Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Mai 14: 5 Tage, 4 Grenzen, 3 Länder, die lange Fahrt von Guatemala nach Costa Rica

Am Samstagmorgen packten wir bei Pierre am Lago Atitlan schweren Herzens unsere sieben Sachen, sattelten Fritz und die Motorräder und fuhren Richtung Grenze El Salvador. Da wir den Grenzübertritt nicht mehr am gleichen Tag schafften, übernachteten wir noch ein letztes Mal auf guatemaltekischem Boden. Von hier war es dann am nächsten Tag nur noch ein Katzensprung über die Grenze.

Dieser Katzensprung dauerte dann aber etwas länger als gedacht. Das lag in erster Linie daran, dass wir den Zauberlehrling erwischten, der zum ersten Mal ausländische Fahrzeuge ins System töggeln musste. Dazu ist zu bemerken, dass jeder Ausländer - auch von den Nachbarsländern - sein Fahrzeug temporär einführen muss. Das alles nahm ihn physisch und psychisch so mit, dass er dann auch pünktlich um 12 Uhr den Griffel hinwarf und Mittagspause machte. Mitten drin.. was für uns bedeutete, dass wir über eine Stunde zu warten hatten, bis der gnädige Herr von seinem wohlverdienten Almuerzo zurückkam. Für uns gab’s leider keinen Zmittag, da der Kühlschrank wie üblich an den Grenzen leer war und auch keine Fressstände in der Nähe zu finden waren. Die sind immer und überall, aber natürlich nie dann, wenn man sie wirklich braucht. Tja, Geduld bringt bekanntlich Rosen und so durften wir nach 4 Stunden mit knurrenden Mägen doch irgendwann noch El Salvador betreten.

In der Zwischenzeit war uns auch klar geworden, dass wir es am selben Tag nicht bis zur Grenze Honduras schaffen würden. Deshalb entschieden wir einstimmig, dass wir wohl zwei Nächte in El Salvador verbringen werden und somit die schönere Route entlang des Meers nehmen konnten. Diese entschädigte uns - insbesondere die Töfffahrer unter uns - dann aber redlich. Eine wunderschöne kurvige Strasse à la Highway 1 in Kalifornien mit wunderbaren Ausblicken aufs Meer und schwarze Strände waren Seelenbalsam für unsere Augen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir El Zonte, einer DER Surfspots in El Salvador. Sogar aus der Schweiz reisen die Surfer an, um die perfekte Welle zu finden. Schon bald genossen ein kühles Bier bei astronomisch hohen Temperaturen und Waschküchenfeeling. Zu allem Unglück war im Hostel nur noch ein Doppelzimmer frei und Karin und Markus durften die Nacht im Dorm verbringen. Wie Karin aber Simone unter vier Augen versicherte, war der Anblick der halbnackten Surferboys im Dorm Entschädigung genug.

Den nächsten Tag konnten wir dann dank der zusätzlichen Nacht in El Salvador etwas gemächlicher angehen und so fuhren wir gemütlich bis ans andere südliche Ende des Landes. San Salvador konnten wir so zum Glück links liegen lassen und die Strecke war durchaus angenehm und zügig. Einzig die Temperaturen kletterten mit jedem Meter um ca. 1 gefühltes Grad. Im Fritz mit offenen Klappen (also nicht unsere, Fritz hat auch eine Klappe bzw. sogar zwei) ging’s bei Fahrtwind ja noch. Für Karin und Markus wurde die Fahrt allerdings zur Bewährungsprobe. Bekleidet mit ihrer Töffmontur sprich Schutzbekleidung, Stiefeln, Handschuhen und Helmen standen sie am Rande des Hitzekollapses. Gekühltes Coca Cola tat mal wieder seinen bewährten Dienst. Immerhin fanden wir in der dubiosen Grenzstadt Santa Rosa de Lima ein Hotelzimmer mit Klimaanlage, so dass die beiden über Nacht wieder abkühlen konnten. Nach einem Double Whopper im Burger King (ja, in solchen Tagen findet man wieder zurück zu den Basics) gingen wir aber gleich ins Bett. Uns erwartete der wohl anstrengendste Tag unserer bisherigen Reise. Wir wollten nämlich Honduras an einem Tag durchfahren. Zwei Grenzen und ca. 120km auf schlechten Strassen standen vor uns.

