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Fazit Kolumbien

Wir sind rund 2 Monate in Kolumbien gereist und haben das Land von Nord nach Süd abgefahren. Die Pazifikküste, die Halbinsel im Norden sowie den Amazonas haben wir dabei ausgelassen. Insgesamt hat uns Kolumbien gut gefallen, die totale Begeisterung fehlte aber dennoch. Nach Panama merkt man deutlich, dass man in Südamerika angekommen ist. Die gastfreundlichen Einwohner des Landes machen einem das Reisen einfach und man wird überall mit offenen Armen empfangen. Jedoch fehlten uns die weiten Landschaften und wir empfanden das Autofahren als nervig und anstrengend.

 

Sicherheit
Kolumbien hat in den letzten Jahren stark in die Sicherheit investiert und gilt heute als relativ sicheres Reiseland. Man setzt alles daran, den schlechten Ruf aus der Vergangenheit loszuwerden. Die übliche Vorsicht muss in Städten und grenznahen Gebieten angewandt werden. Die Verbesserung der Sicherheitslage im Land ist den beiden letzten Präsidenten zu verdanken, die stark in Friedensverhandlungen mit den Guerillas investiert haben. Sie waren und sind immer noch enorm bemüht, dem Land einen Imagewechsel zu verpassen. Das Aufgebot an Polizei und Militär auf den Strassen ist riesig. Bestes Vorzeigebespiel ist Medellin: eine Stadt, die einst von Drogenkartellen, Guerillas und Paramilitärs hart umkämpft war, und heute einer der Hauptanziehungspunkte für die Touristen ist.

Wir haben uns in Kolumbien stets sicher gefühlt. Die Menschen sind überaus gastfreundlich und freuen sich, dass man ihr Land bereist. Trotzdem haben wir nie wild gecampt und auch Fritz wurde nur bewacht geparkt, da Autoeinbrüche immer noch sehr oft vorkommen. Die Zeiten, als Kolumbien ein Land der Drogenbosse und –kriege war, sind aber definitiv vorbei und man kann sich sicher bewegen. Eine Ausnahme bildet da die Peninsula im Norden sowie Teile im Süden von Kolumbien. Die Peninsula ist immer noch sehr indigen und schwer zugänglich. Die indigenen Völker haben kein Interesse an den Touristen und lassen sie dies auch spüren. Bewaffnete Überfälle auf Touristen sind hier nicht selten. Wir haben deshalb darauf verzichtet, die Peninsula zu bereisen. Kurz vor und während unseres Aufenthaltes in Kolumbien waren Friedensverhandlungen zwischen der FARC und der Regierung im Gange. Dies hatte zur Folge, dass die FARC in den südlichen Teilen des Landes wieder etwas aktiver war als auch schon und es gab auch Anschläge. Wir haben deshalb im Süden darauf verzichtet, in entlegene Teile wie Caño Cristales oder Mocoa zu fahren.

Leute
Kolumbien ist mit seinen rund 45 Millionen Einwohner das drittmeist bevölkerte Land von Lateinamerika, nach Brasilien und Mexiko. Fast 50% des Landes sind nicht zugänglich, weshalb der Rest des Landes überbevölkert ist. Es reiht sich Dorf an Dorf, es gibt kaum unbewohnte Landschaftsstriche. Die Population hat drei Hauptgruppen: die indigenen Völker, die Spanier und die Afrikaner. Über die Hälfte der Menschen sind Mestizen, also Abkömmlinge von Weissen und Indigenen. Die indigene Bevölkerung spricht etwa 65 verschiedene Sprachen mit rund 300 Dialekten.

Wir haben die Kolumbianer als äusserst offen und gastfreundlich erlebt. Sie sind ein lebensfrohes Volk und es gibt immer einen Grund zum Feiern. Im Gegensatz zu den Einwohnern Zentralamerikas und Mexikos sind sie keineswegs scheu, sondern sehr interessiert an fremden Menschen. Wir empfanden sie teilweise sehr neugierig bis zu aufdringlich. Sie zögern nicht, auf einem zuzukommen und zu fragen, woher man ist, was man hier macht und wohin man will. Unser Fritz stand wie immer dabei im Mittelpunkt und war grosser Anziehungspunkt. Dies kann manchmal etwas anstrengend sein, insbesondere da die Kolumbianer wenig bis gar keinen Sinn für Privatsphäre haben. Schaut man nicht hin, krabbeln sie ins oder unters Auto, um alles genau anzuschauen, machen Fotos vom Bett und von Pyjama, ohne sich dabei etwas zu denken. Erst wenn man fragt, ob man den umgekehrt auch zu ihnen nach Hause kommen dürfe und Fotos vom Schlafzimmer machen könne, merken sie, dass das wohl nicht angebracht ist.

