August / September 2014: Popayan (Kolumbien) bis Salango (Ecuador)
In Popayan liessen wir es uns gutgehen. Obwohl die Stadt selber eigentlich nicht so viel zu bieten hat, genossen wir unser Hotelbett, das eigene Bad mit heisser Dusche und gönnten auch Fritz wiedermal einen Ölwechsel. Michi besuchte während dieser Woche noch den Markt im kleinen Dorf Silvia. Alles andere als touristisch, aber dafür umso authentischer. Simone hingegen hatte genug von Märkten und genoss einen halben Tag ohne ihren nervigen Ehemann :-)
Warum ausgerechnet in Popayan jedes Jahr ein Gourmet Festival stattfindet, blieb uns allerdings verborgen. Die Restaurants in der Innenstadt kann man an der Hand eines Schreiners abzählen. So kam es, dass wir gleich dreimal im gleichen Restaurant landeten, welches von einer Schweizerin geführt wird. Sogar ein waschechtes Käsefondue durften wir dort geniessen. Ja, ein bisschen Heimweh muss auch sein und zu Hause ist es eben doch am schönsten.
Noch in Popayan erhielten wir von Karin und Markus bzw. Markus’ Cousine Manuela die Einladung, auf ihrer Kaffeefinca in der Nähe von Timbio ein paar Tage zu verbringen. Manuela lebt seit ein paar Jahren mit ihrer kolumbianischen Partnerin Ana in Timbio. Die beiden betreiben hier eine Kaffeefarm im kleinen Rahmen, beide arbeiten aber auch noch „nebenbei“ im Tourismusgewerbe bzw. als Psychologin. Die beiden ziehen aber nächstes Jahr für eine gewisse Zeit zurück in die Schweiz, nach Zürich. Wir durften mit den beiden, und natürlich Karin und Markus (die beiden gehören ja nebst Fritz schon zur Familie), ein paar herrlich gemütliche und lustige Tage verleben. Liebe Manuela, liebe Ana, herzlichen Dank nochmals für Eure Gastfreundschaft! Wir sehen uns hoffentlich in Zürich wieder einmal!
Von Timbio ging’s dann endgültig Richtung ecuadorianische Grenze. Mit einem Zwischenstopp in Chachagui erreichten wir Ipiales, welches ein paar hundert Meter vor der Grenze nach Ecuador liegt. In der Nähe befindet sich auch der Pilgerort Las Lajas, wo wir die berühmte Neogotische Kirche besuchten. Die Kirche wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut, weil eine Einheimische im Jahr 1754 mal behauptet hatte, hier das Gesicht der Jungfrau Maria gesehen zu haben. Seither ist Las Lajas ein bekannter Wallfahrtsort, und Pilger aus aller Welt strömen hierher, um der Jungfrau zu huldigen. Wie immer, wenn sich die Gelegenheit bietet, entledigten auch wir uns von unseren Sünden und waren somit geläutert und bereit für Ecuador.
Nach einer eisigkalten Nacht in Ipiales auf ca. 2‘800m. ü. M. fuhren wir unsere letzten Meter in Kolumbien und erlebten einen problemlosen und effizienten Grenzübergang nach Ecuador. Ausser ein paar Kopien, die in Farbe sein mussten (wir hatten natürlich nur schwarzweiss dabei), ging alles sehr schnell und wir wurden mit einem 90 Tage Visum sowohl für uns wie auch für Fritz in Ecuador begrüsst. Nach rund einer Stunde waren wir bereits wieder auf der Strasse und hatten somit genug Zeit, auf dem Weg nach Ibarra noch den Friedhof von Tulcan anzuschauen. Dieser ist sehenswert, weil sich hier die Friedhofsgärtner frei austoben dürfen. Riesige Kunstwerke von geschnitzten Büschen säumen die Wege und die Gräber. Da macht der Job als Jardinero wohl noch richtig Spass!
