Griechenland, Albanien, Montenegro, Kroatien und Österreich
Unverhofft kommt oft.. das Schicksal wollte es und wir durften bereits wieder eine 4wöchige Auszeit planen. Ursprünglich war für Juni 2019 eine Tour über den ligurischen Grenzkamm/Westalpen und Sardinien geplant. Wir waren uns aber schnell einig, dass wir mit 4 Wochen eine etwas weitere Destination in Erwägung ziehen können. Da Albanien schon länger auf unserer Bucket List stand, ergriffen wir die Gelegenheit und buchten die Fähre für Ende Mai von Ancona (Italien) nach Patras (Griechenland). Wir entschieden uns für ein One-Way-Ticket, da wir von Patras mehr oder weniger nach Hause fahren wollten.
5 Länder in 4 Wochen.. das erinnerte uns fast ein wenig an die Panamericana. Allerdings mit der Gewissheit, dass die Grenzübertritte viel einfacher und weniger zeitintensiv sind.
Die paar Tage in Griechenland machten definitiv Lust auf Mehr. Wunderschöne Strände mit kristallklarem türkisfarbenem Wasser, ein gastfreundliches Volk und eine schmackhafte Küche. Wer braucht da schon die Karibik? So könnte man es sich länger gutgehen lassen. Wir werden Griechenland in einer nächsten Reise ganz bestimmt noch etwas intensiver bereisen. Dieses Mal blieb leider nur Zeit für die Halbinsel Lefkada, welche noch etwas verschlafen in der Vorsaison lag. Genau nach unserem Geschmack, die grossen Touristenmassen blieben noch aus, man findet überall Platz und die Menschen sind noch unverbraucht. Ein gelungener Start zu unserem Roadtrip!
Albanien bot uns dann unmittelbar nach der Grenze ein sehr gegensätzliches Bild. Dieses Land hat vom grossen Aufschwung der Balkan Länder noch nicht viel abgekriegt. Es ist schwer zu glauben, dass es in Europa und so nah bei uns noch solch arme Länder gibt. Allerdings macht vermutlich genau das den Reiz für uns Individualreisenden aus. Zudem ist das Land mit seinen rund 2,8 Millionen Einwohnern sehr spärlich besiedelt. Hier ist man mehrheitlich noch allein unterwegs, die Strassen sind meistens nicht asphaltiert und die Infrastruktur ist minimal. Der einzig ernst zu nehmende Tourismus findet an der Riviera Küste statt und ist bereits in fester deutscher Hand. Nachdem Kroatien sehr teuer geworden ist, findet unser grosser preisbewusste Nachbar hier noch deutlich günstigere Plätze.
Uns verschlug es alsbald ins Hinterland, wo uns wunderschöne Landschaften, herrliche Offroad Strecken und überaus nette und gastfreundliche Leute empfingen. Wir besuchten Gjirokaster, das mit seiner historischen Altstadt seit 2005 Unesco Weltkulturerbe ist. Wir fuhren auf Naturstrassen entlang der Vjosa, einem der letzten naturbelassenen Flussläufe Europas, der bis anhin von grösserer Besiedelung und Industrialisierung verschont geblieben ist. Im Valbona Tal bestaunten und erwanderten wir die imposante Bergwelt und auf dem Weg zurück Richtung Küste nahmen wir die Fähre über den Koman Stausee bis nach Shkodra. Am grössten See Südeuropas spannten wir noch einmal ein paar Tage aus, bevor wir das nächste Land in Angriff nahmen. Albanien hat uns sehr gut gefallen. Das Land ist sehr divers, bietet unglaublich viel Abwechslung mit viel Geschichte und Kultur und die Menschen sind großartig. Sogar das Essen hat uns positiv überrascht und die Sauberkeit auf Campingplätzen war besser als auf manch schweizerischem oder deutschen Platz.
Auf der Klosterroute entlang des Shkodra Sees überquerten wir die Grenze nach Montenegro. Unmittelbar nach der Grenze merkten wir, dass wir in einem deutlich wohlhabenderen Land angekommen sind. Montenegro konnte wohl schon zu kommunistischen Zeiten vom Tourismus der Russen profitieren und hat sich nach der Öffnung relativ schnell weiterentwickelt. Die Infrastruktur ist besser, die Gebäude deutlich schöner, alles wirkt gepflegter. Allerdings mit dem Nachteil, dass ein gewisser Massentourismus auch hier angekommen ist. In der Bucht von Kotor stauen sich an manchen Tagen bis zu 5 grosse Kreuzfahrtschiffe. Welche Auswirkungen das auf das kleine Städtchen und seine Umgebung hat können wir uns denken. Wir hatten Glück. Ein Kreuzfahrtschiff verliess bei unserer Ankunft in der Bucht gerade den Hafen und wir konnten zwei Tage ohne diese unsäglichen Riesendampfer geniessen. Selbst die Altstadt von Kotor durften wir fast menschenleer erleben. Aber Montenegro bietet noch mehr als nur diese Bucht. Deshalb erstatteten wir der Bergwelt rund um das Durmitor Gebirge einen Besuch ab. Bei herrlichstem Wetter schnallten wir wieder Mal die Wanderschuhe an die Füsse und fühlten uns fast wie zu Hause.
