Cape Cod bis Washington D.C.
Eigentlich war Boston angesagt. Aber wir liessen uns sagen, dass man Cape Cod nicht gesehen hat, wenn man nicht in Provincetown (oder kurz: P-Town) war. Das konnten wir natürlich nicht so stehen lassen. Kurzerhand buchten wir eine Nacht in der Stadt, welche an der äussersten Spitze des Cape’s liegt. Weiter hinauswagen kann man sich nicht, und das in allen Belangen. P-Town ist heute der Treffpunkt der schwul- lesbischen Szene. Massachusetts war der erste Staat in den USA, der die gleichgeschlechtliche Ehe zuliess. Zudem erkoren vor rund 100 Jahren Künstler und Autoren diesen Ort als ihre Sommerresidenz. Das Völkchen in P-Town ist somit bunt gemixt und gespickt mit lustigen Vögeln. Das bunte Treiben ist im Mai noch etwas zurückhaltender und wird im Juli seinen Höhepunkt erreichen. Wir nisteten uns in ein wunderschönes B&B ein (von einem Schwulen Pärchen mit vieeeeeeeeeel Liebe eingerichtet…) und genossen nochmals endlose Strände und im Lobster Pot die wohl besten Meeresfrüchte unseres Lebens! Beim Eingang des Restaurants könnte man sich direkt seinen Hummer aussuchen, welche fangfrisch aus dem Atlantik angekarrt werden. Da wir beide keine Hummer Fans sind, bestellten wir anderes Meeresgetier und fühlten uns im siebten Himmel. Bzw. Simone mag Hummer wirklich nicht wahnsinnig gerne und Michi hat keine Ahnung, wie so ein Teil zu essen ist :-)
Tags darauf ging‘s dann aber doch nach Boston. Um es vorweg zu nehmen: die Stadt hat uns nicht von den Socken gehauen. Obwohl eine der ältesten Städte der USA tritt sie relativ gesichtslos auf. Die vielen Universitäten und Colleges machen das Erscheinungsbild eher jung. Und die U-Bahn in Boston ist unsäglich nervig! Alle hundert Meter eine Station, uralte Züge, unendliche Wartezeiten, unfreundliche Angestellte und nervtötende Ansagen. Taxis sind aber nur eine Alternative, wenn man ein grosses Reisebudget hat. Naja, und das Wetter half natürlich auch nicht. Das erste Mal seit unserer Ankunft in New York regnete es wie aus Eimern. Zudem fielen die Temperaturen auf ca. 8 Grad runter. Also genau das richtige, um eine Sportsbar zu suchen und den Champions League Final zu schauen. Naja, bis auf den Sieger (sorry Bayern Fans…) war‘s ein gelungener Nachmittag.
Vermutlich ist Boston eher eine Stadt, die mehr Lebensqualität bietet als touristische Attraktionen. Somit machten wir uns nach zwei Tagen bereits wieder auf den Weg und fuhren ins Hudson Valley. Im Rhinecliff Hotel in Rhinebeck blieben wir hängen. Das Hotel liegt direkt an der Zuglinie und am Hudson und bot früher Reisenden und ihren Pferden Unterkunft. Vor ein paar Jahren hat ein Engländer (he is so british) das runter gewirtschaftete Haus erworben und umfassend saniert. Heute bietet es wunderschöne Zimmer mit Blick auf den Hudson River. Der nette James hat uns selber empfangen und bot uns einen unschlagbaren Zimmerpreis. Naja, Simone hat in ihrer bekannt liebenswürdigen Art auch erwähnt, dass wir zwei Jahre reisen und entsprechend ein limitiertes Budget haben. Und schwupp wurden aus 279 Dollar 99 Dollar. Thanks James! Wir versprachen ihm dafür, jeden Tag dem Foto der Queen, welches in der Bar hängt, zu huldigen.
Im Hudson Valley kann man wunderschöne Trekkings und Wanderungen unter-
nehmen. Es ist sozusagen das Naherholungsgebiet der gestressten und lärmgeplagten New Yorker. Da wir am Montag des Memorial Day ankamen, reisten jedoch die grossen Menschenmassen bereits wieder ab und wir hatten sowohl das Hotel wie auch das Hudson Valley fast für uns. Es gefiel uns so sehr, dass wir gleich noch eine zweite Nacht buchten.
