht Dinner und gutem Wein. Am nächsten Morgen gingen wir noch auf eine sauteure Bärentour. Auf einem Boot gleitet man ein paar Stunden den Fluss hinab und hofft, Grizzlies beim Lachsfischen beobachten zu können. Das Bella Coola Valley ist – anscheinend - das bärenreichste Tal ganz Kanada und wenn die Lachse die Flüsse hochschwimmen ist Grizzly Time. Nun denn, bei den Bären hat sich’s offenbar noch nicht rumgesprochen, dass die Lachse unterwegs sind. Keinen einzigen haben wir gesehen. Etwas enttäuscht und um einige Dollares ärmer zogen wir weiter nach Hagensborg.

In Hagensborg nisteten wir uns dann für fünf Tage auf einem wunderschönen Campground ein. Irgendwie mussten wir die Zeit bis unsere Fähre nach Vancouver Island fährt, rumbringen. Da sämtliche Wanderwege hier entweder gesperrt oder von umgefallenen Bäumen versperrt sind (we had floodings in 2010! Ok, aber das sind nun drei Jahre?), haben wir so richtig gefaulenzt. Nur der Ausflug zum Blue Jake Lake war ein richtiges Abenteuer und Fritz kam wieder so richtig auf seine Kosten. 20km offroad, welche mit einem normalen PW nicht zu schaffen wären. Dafür brauchten wir 1½ Stunden pro Weg. Vorbei an Wäldern, Seen und haufenweise Bärenkacke. Hier sind sie also, diese Bären! Naja, gesehen haben wir sie wieder nicht. Ganz wohl war uns dann aber doch nicht, als wir das Auto für eine kurze Wanderung verliessen. Und zu allem Unglück zogen schwarze Wolken auf, so dass wir die Wanderung abbrachen. Auf dem Rückweg goss es dann wie aus Kübeln und Blitz und Donner gaben auch noch ihren Beitrag. Während Simone immer bleicher und bleicher wurde, hat Fritz seine Aufgabe mit Bravour gemeistert. Er ist einfach ein toller Landy und hat uns sicher wieder zurück gebracht.

Wenn man mehr als eine Nacht auf einem Campground verbringt, lernt man viele nette Leute kennen. Mit Fritz sowieso, da kommt keiner vorbei ohne einen Schwatz abzuhalten. So verbrachten wir 3 lustige Abende mit Denise und Mike. Sie sind waschechte Kanadier und leben in Maple Ridge, ca. 1h östlich von Vancouver. Mike sagt von sich selber, dass er ein echter Redneck ist. Vielleicht noch zur Erklärung: Rednecks waren früher weisse arme Landarbeiter der Südstaaten, heute ist es die Bezeichnung für einen konservativ veranlagten Prolet, der Waffen und starke Autos liebt. Mike liebt als passionierter Jäger zwar seine Waffen und Camouflage Jacken, ist jedoch tief drin ein herzensguter Mensch, der uns viel zum Lachen gebracht hat.

Am 26. August 2013 mussten wir dann um 6 Uhr beim Fährterminal sein. Ach herrje, tatsächlich mussten wir wiedermal den Wecker stellen. Pünktlich um 8 Uhr legte die Fähre dann Richtung Port Hardy im Norden von Vancouver Island ab. Die 13stündige Fahrt entpuppte sich als wahrhaftiger Whale Watching Trip. Ständig sah man irgendwo Fluken in den Fluten verschwinden. Auch Delphine und Orcas haben sich gezeigt. Mit den zwei Schweizern Astrid und Reini, die wir ebenfalls auf dem Campground in Hagensborg kennengelernt haben, haben wir entspannte und spannende Stunden an Board der Fähre verbracht.

Mit Ankunft auf Vancouver Island kam auch der Regen. Es schüttete fortan fast drei Tage ohne Unterbruch und wie aus Kübeln. Nach einem verregneten Ausflug zum Cape Scott ganz im Norden der Insel beschlossen wir, uns Richtung Süden aufzumachen, um dort nach der Sonne zu suchen. Vancouver Island ist in etwa so gross wie die Schweiz und es gibt nur einen einzigen Highway, der den Norden mit dem Süden verbindet. Davor machten wir noch eine Nacht Halt in Telegraph Cove. Dieser Ort ist bekannt dafür, dass man Orcas vom Ufer aus beobachten kann. Nun denn, Orcas haben wir keine gesehen. Dafür einen Schwarzbären, der unter den Häusern nach Muscheln und Fischresten gesucht hat. Da sind sie also, diese Bären! Endlich!

Dann nahmen wir die rund 500km nach Victoria unter die Räder. Es schüttete weiterhin wie aus Eimern. Das wurde dann auch Fritz zu viel. Vom stundenlangen Fahren im Wasser bekam er den Schluckauf und weigerte sich, mit nassem Luftfilter weiterzufahren. Lediglich im Schritttempo konnten wir ihn noch ermuntern, zur nächsten Truck Garage zu fahren. Nachdem er dort mit einem trockenen Luftfilter ausgestattet wurde, konnte er wieder lachen und weiter ging’s. Allerdings hat’s in der Zwischenzeit den beiden Fahrern total abgelöscht. Diese waldige Insel ist bestimmt ein touristischer Höhenpunkt. Aber nicht für uns. Nach rund 3 Wochen Wildnis waren wir so was von reif für die Zivilisation, weg von nassen Wäldern, hängenden Bäumen und nicht gesehenen Bären, hin zu Häuserschluchten, Wolkenkratzern und Michi’s geliebten Obdachlosen. So buchten wir für den 1. September 2013 unsere Fähre nach Vancouver und überliessen die Insel den ganzen Labour Day Ausflugstouristen. In Vancouver angekommen fühlten wir uns gleich wieder wie ganze Menschen. Während Fritz 3 Tage frei hat und warm und trocken im Hotelparkhaus steht, geniessen wir die Annehmlichkeiten eines Hotels, gutes Essen und Bewegung. Man kann hier fast alles zu Fuss erkundigen und das Setting der Stadt ist wunderschön. Die Stadt bietet – wie vermutlich viele nordamerikanische oder auch australische Städte – eine hohe Lebensqualität. Das Leben findet auf der Strasse statt, es gibt viele Restaurant (Sushi ist der absolute Hammer hier!) und Cafes, man kann (könnte) sich tot shoppen oder einen der Stadtstrände belagern. Aus touristischer (und wohl auch architektonischer) Sicht ist die Stadt eher langweilig und bietet nicht allzu viel. Für uns perfekt, wir geniessen hier einfach drei entspannte Tage mit Sonne bis es dann wieder weiter geht.

Nach Vancouver werden wir über die Grenze zurück in die USA fahren und uns auf den Weg in den Yellowstone Park machen. Danach soll’s zurück an die Küste von Oregon gehen und am 26. September 2013 werden wir in San Francisco von Michi’s Eltern erwartet. Danach geht’s gleich nahtlos nach Los Angeles weiter, wo Yolanda zu uns stossen wird und wir Luis und Ron besuchen werden. Es könnte also wieder etwas dauern bis der nächste Bericht online ist.

Bildergalerie British Columbia Teil 1

Bildergalerie British Columbia Teil 2