Auch Abstand, oder wie der Amerikaner sagt „comfort zone“, ist in Kolumbien kein Thema, weder auf dem Campground (da wo andere sind, ist es ja wohl am Schönsten), noch beim Anstehen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sich in eine Reihe stellen und warten ist hier kein Thema, wie in ganz Lateinamerika, allerdings noch sehr viel ausgeprägter. Dies führt dazu, dass man selber die Ellbogen ausfahren muss, um etwas zu erreichen. Kinder sind - wie in ganz Lateinamerika - sehr zahlreich vorhanden und wohl das grösste Gut. Sie sind immer und überall dabei und dürfen alles. Die Familienbande sind riesig und eng, man tritt selten ohne den ganzen Familienclan auf. Dabei wird es oft sehr laut. Wir dachten, Mexiko sei laut. Weit gefehlt, Kolumbien ist extrem laut! Man feiert ohne Probleme mit ohrenbetäubender Musik die ganze Nacht. Da kann ungestörter Schlaf zum Manko werden.

Landschaft/Sehenswürdigkeiten
Kolumbien ist extrem divers und bietet von Dschungel bis Wüste fast alles. Das Land teilt sich in 5 Grossgebiete: Anden, Karibikküste, Pazifikküste, Amazonien und die Llanos Orientales (Orinoco). Man könnte monatelang durch dieses vielfältige Land reisen. Höhepunkte für uns waren sicher Villa de Leyva und das Kaffeehochland, aber auch die Wüste Tatacoa und der Parque Los Nevados waren beeindruckend. Insgesamt fehlten uns aber die kargen und weiten Landschaften, die wir so gerne mögen. Von den Städten mag Cartagena mit seiner gepützelten Altstadt und dem Barrio Getsemani sicher am meisten begeistern. Die Hauptstadt Bogotà haben wir grossräumig umfahren.

Essen
Gourmets werden in Kolumbien nicht gerade verwöhnt. Fleisch wird plattgewalzt und buchstäblich zu Tode gekocht. Eine Schuhsohle ist zart dagegen. Die kolumbianische Küche ist immer noch ziemlich zentralamerikanisch gefärbt, d.h. Bohnen, Reis und Huhn bilden die Hauptnenner im Teller. Die Hauptmahlzeit des Tages ist das Mittagessen. Die typische „comida corriente“ findet man im ganzen Land und besteht meist aus einem Stück Fleisch von Rind oder Huhn mit etwas Gemüse dazu Arepa (eine Art Polentafladen) gibt es überall und wird zu allen Mahlzeiten gegessen. Diese schmecken trocken und langweilig, da sie kaum Salz enthalten. Wer Früchte mag ist im Himmel. Wir haben die leckersten Mangos unseres Lebens gegessen. Auch Ananas, Maracujas und Erdbeeren sind zu haben, und sie schmecken definitiv besser und süsser als bei uns.

Wir haben in Kolumbien viel gecampt und entsprechend viel selber gekocht. Die Versorgung mit Supermärkten ist gut, allerdings befinden sich diese leider sehr oft in den Stadtzentren. Exito und Jumbo zum Beispiel sind grosse Supermarktketten und bieten das volle Sortiment, auch mit europäischen Produkten. Wein ist teuer und wird mehrheitlich aus Chile und Argentinien importiert. Es gibt zwar in Kolumbien drei kleine Weinanbaugebiete, jedoch werden hier Verschnitte der russischen Rebsorte Isabella sowie der Trauben Barbera und Pinot Noir angepflanzt, die definitiv kein Jubilieren zulassen. Die einheimischen Biere sind wie so oft gut, am besten hat uns das Club Colombia geschmeckt.

Kaffee wird zwar in Kolumbien angebaut. Der qualitativ hochwertige Kaffee geht aber fast ausnahmslos in den Export. Für Kolumbianer ist Kaffee zu teuer und deshalb wird in den Restaurants oftmals minderwertige Ware angeboten, welche dann auch noch miserabel zubereitet ist. Kaffee selber kochen ist also die Devise. Ansonsten bietet Juan Valdez, eine starbucksähnliche Kette, guten Kaffee und Espresso an.

