Oktober/November 13: Los Angeles bis Sedona
Nachdem wir uns in LA noch ein fettiges Frühstück und Fritz endlich wiedermal eine Wäsche gegönnt haben machten wir uns auf Richtung Nordosten und Canyons. Wir hatten nun 4 Wochen Zeit, diesen Teil der USA zu erkundigen, um dann für Thanksgiving (28.11.2013) wieder in Santa Monica bei Ron und Luis zu sein. Dort sind wir nämlich zum traditionellen Truthahn-Essen eingeladen. Was uns in diesen Wochen erwartete, war USA at its best und vermag auch Vielgereiste wie uns noch zu beeindrucken! Einfach der Hammer und sicher ein Highlight unserer bisherigen Reise!
Nur ein paar Kilometer ausserhalb von LA merkten wir wie die Landschaft und Vegetation sich veränderte und alles sehr trocken wurde. Wir näherten uns somit bereits der Wüste. Einen ersten Halt machten wir im Red Rock Canyon, ca. 40km nordöstlich von Mojave. Dieser State Park ist ca. 110km2 gross und liegt dort, wo das südlichste Ende der Sierra Nevada mit den El Paso Mountains zusammentrifft. Hier genossen wir unser erstes Campingfeuer nach rund zwei Wochen dekadentem Stadtleben.
Tags darauf fuhren wir ins berühmte Death Valley. Wer hier nur Wüste und Einöde erwartet liegt total falsch. Landschaftlich ist das Tal des Todes absolut einmalig. Es liegt ebenfalls in der Mojave-Wüste und ist der trockenste und heisseste Punkt der USA. Ebenfalls befindet sich hier Badwaters, der tiefste Punkt (85.95 m unter dem Meeresspiegel) der Vereinigten Staaten. Flora und Fauna sind erstaunlich vielseitig und das Tal ist reich an Bodenschätzen. Jahrzehntelang wurden hier Metalle wie Gold und Silber sowie die Mineralien Talkum und Borax gefördert. Borax verwendete man früher zur Herstellung von Seife. 1933 wurde das Tal zum National Monument und erst 1994 zum Nationalpark ernannt. Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit durften wir im Death Valley durchaus angenehme Temperaturen (ca. 30° Celsius) erleben. Allerdings hat uns dann der Wind ein Schnäppchen geschlagen. Orkanartige Böen von rund 100km/h bereiteten uns eine erste schlaflose Nacht und trieben uns in der zweiten Nacht ins Hotel. Unser Hubdach hat halt auch seine Grenzen.
Wir verliessen das Death Valley mit trockenen Kehlen und einem quietschenden Fritz, liessen Las Vegas links bzw. rechts liegen (wir kommen ja nochmals) und machten uns auf Richtung Zion Nationalpark. Mehr zufällig fuhren wir dabei durch das Valley of Fire. Noch nie gehört, dafür umso beeindruckender! Einer der schönsten State Parks erwartete uns. Der Name hat der Park von seinen wunderschönen roten Sandstein Formationen, welche vor rund 150 Millionen Jahre aus Sanddünen entstanden sind. Hier übernachteten wir auf einem der wohl schönsten Campgrounds bisher bei sommerlichen Temperaturen.
Und dann reihten sich die wirklich grossen Namen aneinander. jeder kennt sie, die Meisten haben sie schon mal gesehen und doch hauen sie einem immer wieder aus den Schuhen. Als erstes liessen wir uns für drei Tage auf dem Campground des Zion Nationalparks nieder. Bei schönstem Herbstwetter und merklich kühleren Temperaturen genossen wir die Sonne und schöne Wanderungen im Tal. Der Name „Zion“ stammt übrigens von dem Mormonen Isaac Behunin, der sich hier 1863 als erster Nicht-Indianer niederliess und den Ort „Zion – gelobtes Land“ nannte. Hier war er nämlich sicher vor religiöser Verfolgung. Erwähnt sei hier noch, dass die Amerikaner enorm stolz auf ihren Tunnel im Park sind. Dieser im Jahr 1930 erbaute und 1,1 Meilen lange Tunnel war ein Meilenstein in der Geschichte des Parks und erschloss ihn vollends für den Tourismus. Heute wird er als Erlebnis und Abenteuer angepriesen. Naja, wir Schweizer sollten den Gotthard und San Bernardino definitiv touristisch mehr ausschlachten.
Durch diesen Tunnel fuhren wir sodann in den Bryce Canyon. Da der Wetterbericht Minus Temperaturen und Schnee ankündigte, beschlossen wir ein Hotel zu suchen. Dies gestaltete sich gar nicht so einfach, hier war die Saison nämlich definitiv zu Ende. Auch die Campgrounds waren bereits fast alle geschlossen. So war die einzig belebte Adresse Bryce Canyon City. Dieses „Dörfchen“ befindet sich unmittelbar beim Eingang zum Park und besteht aus einem einzigen Best Western Hotel. Dieses bietet allerdings alles, vom Supermarkt über die Autogarage bis zum Fotoatelier für Westernbilder. Eigentlich im Normalfall nicht unser Ding, aber im Anbetracht des angesagten Schneesturms und der Low Season Rate liessen wir uns ganz gerne dort nieder. Und am nächsten Tag kam er dann auch der Schneesturm. So genossen wir – wohl das erste Mal seit wir unterwegs sind – einen Tag im Hotelzimmer ohne rauszugehen. Die Temperaturen fielen unter null und am Nachmittag kam der Schnee. Wohlig eingekuschelt war uns das total egal, nur Fritz musste draussen frieren.
