Juli 13: Ontario, Manitoba und Saskatchewan
Nach einer längeren Reise ist man reif für ein paar Tage Badeurlaub. Deshalb zog es uns zum Lake Superior. Er ist der grösste Süsswassersee der Welt. Für die Statistiker unter uns ein paar Zahlen:
Fläche: 82‘100 Km2
Ost-West-Ausdehnung: 563 Km
Nord-Süd-Ausdehnung: 257 Km
Volumen: 11,4 Quadrillionen Liter Wasser
Einmal herum: 2‘092 Km
Schnellste Umrundung (mit Motorrad): 21h
Wirklich beindruckend! Der See macht sogar Wetter. Wie am Meer kann hier das Wetter innert kürzester Zeit umschlagen und orkanartige Winde zerren an Mensch und Zelt. Gleich drei Tage haben wir uns am Lake Superior niedergelassen und das süsse Nichtstun genossen. Dies auch wohlwissend, dass wir die nächsten Tage vor allem im Auto verbringen werden. Es hiess nämlich die beiden Provinzen Manitoba und Saskatchewan zu durchfahren. So machten wir uns auf, die rund 1‘500 km endlose Prärie in humanen Dosen hinter uns zu bringen. Da Michi wieder einmal Stadtluft schnuppern musste nach gut zwei Wochen auf Campingplätzen, legten wir zwei Tage Pause in Winnipeg, der Hauptstadt Manitobas, ein. Mitten in der Prärie erhebt sich eine Metropole mit rund 650‘000 Einwohnern. Ok, wir würden Winnipeg vermutlich nicht als Städtetrip Destination empfehlen, aber als Boxenstopp auf dem Trans-Canada Hwy eignet sie sich durchaus. Im 19 Jh. war Winnipeg das Zentrum des Pelzhandels. Der Anschluss ans Eisenbahnnetz im Jahr 1886 sicherte Winnipegs Bedeutung für den Handel. Diese relativierte sich dann jedoch mit der Eröffnung des Panamakanals wieder. Wir wurden mehrere Male von Einheimischen gefragt, was uns nach Winnipeg verschlagen hat: did you come to Winnipeg for good or bad reasons? Vermutlich wollten sie fragen: Was zum Teufel hat euch nach Winnipeg verschlagen? :-) Nun denn, uns hat’s gutgetan, zwei Tage Abgase zu schnuppern, Obdachlose um uns zu haben und Häuserschluchten zu sehen. Ach ja, und himmlisch zu essen.
Auch Saskatchewan durchfuhren wir im Schnellzugtempo. Was mit Fritz zwar immer langsam, aber doch stetig ist. Weiterhin endlose Prärie. Die Geschichte dieser Provinz ist allerdings nicht unspannend und tragisch. Die Konflikte zwischen den beiden Kulturen Ureinwohner (Cree, Dene und Assiniboine) und Europäer führten zu viel Blutvergiessen. Die Einwanderung der Europäer setzte auch das Ökosytem massiv unter Druck. 1865 gab es noch geschätzte 60 Mio. Büffel in Saskatchewan; 1876 waren es aufgrund von Massenschlachtungen durch Siedler und Jäger noch rund 500.
Da wir unbedingt noch etwas Cowboy Feeling erleben wollten, besuchten wir das Rodeo in Maple Creek. Wer schon mal an einem Rodeo war, weiss, dass dies kein tierfreundlicher Anlass ist. Schafft man es diesen Gedanken ausschalten, kann man jedoch einen hochspannenden, schnellen und lustigen Abend geniessen. Viele schöne Pferde, starke Bullen, coole Cowboys, knackige Mädels in knackigen Jeans und entspannte Atmosphäre. Ok, das mit den knackigen Mädels kann auch nach hinten losgehen. Aus etwa 200 Metern sehen sie noch knackig aus, aber bei näherem Hingucken sieht man, dass sie sich schon länger nicht mehr in solche Jeans rein quetschen sollten. Naja, dann hat Michi halt aus 200 Metern Distanz geschaut…
Am Tag darauf wohnten wir noch dem jährlichen Heritage Festival inkl. Parade in Maple Creek bei bevor‘s auf die letzten Kilometer nach Alberta ging. War noch spannend zu sehen, wie eine kanadische Kleinstadt funktioniert. An der Parade konnte eigentlich jeder mitmachen bzw. mitfahren, und ihm oder ihr wurde zugejubelt. Wir mit unserem Fritz wären vermutlich DIE Attraktion gewesen, aber wir konnten es uns dann doch noch verkneifen.
Die beiden Provinzen waren sicher nicht das Highlight unserer Reise, jedoch wurden wir angenehm überrascht von endloser, weiter und schöner Landschaft. Nun freuen wir uns aber sehr auf Alberta, die Rocky Mountains und unsere Freunde Corry und Mike.