November/Dezember 13: Sedona bis San Diego
In Sedona genossen wir in einem schönen Hotel drei entspannte Wellness-Tage bei gutem Essen und Wein. Das Städtchen Sedona selber bietet nicht allzuviel, ist in erster Linie touristisch und war zu dieser Jahreszeit auch schon ziemlich ruhig. So verbrachten wir die Tage vornehmlich am schönen Pool des Hotels und tankten neue Kräfte für den Höhepunkt unserer Canyon-Tour: den Grand Canyon!
Am Tag unserer Weiterfahrt in den Grand Canyon schlug das Wetter um, es regnete und auch die Temperaturen waren merklich tiefer. So entschieden wir uns einmal mehr, die Nächte im Grand Canyon nicht zu campen und quartierten uns in einem günstigen Motel südlich des Parkeingangs ein. Dies war eine gute Entscheidung, denn am nächsten Tag schneite es und die Temperaturen fielen unter den Nullpunkt. Nachdem wir im Motel eingecheckt hatten fuhren wir gleich in den Park, voller Vorfreude auf den grossen Wow-Effekt. Naja, dieser blieb dann leider aus. Es war so neblig, dass wir keinen Meter weit sehen konnten. Den Abgrund in den Canyon konnte man nur erahnen. Enttäuscht fuhren wir zurück ins Motel und hofften auf den nächsten Tag. Dieser war zwar noch kälter und brachte wie gesagt Schnee, aber immerhin konnte man etwas sehen. So unternahmen wir eine Wanderung entlang des Rims bis zur Bright Angel Lodge, wo wir uns mit einer warmen Suppe stärkten. Der grosse Wow-Effekt blieb aber trotzdem, obwohl wir dieses Mal etwas sehen konnten, aus. Vermutlich lag das daran, dass wir beide den Grand Canyon schon mal besucht haben und somit wussten, was uns erwartete. Schön war’s allemal, wenn auch nicht das absolute Highlight der Canyon-Tour. Für uns beide war rückblickend der Bryce Canyon landschaftlich und stimmungsmässig das Nonplusultra.
Nach dem Grand Canyon waren wir ready für die Glitzer- und Glamourwelt von Las Vegas. Diese unwirkliche Stadt inmitten der Wüste von Nevada ist einfach ein Must, wenn man in der Nähe ist. So quartierten wir uns in einem der zur Zeit angesagtesten Hotels – dem The Cosmopolitan – ein und überliessen Fritz den Händen von Land Rover Las Vegas. Während er dort einen Rundum Service erhielt vergnügten wir uns in der Spielhölle der Welt. Auf unserem Balkon des Hotelzimmers hatten wir direkten Blick auf den Strip und auch sonst waren wir mitten im Geschehen. Sie sind alle noch da: Cesars Palace, The MGM, The Mirage usw. Stars geben sich hier die Türfallen in die Hand und Starköche verköstigen deren verwöhnte Mägen. Und hier können die Amis wieder mal die Sau raus lassen und machen, was ihnen sonst in ihrem überregulierten Land verboten ist: Rauchen, Trinken, Spielen, S….! Letzteres wird Männern (wieso eigentlich nur Männern?) unverblümt auf der Strasse angeboten, auch wenn sie noch eine Ehefrau an der Hand mitschleppen. Essen und Trinken sind unwahrscheinlich teuer, man gibt das Geld, welches man bei günstigen Übernachtungspreisen einspart, doppelt und dreifach für alles weitere aus. Diese Stadt ist aber einfach umwerfend. So umwerfend, dass Simone am zweiten Tag mit einer Magen-Darm-Grippe im Bett lag (wenigstens in einem schönen Hotelzimmer) und Michi alleine das Feriengeld aufbessern musste. Soviel sei jedoch gesagt: wegen Las Vegas wird unsere Reise NICHT länger dauern. Nach drei Tagen Glitter und Glimmer hatten wir denn auch genug und so holten wir unseren Fritz ab, der gemäss Land Rover Las Vegas in einwandfreier Verfassung ist.