Am nächsten Tag schien dann zwar wieder die Sonne, jedoch bei eisigen -10°Celsius am Morgen. Fritz dankte es uns, indem wir ihn eine Weile überreden mussten, anzuspringen. Da muss wohl doch mal ein Dieseladditiv für die Kälte rein. Als die Sonne dann die Temperaturen zumindest bis an die Nullgrenze brachte, machten wir uns auf eine anspruchsvolle Wanderung in den Canyon runter. In rund 4 Stunden kraxelten wir runter und rauf und wieder runter und rauf.. es war mächtig anstrengend (bei über 2000m. ü. M. merkt man die Pumpe halt doch ein wenig) aber traumhaft schön! Den Canyon in dieser Jahreszeit zu besuchen birgt Nachteile, aber die Vorteile überwiegen definitiv. Man ist mehr oder weniger allein! Keine Touristenmassen und der Canyon entfaltet fast eine mystische Wirkung und man könnte der Legende der Pajute Indianer fast Glauben schenken. Diese besagt nämlich, dass die Hoodoos (die Felspfeiler) Urahnen sind, die als Strafe für ihre Sünden in versteinerten Sand verwandelt wurden.
Nach dem Bryce Canyon fuhren wir zum Capitol-Reef Nationalpark. Der Name stammt von den ersten Pionieren, welche an ein Riff erinnert wurden. Das Kernstück bildet eine über 150km lange geologische Formation und der Park bietet wiederum alles, was das Wanderherz begehrt. Da wir ja in der Zwischenzeit zu Rotsocken mutiert sind, genossen wir auch diese wunderschöne Landschaft bei einer ausgedehnten Wanderung.
Weiter ging’s zu den nächsten Höhepunkten Arches Park und Canyonlands Nationalpark. Diese liegen beide in der Nähe von Moab, wo wir uns für ein paar Tage in das wohl traditionsreichste (und günstigste) Motel der Stadt einnisteten. Nicht gerade 5 Sterne, aber zumindest warm. Und hey, was für John Wayne gut genug war, ist für uns auch total ok :-) Moab ist das reinste Outdoor-Mekka und hier trifft sich alles, was irgendwie einen offroad tauglichen Untersatz hat. Von ATV über Motocross über Mountainbike bis Hummer… somit eigentlich DAS geeignete Terrain für Fritz. Da aber dringendst ein Service fällig war und Fritz an allen Ecken und Enden quietschte und knarrte, wollten wir ihm das nicht antun. Daher erkundigten wir zunächst Canyonlands the american way (kein Schritt zu Fuss) und erlebten einen gemütlichen Abend mit Franziska und Felix in deren Landcruiser mit Wohnkabine. Sie sind bereits seit mehreren Jahren unterwegs und bereisen die Panamericana von Süden nach Norden. Wir waren extrem dankbar, brühwarme und aktuelle News aus Mexiko und anderen Zentralamerikanischen Ländern zu bekommen. Und die beiden beweisen, dass man das Ganze durchaus gesund und in einem Stück überleben kann und dabei sogar noch viel Schönes erlebt.
Anschliessend fuhren wir, da die Temperaturen merklich angestiegen waren, noch für zwei Tage in den Arches Park zum campen. Ein wunderschöner Campground erwartete uns da und die abendliche Kälte konnten wir gut mit einem schönen Feuer überbrücken. Zwei Wanderungen führten uns zu den schönsten Bögen und Löchern dieses zu Recht berühmten Nationalparks.
Dann zog es uns wieder südwärts, Grobrichtung Las Vegas. Dabei fuhren wir durch das so bekannte und vielfotografierte Monument Valley. Der Park befindet sich im Reservat der Navajo Indianer und ist kein staatliches Schutzgebiet. Wer kennt sie nicht, die Tafelberge, die in so vielen Western mit John Wayne eine Rolle spielten? Nun denn, es gibt landschaftliche Formationen, die extrem fotogen sind, aber dann in der Wirklichkeit eher enttäuschend sind und umgekehrt. Uns jedenfalls vermochte der Park nicht übermässig zu beeindrucken. Auch der Scenic Drive, welcher in ca. 1,5 Stunden durch den Park führt, ist mehr ärgerlich als entspannt und ein Wagnis für alle Autoreifen. Kein Wunder gibt es ausserhalb des Parks Tire Repair Stores en Masse! Interessanterweise sind hier in der Umgebung auch alle Hotels doppelt bis dreifach so teuer wie bei allen anderen Parks, selbst in der Tiefsaison. Nun denn, vielleicht waren wir auch langsam zu verwöhnt in Sachen Canyons und deshalb fuhren wir bald weiter nach Flagstaff.
Dieser Ort in Arizona war für uns geeignet, unsere Ausrüstung zu überprüfen, auszumisten und aufzustocken. So langsam müssen wir uns mit Mexiko befassen und da schadet es nichts, gewisse Vorräte und Ersatzteile hier noch zu beschaffen. Von hier aus machen wir noch einen Abstecher nach Sedona, wo wir uns ein paar Wellness Tage gönnen werden (gesponsert von Michi’s ehemaligen Arbeitskollegen von Canon Schweiz -> vielen Dank nochmals!!!) bevor wir zum Schluss- und hoffentlich absoluten Höhepunkt der Canyon Tour fahren: zum Grand Canyon. Auf dem Weg zurück nach LA werden wir noch drei Tage Las Vegas einbauen, wo Fritz dann endlich zu seinem wohlverdienten Rundum-Service kommt.