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Sardinien: Corona, Wanderwege und viel Rocca Rubia

Wohin reist man im Corona Sommer 2020? Das Hin- und Her und die Ungewissheit war lange gross. Die grossen Überseereiseziele waren dieses Jahr sowieso gestrichen. Also hiess es, ein geeignetes Reiseziel im Europa zu finden. Schon länger war klar, dass wir im September 3 Wochen zur Verfügung haben. Wohin also im September? Norden ist dann schon zu kalt und zu dunkel, also Süden. Im Süden waren diverse Länder jedoch Tabu, wegen Corona geschlossen. Lange standen dann Griechenland und Sardinien zuoberst auf der Liste. Die beiden Destinationen galten lange Zeit als fast Corona-frei. Irgendwann fiel der Entscheid: Sardinien. Ist nicht zu weit und im Notfall können wir von da innert kurzer Zeit wieder in die Schweiz «zurückfliehen». Also haben wir ca. 5 Wochen vor Abreise die Fähre von Genua nach Porto Torres gebucht. Gefühlte 24 Stunden nach der Buchung stand dann in den Zeitungen, dass Sardinien der neue Corona Hotspot sei. Eingeschleppt von irgendwelchen Ibiza Party Honks, welche auch mal kurz auf Isla Maddalena und an der Costa Smeralda die Champagner Korken knallen wollten. Na super.. wir überlegten uns bereits Alternativen, den ligurischen Grenzkamm wollten wir ja schon lange fahren. Es war aber klar, dass, wenn wir gehen können, dann gehen wir nach Sardinien.

So kam es dann auch.. so fanden wir uns an besagtem Freitag am Hafen in Genua wieder. Und das nicht alleine.. Tanja und Marcel von Ziellos Reisen https://www.ziellos-reisen.ch/ haben sich kurzfristig entschieden, mit uns die Überfahrt auf die Insel anzutreten. Die beiden warten schon seit Mai dieses Jahres darauf, endlich ihren Mojito und sich selbst nach Australien verschiffen zu können. Marcel und Simone haben früher lange Zeit zusammen bei der Bank gearbeitet und wir haben die beiden bereits im Mai schon mal in Braz Österreich für ein Camping Wochenende getroffen. Die Wiedersehensfreude war also gross und wurde am Hafen auch gleich entsprechend begossen. Das war aber erst der alkoholträchtige Anfang..

Mit der obligaten Verspätung von mehreren Stunden bei Fährfahrten trafen wir am nächsten Mittag in Porto Torres ein und machten uns gleich auf den Weg in den Süden. Zum letzten Mal auf einer Autobahn bzw. was davon übriggeblieben ist. Die Strassen in Honduras sind besser!

Im Südwesten ist Sardinien noch relativ unverbraucht.. weg von den touristischen Hochburgen der Ostküste kann einem hier schon einmal das Gefühl von Drittweltland und Fuchs und Hase beschleichen. Aber das war natürlich ganz nach unserem Geschmack. Ein bisschen Bolivien Feeling kam teilweise auf.. ok, das Essen war meistens besser (ja, auch in Italien kann man schlecht essen). Und ganz last but not least: im Südwesten gibt es noch jede Menge Offroad-Möglichkeiten.

So kam es, dass wir (also natürlich allen voran die Männer), entsprechende Routen aus dem Trackbook raussuchten, um sie dann mit noch nie gefahrenen Wanderwegen zu ergänzen. Mit zwei Fahrzeugen ist man ein bisschen mutiger und in Corona-Zeiten sucht man ja nach seinen Mikroabenteuern. So Mikro waren dann diese Abenteuer aber gar nicht. Gewisse Strecken liessen uns Frauen (wir geben es wenigstens zu!) Schnappatmung kriegen. Steile und ausgewaschene Wanderwege (aus irgendeinem Grund eben nicht im Trackbook als fahrbar vermerkt!) mit mannshohen Absätzen und Schräglagen, welche insbesondere Mojito ganz schön schwanken liessen. Tanja und Simone gebaren gefühlte 100 Kinder, die Männer – ganz cool natürlich – waren Herr der Situation. Diese abenteuerlichen Routen führten uns dann auch zu den schönsten wilden Plätzchen, welche weder auf irgendwelchen IOverlander- noch Stayfornight Apps registriert sind. Und das blieb dann selbstverständlich auch so.

Diese Plätzchen verhalfen uns zu einmaligen Abenden in der Abgeschiedenheit der Sardischen Berge mit Sternenhimmel, italienischen Schnulzen und – wie kann’s auch anders sein – alkoholträchtiger Weinseeligkeit.

Immer wieder fanden unsere Räder aber auch den Weg zurück an die Küste, wo wir uns dann wieder auf Camping Plätzen niederliessen und die damit verbunden Annehmlichkeiten genossen. Auf Sardinien ist wild campen grundsätzlich verboten. Solange man dies aber in den Bergen im Niemandsland macht und seinen Müll brav wieder mitnimmt und auch sonst keinen Schaden anrichtet, stört sich niemand daran (ausser das Wildschwein, das genau unter deinem Auto graben wollte). Am Meer ist es – insbesondere in der Saison – gar nicht gerne gesehen. Macht für uns absolut Sinn und wir unterstützen zwischendurch gerne auch die lokale Wirtschaft und Gastronomie.

Die drei Wochen vergingen im Flug, brachten uns aber gedanklich weit weg von zu Hause und dem ganzen Corona Wahnsinn. Irgendwann kam der Tag, an dem wir Abschied nehmen mussten. Tanja und Marcel blieben noch ein wenig länger, da ja die beiden kein Job in der Heimat zurückbeorderte. Was anfänglich mit «ein paar Tage zusammen unterwegs sein» begann, wurde 3 Wochen gemeinsamer Fun- und Abenteuer-Urlaub: Tanja und Cello, es war cool mit Euch! Wir haben viel gelacht und die Zeit mit Euch genossen! Danke dafür!

Und an Sardinien: Du bist eine wunderbare Insel, so gegensätzlich von hochtouristisch bis total zurückgeblieben mit wunderschönen Landschaften, Stränden und liebenswerten Menschen. Und das macht vermutlich wieder mal die reizvolle Mischung aus und ist der Grund, wieso wir unbedingt wiederkommen wollen!

Fotogalerie Teil 1

Fotogalerie Teil 2