Anschliessend fuhren wir auf direktem Weg nach Ibarra zur Finca Sommerwind (www.finca-sommerwind.com). Dort wurden wir von Patrizia, Hans ihrer Tochter Jördis aufs Herzlichste begrüsst. Die Auswanderer führen diesen Campground seit rund einem Jahr nach bester deutscher Gründlichkeit. Heisse Duschen, Strom, Wasser, schöner Ausblick, gepflegtes Grundstück und jeden Sonntag Grillade. Einfach herrlich! So kam es auch, dass wir eben kaum mehr wegkamen. Wir blieben und blieben und unternahmen mit Hans gleich zwei Touren. Einerseits mit lokalen Leuten vom Tourismus eine Tour in den Norden von Ecuador. Diese Gegend ist bis anhin kaum touristisch erschlossen, und deshalb haben es sich diese Herren auf die Fahne geschrieben, das zu ändern. Wir durften sozusagen als touristische Versuchskaninchen mit auf die Tour, und Michi versprach als Gegenleistung, die entsprechenden Fotos zu schiessen. Dabei besuchten wir ein fossiles Museum, den dazugehörigen Fundort der Knochen, einen Trockenwald sowie eine weitere Pilgerstätte.
Andererseits unternahmen wir mit Hans und Karin & Markus, die auch zwei Tage später auf der Finca Sommerwind eintrafen, eine dreitägige Tour an die Küste. Dort erwartete uns ein so ganz anderes Ecuador. Man hätte auch in Westafrika sein können. Schön ist anders, aber interessant war’s! Eben auch ein Ecuador abseits der ausgetrampelten Touristenpfade. Wir fuhren mit dem Pickup nach Las Peñas, wo wir am Abend DIE Meeresfrüchte Platte unseres Lebens assen und in einem netten Hostal am Meer übernachteten. Am nächsten Tag ging’s früh los, und wir nahmen das Schiff, um von Borbón in die Mangroven zu tuckern. Das war wirklich eindrücklich. Einfach mal wieder Stille und nur das Knacken der Krabben.. Balsam für die Ohren! Im Laufe des Tages besuchten wir diverse Stationen, wie ein kleines Museum, welches Fundstücke aus der präkolumbianischen Zeit beherbergt, eine Kakao Plantage, eine Kokosnuss Plantage, Hersteller von Cocada (eine Mischung aus Kokosnuss, Zuckerrohrsyrup und Nüssen), und die Insel Limones. Als das Schiff dort wieder ablegte, merkten wir, dass wir Michi fast vergessen hätten. Obwohl er angedeutet hatte, dass er sich hier niederlassen und sich eine lokale Schönheit suchen wolle, war er dann doch ganz froh, als das Schiff nochmals zum Steg zurückkehrte und er rein springen konnte.
Zurück in Las Peñas assen wir am Abend nochmals hervorragenden Fisch und genossen danach eine 80er und 90er Party bei Gasolina Aerolina und Rasputins‘ Revenge. Anschliessend mussten wir alle im Bett den Fuss raushalten, um zu bremsen, und der hämmernde Kopf dankte es uns am nächsten Morgen gründlich. Nach der Rückkehr auf die Finca Sommerwind genossen wir nochmals ein paar unbeschwerte Tage bei bester Gesellschaft und ausgiebigem Kochen in der gut ausgerüsteten Küche. Sogar Zopf backten Karin und Simone wiedermal. Was für ein Genuss! Das fand offenbar auch Snorre, unser Lieblingshund auf der Finca. Denn am nächsten Morgen fehlte der Zopf in der Küche. Irgendwer hat die Türe offengelassen. Die Aufregung war gross.. wo war der Zopf geblieben? Der Verdacht fiel schnell auf Snorre, Beweise fehlten jedoch. In dubio pro reo, er blieb trotzdem unser Lieblingshund während wir lustlos auf dem Toastbrot rumkauten. Anderen Reisenden wurden bereits die Kamera, der Computer oder das Iphone gestohlen. Uns bisher nur ein Zopf.. deshalb hakten wir das Ganze als relativ überschaubare Tragödie ab.