Am Tag vor Thanksgiving fuhren wir zurück nach Los Angeles bzw. Santa Monica. Da wurden wir bereits von Luis, Ron und Lucy freudig erwartet. Und der Truthahn – wir nannten sie Clarice – war auch schon in den Startlöchern für den nächsten Tag. Thanksgiving (Erntedankfest) ist DER Feiertag in den USA und alles handelt sich ums Essen mit der Familie. Gemäss unserer Freunde ist dies einer der letzten Feiertage, welcher wirklich noch traditionell mit der Familie verbracht wird. Wir waren natürlich extrem dankbar, dass wir diesen speziellen Tag mit Ron und Luis verbringen durften. Die beiden zauberten einen wunderbaren Turkey (siehe Fotos Clarice vorher und nachher) mit einer leckeren Füllung, dazu Cornpudding, Mashed Potatoes und zum Dessert Flans mit Schlagsahne. Dazu gab es erlesene kalifornische Weine. Wir assen und tranken den ganzen Tag und als Krönung musste sich Michi den Film „The Sound of Music“ ansehen. Wir wurden während unserer bisherigen Reise immer wieder auf diesen Film aus den 60er Jahren, mit Julie Andrews in der Hauptrolle, angesprochen. Bis vor kurzem hatten wir noch nie von diesem Film gehört, obwohl er doch anscheinend von der Schweiz handle. Endlich konnten wir uns nun davon überzeugen, dass dieser Film ganz und gar nicht von der Schweiz handelt, sondern von Österreich während des 2. Weltkriegs. Naja, Österreich oder Schweiz.. ist ja fast dasselbe! Und wir konnten eine weitere Bildungslücke schliessen. Michi hat’s knapp überlebt!
Ganze 10 Tage durften wir die Wohnung von Ron und Luis belagern und ihre Gastfreundschaft strapazieren. Die Tage mit ihnen und Lucy waren herrlich, wir haben’s sehr genossen und freuen uns bereits wieder auf ein Wiedersehen. Evtl. in Luis‘ Heimat El Salvador, wer weiss!? Thanks Ron and Luis, it was great! (and of course thank you Lucy for all the love given to us)!!
Nun hiess es aber endgültig Abschied nehmen und das letzte Stück bis San Diego bzw. zur Mexikanischen Grenze unter die Räder zu nehmen. Wir fuhren bis San Clemente, wo wir nach langer Zeit unsere erste Camping Nacht verbrachten. Es war bitterkalt! Gleichzeitig mit unserer Abfahrt von LA kam eine Kaltfront rein und die Nächte kühlten bis ein paar Grad unter null Grad ab. Auch die Tage waren nicht sonderlich warm, da ein kalter Wind – wir würden es Bise nennen – vom Meer her wehte. Wir sind uns einig, so macht Camping wenig Spass! Dies war ein Grund mehr, dass sich unsere Vorfreude auf Mexiko und hoffentlich wärmere Temperaturen von Tag zu Tag steigerte. Gemütlich gondelten wir die rund 200km entlang der Küste von LA nach San Diego, konnten uns jedoch für diesen Küstenabschnitt nicht richtig erwärmen. Mal abgesehen davon, dass hier alles extrem teuer ist (auch die Campgrounds verlangen hier horrende Preise von bis zu USD 60.—für eine Nacht!), kamen wir irgendwie auch den Menschen nicht näher. Aber vielleicht lag es auch daran, dass wir gedanklich bereits über der Grenze waren und uns auf das Neue freuten.
Die letzten Tage in den USA verbrachten wir auf einem KOA in Chula Vista, südlich von San Diego. Hier bereiteten wir den Grenzübertritt vor, wuschen und putzten und erkundigten San Diego. Hier ist man nur noch etwa 10km von der Grenze entfernt, und entsprechend kreisten die Überwachungshelikopter Tag und Nacht über uns. Schon ein eigenartiges Gefühl. Und am letzten Tag gaben wir uns noch den All-American Day im San Diego Seaworld. Obwohl wir grundsätzlich keine Befürworter von Delphinhaltung sind, wollten wir uns das nicht entgehen lassen. Shamu und seine Kollegen haben uns nicht enttäuscht. Der Tag war abwechslungsreich und die Amerikaner zeigten uns wieder mal, dass ihnen Entertainment im Blut liegt. Auch wenn einem nach einem ganzen Tag Beschallung die Weihnachtslieder bereits aus dem Halse hängen :-)
Nun beginnt aber das wahre Reiseabenteuer! Bis anhin haben wir’s eher Ferien genannt, ab jetzt wird’s anstrengender, aber hoffentlich auch spannend! Mexiko wir kommen! Nach einem erfolgreichen Grenzübertritt in Tecate (Bericht darüber dann separat im Folder Grenzübertritte) werden wir in Ensenada, ganz im Norden der Baja California, zuerst mal einen 1-wöchigen Kurs besuchen, um unser Spanisch aufzufrischen. Dies hoffentlich in getrennten Klassen, sonst hat Simone beim Einstufungstest etwas falsch gemacht :-) Anschliessend fahren wir nach San Felipe, wo wir zusammen mit Elsa, Francis und deren beiden Töchter (Freunde aus Oregon) Weihnachten und Neujahr am Strand verbringen werden.