Dezember 13 / Januar 14: Ensenada bis Loreto
Die Grenze in Tecate bewältigten wir problemlos und in akzeptabler Zeit (siehe detaillierter Bericht bei Grenzübergängen). Die Strecke nach Ensenada fuhren wir dann ohne Halt durch. Hat man uns doch in den USA immer wieder und ohne Unterlass vor dem Grenzgebiet Mexikos gewarnt. Nicht mal einen Pinkelstopp haben wir uns gegönnt, so sehr haben wir uns diesen Rat zu Herzen genommen. Passiert ist nichts, wir leben noch. Hierzu ist noch zu bemerken, dass sich hier in erster Linie die Drogenkartelle verbitterte Kämpfe liefern. Touristen sind hierbei (hoffentlich) sehr selten bis nie involviert. Ausser man ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Die riskanten Gebiete in Mexiko lassen sich aber relativ gut eingrenzen und wir werden diese natürlich tunlichst meiden. Insbesondere die Amerikaner machen daraus aber eine grosse Panik und raten jedem davon ab, auch nur einen Fuss über die Grenze zu setzen. Und dabei lenken sie mal wieder geschickt davon ab, dass die USA bei weitem die höheren Mord- und Kriminalitätsraten hat als Mexiko. Allerdings haben auch wir festgestellt, dass Mexiko gleich nach der Grenze beginnt. Dies äussert sich aber nicht in erster Linie, dass man seinen Weg durch einen Kugelhagel der Drogenkartelle bahnen muss, sondern dass einfach alles mexikanisch ausschaut. Und dies wiederum bedeutet, dass sich das Landschaftsbild drastisch ändert, die Siedlungen ärmlich wirken und die Abfallberge markant höher werden. Aufklärung in Sachen Abfallentsorgung scheint in Lateinamerika leider immer noch kein Thema zu sein.
Ensenada ist mit ihren ca. 180‘000 Einwohnern eine der grössten Städte der Baja California und lebt in erster Linie vom Tourismus und den Kreuzfahrtschiffen, die hier einen Stopp einlegen. Wir genossen eine Woche lang Intensiv(st)-Spanisch. Nach dem Einstufungstest wurden wir in unterschiedliche Klassen (uff!) eingestuft. Dies bedeutete für Michi eine Woche lang 1:1 Unterricht, während Simone sich die Lektionen mit Frank, einem Kalifornier, teilen durfte. Jeden Tag von 8 bis 14 Uhr wurden wir geschlaucht und mussten uns die Zunge fuslig reden. Ganz schön anstrengend und nicht wie Ferien! Dennoch blieb jeden Tag noch genug Zeit, die Stadt auszukundschaften und Lieblingsrestaurants und –Cafes zu entdecken. Das war fast ein bisschen Alltag für uns und wir genossen es sehr.
Nach dieser Woche harter Arbeit waren wir dann so richtig ferienreif, v.a. Michi nach seiner Einzelabreibung :-) Und so fuhren wir auf direktem Weg nach San Felipe, wo uns Elsa, Francis, Isabella und Annika bereits erwarteten. San Felipe ist ein kleines Fischerdörfchen an der Sea of Cortez, welches seine besten Zeiten definitiv gesehen hat. Alles macht einen heruntergekommenen Eindruck, denn die Touristen bleiben offenbar schon seit längerem aus. Zudem ist der Winter in San Felipe die ruhigere Zeit, da es abends und in der Nacht empfindlich kühl wird. Auch tagsüber wehte oft ein kalter Wind. Wir nisteten uns auf dem einzig belebten und gut unterhaltenen Campground, Kikis RV and Campground, ein und feierten hier Weihnachten und Neujahr. Ganz stilgerecht mit Baum (ok, er war künstlich), Kerzen, gutem Essen und Geschenken. Während die beiden Girls mit viel Freude all ihre neuen Spielsachen ausprobierten (da wir kinderlos sind, konnten wir hier viel dazu lernen.. wer kennt schon Monster High?), durfte Michi zu seiner grossen Freude ein Barbie T-Shirt auspacken. Und Simone, die ebenfalls ein T-Shirt erhielt, kann nun endlich mit stolzer Brust schwarz auf weiss zeigen, was schon immer klar war. Es waren gelungene Festtage und für uns ein bisschen ein Gefühl zu Hause, da wir diese mit lieben Freunden feiern durften.
In den 10 Tagen genossen wir Sonne, Meer, gutes Essen, Bootsausflüge, ATV Racing (natürlich nur die Jungs) und gute Gesellschaft. Und natürlich musste auch noch eine gute Tat her und so retten wir einen fast verhungerten Chihuahua vom Strand vor dem sicheren Tod. Familie Watson adoptierte den Kleinen, wir führten ihn zum ortsansässigen Tierarzt, wo er eine Spritze bekam, die grösser war als er selber, und gaben ihm zu fressen. Bald war dann natürlich klar, dass Kiki – so der auserkorene Name - Amerikaner wird und mit Familie Watson nach Bend, Oregon zieht. Das kann man wohl einen Sechser im Lotto und zweimal Geburtstag nennen! In der Zwischenzeit – so hören wir die News aus Bend –ist Kiki schon in ganz Oregon bekannt und kläfft verwöhnt und in edle Tücher gekleidet vom Sofa runter. Vermutlich hat er auch das Spanisch bereits verlernt.