Schweren Herzens verabschiedeten wir uns irgendwann von Patrizia, Hans & Jördis, Kristina & Jens, welche nun längere Zeit auf der Finca Sommerwind bleiben werden nachdem sie bereits ganz Südamerika bereist haben, dem Pferd Hans und all den Hunden. Wir wären gerne noch ewig geblieben, aber irgendwann mussten wir einfach wieder auf die Strasse kommen. Euch allen vielen Dank für die schöne Zeit! Auf direktem Weg fuhren wir zum Nationalpark Cotopaxi und überquerten dabei den Äquator. Wieder war ein Meilenstein unserer Reise geschafft, wir waren nun auf der Südhalbkugel angekommen.
Seit ein paar Jahren sind die Nationalparks in Ecuador umsonst und man darf auch gratis campen. Dieses Angebot nahmen wir natürlich war, und Fritz schlängelte sich brav auf rund 4000m. ü. M. Kalt, windig und neblig war‘s. Leider zeigte sich der Cotopaxi nicht so schön unverhüllt wie vor 7 Jahren. Deshalb zum Vergleich noch ein altes Fotos von damals. Trotz des schlechten Wetters unternahmen wir am nächsten Tag eine Wanderung rund um die Lagune. Unsere alten verrosteten Knochen wurden endlich wiedermal etwas bewegt. Auf dieser Höhe war das dann auch ganz schön anstrengend, und leider blieb uns die wohlverdiente heisse Dusche danach vergönnt. Trotzdem verbrachten wir einen schönen Abend am Feuer mit Erica und Sam (www.songoftheroad.com), denen wir seit Mexiko auch immer wieder begegnen.
Von den Bergen noch nicht genug, fuhren wir anschliessend zur Laguna Quilotoa. Auch diese hatten wir bereits vor 7 Jahren besucht. Es war eindrücklich zu sehen, wie sich der Tourismus in den dazwischenliegenden Jahren entwickelt hat. Wo früher am Rande der Laguna nur ein paar Bretterhäuschen standen, befindet sich heute ein richtiges Touristendorf, mit einem riesigen modernen Visitor Center, Hotels und Restaurants. Da aber dort oben der Wind mit gefühlten 100 Stundenkilometern pfiff, übernachteten wir etwas weiter unten im Hostal Cloud Forrest. Hier durften wir auf dem Parkplatz campen und alle Annehmlichkeiten des Hostals inkl. der heissen Dusche nutzen. Auch trafen wir auf alte Bekannte, Michelle und Brian, die mit ihren Motorrädern unterwegs sind. Sie erzählten uns, mit schmerzverzogenen Gesichtern, von einer wunderschönen Wanderung von der Lagune zum Hostal. Am nächsten Tag nahmen dann auch wir die rund 11 Kilometer in Angriff, die entlang der Lagune, dann über eine Ebene, runter ins Tal, über einen Fluss und wieder rauf ins Dorf führte. Auf den letzten Metern vor dem Dorf empfingen uns Michelle und Brian mit lachenden Gesichtern, während wir nun wussten, wieso die beiden am Vortag kaum noch die Treppen runterkamen. Der Muskelkater am nächsten Tag war gross, aber schee war’s trotzdem!
Nach so viel Höhenluft brauchten wir dann endlich wiedermal eine Meeresbrise. Wir fuhren die wunderschöne Strecke von Quilotoa nach Manta ans Meer in einem Tag und durften bereits um 17 Uhr unser erstes Bier am Strand öffnen. Die Strassen in Ecuador sind wirklich toll, der Verkehr ist nach Kolumbien herrlich wenig und man kommt zügig voran. Von Manta ging’s dann direkt nach Salango, etwas südlich von Puerto Lopez, wo wir in der Hosteria Islamar einen traumhaften Platz fanden. Mit Rundumblick über den Pazifik, geniessen wir hier mal wieder ein paar faule Tage und schauen den Buckelwalen beim Spielen zu. Ecuador begeistert uns beim zweiten Besuch viel mehr als erwartet.