Autofahren
Autofahren in Kolumbien ist halsbrecherisch, der Verkehr ist höllisch. Der sonst so nette und freundliche Kolumbianer mutiert hinter dem Steuer zum hirnamputierten Vollidioten. Die Fahrprüfung findet man in Kolumbien wohl in der Chipstüte. Alle fahren Auto oder zumindest Motorrad. Offenbar scheint der durchschnittliche Kolumbianer genug Geld zu haben, um sich ein Auto zu leisten. Dies hat zur Folge, dass der Verkehr im ganzen Land enorm ist. Einsam irgendwo auf einer Landstrasse tuckern ist nicht. Es wird entweder gerast oder geschlichen, Verkehrsregeln werden überhaupt nicht beachtet, es wird immer und überall überholt, auch wenn man nichts sieht oder wenn Gegenverkehr herrscht, der Stärkere ist der Gewinner. Am Schlimmsten sind wie so oft die LKW Fahrer. Sie verstopfen die Hauptachsen, sind entweder zu schnell oder zu langsam, da heillos überladen, unterwegs und überholen auch, wenn man entgegenkommt. Die Polizei ist zwar zahlreich am Strassenrand vorhanden, aber interessieren tut sie sich kaum. Gemäss einen Unfallrisiko Rechner gibt es in Kolumbien etwa 35 Mal mehr tödliche Verkehrsunfälle als in der Schweiz, gemessen an der Anzahl Fahrzeuge. Dabei bedenke man, dass die Unfallstatistik der Schweiz mit Todesfolge auch nicht gerade die Beste ist. Die Teilnahme am Strassenverkehr stellt für uns also ein deutlich höheres Sicherheitsrisiko dar, als überfallen zu werden.

Dafür sind die Strassen in Kolumbien in einem äusserst guten Zustand. Selbst kleine Nebenstrassen sind oftmals asphaltiert und es gibt wenige Schlaglöcher. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Autofahren in Kolumbien sehr teuer ist. Ca. alle 60 bis 100km gibt es Mautstellen, welche jedes Mal zwischen 6‘500 und 10‘000 Pesos (zwischen ca. 3 bis 5 CHF) einkassieren. Das läppert sich ganz schön zusammen. Zudem reiht sich oftmals Baustelle an Baustelle, was mit Wartezeiten verbunden ist. Man sollte generell in Kolumbien vorsichtig Reisestrecken planen. Wir haben nie mehr als ca. 250km pro Tag eingerechnet, da das Vorwärtskommen schwierig ist. Im Schnitt konnten wir 50km/h fahren, egal ob gute oder schlechte Strasse. Irgendetwas versperrt immer die freie Fahrt. Alles in allem: Autofahren in Kolumbien braucht Zeit und Nerven und ist alles andere als entspannt!

Preisniveau
Das Preisgefüge in Kolumbien ist hoch, ein Vielfaches von Panama. Insbesondere Alkohol ist sehr teuer. Das Einkaufen in Supermärkten ist wie immer viel teurer als in kleinen Tiendas oder auf dem Markt. Vor allem Früchte und Gemüse können auf den Märkten massiv günstiger eingekauft werden und das Angebot ist oftmals das Bessere. Hotelübernachtungen und Restaurants schlagen ebenfalls teurer zu Buche und auch die Campingplätze sind mit Abstand die teuersten bis anhin (von USA und Kanada mal abgesehen). Auch die Preise für Diesel und Benzin sind wieder viel höher als in Panama.

Umweltschutz/Müll
Müll bzw. rumliegender Plastik ist wie immer ein grosses Thema. Auch hier mangelt es offenbar immer noch an der Aufklärung der Leute bzw. die Ignoranz ist riesig. Auch nach so vielen Reisen im lateinamerikanischen Raum ärgert das nach wie vor tierisch. Kolumbien ist der drittgrösste Palmölproduzent. Dieses wird in erster Linie für die Lebensmittelindustrie sowie zur Herstellung von Biodiesel angepflanzt. Dafür müssen riesige Flächen Regenwald abgeholzt werden und der Torfboden geht kaputt. Die Palme selbst kommt ursprünglich aus Afrika und ist somit artfremd in Lateinamerika. Der ökologische Sinn des Palmöls ist also sehr fraglich. Jährlich gehen in Kolumbien ca. 7‘000km2 Waldboden durch Besiedlung, Brandrodung und Monokulturen verloren.