Am 29. Mai durften wir dann noch den Musikabend und wohl Wochenhöhepunkt von Rhinebeck im Hotel miterleben. Jeden Dienstagabend treffen sich in der Hotelbar sämtliche Sänger, Musiker und solche, die es gerne wären, um ihre neusten Songs zum Besten zu geben. Man kann sich einschreiben und je nach Länge der Liste darf man ein paar Lieder mehr oder weniger trällern. Der Andrang war an diesem Abend so gross, dass die Performance auf drei Lieder pro Sänger beschränkt wurde. Michi verzichtete somit auf seinen Auftritt zu Gunsten der einheimischen Bevölkerung :-) Uns wurde ein grossartiger Musikabend mit sehr unterschiedlichen Talenten geboten.
Da der Abholtermin unseres Fritz in Baltimore nun in greifbare Nähe rückt, mussten wir uns langsam aber sicher Richtung Süden bewegen. So nahmen wir dann am 30. Mai die lange Strecke von Rhinebeck nach Annapolis unter die Räder. Mit jedem Kilometer Richtung Süden stiegen die Temperaturen um ein Grad. In Annapolis stiegen wir bei 34 Grad aus dem Auto. Annapolis ist die Hauptstadt des Bundesstaates Maryland und mit seinen Gebäuden aus dem 18 Jh. sehr hübsch. Zudem wird Annapolis USA’s Hauptstadt des Segelns genannt. Im Hafen merkt man sehr schnell warum. Unzählige Segeljachten sind hier beheimatet und eine grosse Segelregatta ging gerade im Yachtclub zu Ende, als wir ankamen. Wieder an der Ostküste und am Atlantik angekommen, genossen wir einmal mehr herrlichen Fisch und Meeresfrüchte.
Nur ein Katzensprung von der Hauptstadt Marylands weg liegt die Hauptstadt der USA: Washington D.C. Könnte man meinen.. unser Navi versagte seinen Dienst völlig. In der Zwischenzeit wissen wir auch warum. Washington wurde von zwei Stadtplanern designt, die das Ziel hatten, die Stadt möglichst übersichtlich zu gestalten. Genau das Gegenteil ist dabei rausgekommen. Die Vermischung der beiden Visionen hatte zum Ergebnis, dass die Stadt in 4 Quadranten geteilt ist, mit jeweils identischen Adressen in den Vierteln. Wir mussten somit irgendwann entnervt unser Garmin abstellen und uns auf die gute alte Papierkarte verlassen.
Mr. Obama empfing uns mit Sonne, blauem Himmel und 34 Grad. Die Gebäude sind monumental, eindrücklich und riesig, einer Hauptstadt der selbsternannten Weltmacht würdig. Die Stadt ist aber auch unglaublich teuer. Parkieren über Nacht kostet rund 40 Dollar, die Hotels in der Innenstadt haben Zimmerpreise von 300 bis 400 Dollar pro Nacht und auch die Restaurantpreise sind deutlich höher als in anderen Städten. Dank einem Schnäppchen auf Expedia konnten wir uns trotzdem Downtown einquartieren und somit die Stadt zu Fuss erkundigen. Das Mietauto genoss derweil seine Ruhetage auf seinem wohl teuersten Parkplatz seines Lebens.
In der Zwischenzeit haben wir die frohe Nachricht erhalten, dass die Atlantic Companion den Hafen von Baltimore erreicht hat und die Fracht abgeladen ist. Somit steht unser Fritz wieder auf festem Boden. Gemäss Spediteur können wir ihn am 3. Juni abholen. Davon und von unserer Weiterfahrt Richtung Norden berichten wir das nächste Mal. Ach ja.. wir haben übrigens unsere Pläne geändert. Wir streichen Alaska aus der Route. Es ist uns schlichtweg zu weit, hat im Sommer zu viele Touristen, Mücken und Regen! Dafür erkundigen wir den nördlichen Teil der Ostküste noch etwas mehr. Von Baltimore wird’s Richtung Maine und dann über die Grenze Kanadas nach Nova Scotia gehen. Somit bleibt uns mehr Zeit in Kanada.