Bald ging es dann aber weiter nordwärts, da wir noch ein paar Kilometer vor uns hatten. Auf dem Weg nach Dubrovnik statteten wir versehentlich Bosnien-Herzegowina noch eine Stippvisite ab. Stur nach Frau Garmin fahren, zahlt sich meistens nicht aus und so standen wir plötzlich vor einer Grenze deren Flagge wir nicht als die Kroatische erkannten. Nun denn, schlimmer als Zentralamerika kanns ja nicht sein. War es auch nicht. Wir unterschätzten aber die Tatsache, dass an einem Samstag viele Bosnier nach Dubrovnik bzw. ans Meer wollen. So standen wir dann an der kroatischen Grenze stundenlang in der Sonne bis wir endlich die letzten 30km in die Stadt hinter uns bringen durften.
Dubrovnik ist ein Märchen. Fast wie Venedig ohne Kanäle. Allerdings hat dieses Märchen kein Happy End mehr. Von Touristenmassen geplagt erstickt das Städtchen täglich in seinem weltweiten Ruhm. Auch hier überfallen Kreuzfahrer und asiatische Reisegruppen täglich die Stadt wie Heuschrecken. Selbsternannte Instagram Influencer lichten sich an jeder Ecke vor allem selbst ab. Deshalb reichte uns ein Tag und wir flüchteten weiter nordwärts. Kurz nach Dubrovnik bietet sich übrigens noch eine Kuriosität. Bosnien Herzegowina hat sich hier einen Zugang zum Meer bewahrt, den sogenannten Neum-Korridor. Das bedeutet, dass man innerhalb von 12 Kilometern zweimal die Grenze passieren muss. Und da Kroatien EU Mitglied ist und Bosnien Herzegowina nicht, verkompliziert das die Sache um ein Vielfaches. Wir fuhren diese Strecke an einem Sonntagmorgen und kamen dadurch zum Glück ohne grosse Staus durch. Wer preisbewusst ist (wir sind zu faul dafür und haben einen zu grossen Tank) sollte hier tanken, denn in Bosnien Herzegowina ist der Sprit sehr viel günstiger.
Bei Primosten verbrachten wir auf einem von deutschen Womo Fahrern überfüllten Campingplatz noch ein paar Tage am Meer. In Kroatien angekommen, hatte uns der Massentourismus definitiv wieder. Campingplätze mit mehr als 1000 Standplätzen sind hier die Norm und in den Läden und Restaurants spricht man Deutsch. Der alte Film von Gerhard Polt ist aktueller denn je. Wie man sich wohl fühlt, wenn man auch in den Ferien nur von Landsleuten umgeben ist und alles so läuft wie zu Hause? Nicht unseres, wir würden gerne Land und Leute kennenlernen. In Kroatien müsste man dazu aber wohl ins Hinterland, an der Küste gibt es keine Geheimtipps mehr. Das Hinterland sparten wir uns aus Zeitgründen aber einmal mehr für einen anderen Trip auf. Mit einem Abstecher über die Plitvicer Seen (da wo Winnetou früher vom Wasserfall nach Feinden Ausschau hielt und heute die Touristen sich gegenseitig die Selfie Sticks in die Nase bohren) nahmen wir die Strecke durch Slowenien nach Österreich in Angriff.
Wunderschöne letzte Tage verbrachten wir am Weissensee in Kärnten. Da ist die Welt noch in Ordnung, wir befanden uns sozusagen im Auenland. Hübsche Holzchalets mit Geranien zieren das Landschaftsbild, der See glitzert in der Sonne, Kühe stehen blöd rum, die berühmte österreichische Gastfreundschaft kommt zum Tragen und zu Mittag isst man noch eine zünftige Brotzeit.
Es war ein gelungener Trip, ohne Pech und Pannen, das Wetter war uns fast immer hold, wir haben wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaften erkundet und wieder Mal nur nette Menschen kennengelernt.