Wir starteten den Tag um 6 Uhr früh. Entgegen unserem Grundsatz, eine Grenze nur ausgeruht und mit vollem Magen zu überqueren, fuhren wir ohne Frühstück und Kaffee los. Kurz nach 6 Uhr waren wir an der Grenze, wo wir auch in dieser Herrgottsfrühe bereits von den Geiern erwartet wurden. An diesen Grenzen tummeln sich hunderte von sogenannten Grenzhelfern, Geldwechseln und sonstigen Nichtsnutzen, welche einem das Leben nur schwerer machen. Sie wollen – gegen ein Entgelt natürlich – unbedingt beim Grenzübergang helfen, da dieser sonst für einen dummen Europäer nicht zu bewältigen sei. Nun denn, wir wurden die lästigen Helferlein nach ein paar heftigen Diskussionen und unzähligen „No’s“ los und waren nach ca. 2 ½ Stunden in Honduras. Endlich, wir waren da, wo wir eigentlich nie sein wollten. Deshalb gaben wir Fersengeld und fuhren die 120km bis zur nächsten Grenze in einem Schnurz durch. Die Strasse war besser als erwartet, lediglich das letzte Stück hatte so grosse Schlaglöcher, dass ganze Autos drin verschwinden konnten.

Die Grenze zu Nicaragua bewältigten wir wiederum ohne die eigentlich so unverzichtbaren Helfer in annehmbarer Zeit. Und: diese Grenze hat auch etwas Gutes: man entdeckt ganz neue Stärken an sich. Wir können alle super kopieren! Es gibt keine Grenze, bei der man so viele Kopien abliefern muss. Vom Pass, vom Fahrzeugausweis, Fahrausweis.. die hätte man ja alle schon dabei. Damit aber die ansässigen Kopiershops auch ihr Business machen können, braucht es zusätzlich auch noch Kopien vom Ein- und Ausreisestempel, von der annullierten Fahrzeugbewilligung usw. Wir fragten uns ernsthaft, wo diese ganzen Papierstapel archiviert werden? Irgendwo müssen riesige Frachthallen bis unter die Decke damit gefüllt sein. Wir werden es wohl nie erfahren.

Nun denn, nachdem wir ganze Wälder für unseren Kopierbedarf gefällt hatten, fuhren wir nach Leon. Wir waren uns einig, dass der Pool heute ein Must war. Und tatsächlich, zwei Stunden später tranken wir dekadent Bier im kühlen Nass. Das hatten wir uns aber echt verdient! Am nächsten Morgen hiess es – natürlich wiedermal nur vorerst – Abschied von Karin und Markus zu nehmen. Sie wollten Nicaragua noch etwas genauer unter die Lupe nehmen während wir weitermussten. Unsere Villa in Costa Rica rief. Wir werden uns aber hoffentlich bald in Costa Rica oder Panama wiedersehen. So durchfuhren wir Nicaragua, dank Frau Garmin inkl. Downtown Managua, und überquerten unsere letzte Grenze für eine Weile. Nach einem etwas chaotischen und unfreundlichen Teil in Nicaragua erwartete uns ein wohlstrukturierter Ablauf in Costa Rica, wo tatsächlich nur ganz wenige Kopien nötig waren. Halleluja, nach nur 1 ¼ Stunden waren wir bereits wieder auf der Strasse und überglücklich.

Nur ein paar Kilometer nach der Grenze bei La Cruz befindet sich die Finca von Agi und Guido, den Auslandschweizern. Hier machen fast alle Overlander aus der Schweiz und Deutschland halt. Man könnte hier campen, wir entschieden uns aber aufgrund der Temperaturen für eine der schönen Cabañas. Ein bisschen Luxus haben wir uns nach diesen anstrengenden Tagen ja schliesslich verdient. Zwei wunderschöne faule Tage verbrachten wir bei Agi und Guido und liessen uns von Agi’s Kochkünsten verwöhnen. Sogar ein Zürigeschnetzeltes mit Rösti gab’s und wir waren im siebten Himmel. Die Finca liegt mitten im Dschungel, hat schöne Wanderwege und ist Heimat von unzähligen Pflanzen und Tieren. So machten wir auch gleich am ersten Abend Bekanntschaft mit einer Boa, die irgendwie mit Fritz flirtete. Glück gehabt, Simone wäre mit ihren Flipflops schier draufgestanden. Und wer weiss, ob sie sich in Fritz‘ Motorraum wohl gefühlt hätte.

Von La Cruz ging‘s dann auf der Panamericana nach Uvita südlich von Punta Arenas. Dort erwartete uns das nächste Paradies: unsere Pura Vida Ecolodge! Hier erholen wir uns eine Woche lang von Strapazen und Reisen, machen gar nichts ausser faulenzen und geniessen. Ok, ein Tag wird geopfert, um Fritz wieder mal wieder gründlichst von innen nach aussen zu kehren, alles zu waschen und ein bisschen Bürokram zu erledigen. Im Anschluss werden wir dann Costa Rica noch etwas genauer entdecken bevor wir uns dann langsam Richtung Panama aufmachen. Dort wartet Mitte Juni der nächste grosse Termin auf uns: die Verschiffung über den Darien Gap.

 

 

 

Bildergalerie "Die lange Fahrt nach Costa Rica"