Zu schnell war die schöne gemeinsame Zeit vorbei und wir machten uns auf Richtung Süden, während die Watsons wieder in den kalten Norden zogen. Unsere erste Etappe entlang der Sea of Cortez hiess Bahia San Luis de Gonzaga, wo wir auf einem einfachen aber wunderschönen kleinen Campground direkt am Meer die Nacht verbrachten. Von Gonzaga ging‘s weiter über unbefestigte Pisten in die Bahia de Los Angeles. Hier lernten wir die beiden Oesterreicher Irmgard und Manfred aus Dornbirn kennen, die mit ihrem VW Camper seit letztem Mai auf Reise sind (www.womotravel.blogspot.co.at). Von dieser Bucht haben wir uns allerdings mehr versprochen und so reisten wir tags darauf gleich weiter nach Guerrero Negro. Hierher kommt man nur für etwas: Whale Watching. In der Bucht Ojo de Liebre verbringen die Grauwalkühe den Winter (Dezember bis März) und bringen ihre Kälber zur Welt. Ca. tausend Wale überwintern hier im Schnitt und ziehen dann im Frühling wieder nordwärts in die fischreichen Gewässer der USA und Kanadas. Ein einmaliges Erlebnis erwartete uns. Nachdem wir sie in Kanada und den USA immer ein wenig verpasst haben waren wir noch nie so nahe an den Walen dran. Und wir hatten das Gefühl, die knorrigen Giganten genossen es, mit dem Boot Kontakt aufzunehmen, unten durch zu schwimmen, Fluken und Finnen zu zeigen, uns mit ihrem Blas eine Dusche zu spendieren und eine Walkuh wollte sogar gestreichelt werden. Einfach atemberaubend!
Auf dem Campground in Guerrero Negro stiessen nebst Irmgard und Manfred auch die Schweizer Karin und Markus zu uns (www.2infahrt.ch). Die beiden bereisen mit ihren Motorrädern ebenfalls die Panamericana. Und dies nachdem sie bereits Zentralasien hinter sich gelassen haben und die Motorräder und sich selber mittels Luftfracht auf den amerikanischen Kontinent spediert haben. Wir genossen einen lustigen und interessanten Abend im sehr guten Restaurant des Campgrounds bei Austausch von vielen Reiseabenteuern. In Guerrero Negro mussten wir auch Fritz noch einen neuen Gummi für den linken vorderen Stossdämpfer verpassen lassen. Dieser hat sich offenbar unterwegs auf der Holperpiste verabschiedet und vermittelte so ein bootsähnliches Schwanken. Da die Garage um die Ecke dies souverän in gerade einmal einer halben Stunde erledigte konnten wir bereits noch am selben Tag den Weg weiter Richtung Süden verfolgen. In San Ignacio verbrachten wir unter Dattelpalmen und an einem kleinen See einen wunderschönen Abend und die Nacht. Auch Karin und Markus fanden den Weg dahin und so wurde aus dem geplanten alkoholfreien Abend wieder mal nichts :-)
Über Mulegé fuhren wir weiter an die Bahia de Conception. Diese Bucht mit ihren unzähligen kleinen Stränden ist eine der Hauptanziehungspunkte für die Snowbirds aus Kanada und USA. Man trifft sie reihenweise auf den einfachen Campingplätzen (ausser Plumsklos gibt’s hier nix) entlang der Strände, wo sie in ihren Riesenvehikeln überwintern. Vermutlich etwa zeitgleich wie die Grauwale. Wir liessen uns für zwei Tage am wunderschönen Strand El Coyote nieder und genossen einmal mehr das süsse Nichtstun. Nach 3 Tagen ohne Dusche war uns dann aber wieder nach Zivilisation und so trieb uns der Wind nach Loreto. Welch eine Erholung für das Auge! Loreto ist ein verschlafenes mexikanisches Städtchen im Kolonialstil. Es wird als historische Hauptstadt der Baja UND Alta California (das heutige Kalifornien) bezeichnet und wurde 1697 von Jesuiten gegründet. Die Mission ist die Mutter aller Missionen in ganz California. 1769 verliess die Franziskaner das Städtchen, um den Norden zu kolonialisieren. Daraus entstanden Städte und Missionen wie San Diego, Santa Barbara, Monterrey, San Francisco und Sacramento.
Hier lassen wir es uns zwei Tage gutgehen, erledigen Arbeiten wie Waschen, Putzen (Fritz von innen und aussen), Duschen (nach 3 Tagen ohne ist das harte Arbeit) und endlich unsere Homepage auf Vordermann bringen. Danach soll‘s weiter Richtung Süden gehen, wo wir uns ganz dekadent für 3 Tage ein all-inclusive Hotel (oje..) in San Luis de Cabo gebucht haben. Ein bisschen Luxus muss mal wieder sein, zumal er hier schon viel erschwinglicher ist.