Februar 14: Puerto Vallarta bis Valle de Bravo
In Puerto Vallarta genossen wir unsere letzten Strandtage. Zumindest zwischenzeitlich, denn irgendwann werden wir ja wieder an der Atlantikküste landen. Puerto Vallarta, oder die Perle des Pazifiks, wie es auch genannt wird, hat sich von einer der wichtigsten Hafenstädte der Spanier im 16 Jahrhundert zu einer der grössten Feriendestinationen Mexikos entwickelt. Hier verbringen vor allem Amerikaner und Kanadier ihre Strandferien in einem der vielen Strandresorts. Wir liessen es uns ebenfalls ein paar Tage gut gehen, genossen den Malecon (Strandpromenade) und die Altstadt mit ihren vielen Restaurant und Bars.
Nun waren wir aber endgültig reif fürs Hochland und so machten wir uns auf Richtung Tequila. Der Name ist hier Programm, denn in Tequila und in den umliegenden Orten wird das gleichnamige Feuerwasser aus der blauen Agave hergestellt. Diese Kunst durften wir uns in einer Brennerei im Ort genauestens erklären lassen. Im Alter von 8 bis 12 Jahren werden die Agaven von den Feldern geerntet, von den Blättern befreit und in die Destillerien gekarrt. Für die Herstellung des Schnaps wird nur das Herz der Agave verwendet, welches zuerst bis 36 Stunden in überdimensionalen Dampfkochtöpfen gekocht wird. Danach wird daraus der Saft gewonnen und fermentiert. Aus den faserigen Abfällen wird Papier hergestellt. Natürlich gibt es wie beim Wein auch beim Tequila unterschiedliche Qualitäten, je nach Dauer und Art der Lagerung. Die günstigeren und wenig gelagerten Sorten werden mehrheitlich für Mixgetränke benutzt, während die länger und in Eichenfässern gelagerten pur getrunken werden. Da früher der Alkoholgehalt des so gewonnenen Schnaps extrem hoch war, musste man ihn mit Salz und Zitrone geniessen. So wurde der Alkoholgehalt reduziert. Dieses Prozedere ist heute allerdings nicht mehr nötig, da der Tequila nicht mehr so hochprozentig ist. Deshalb machen das auch nur noch Nicht-Mexikaner. Genau wie die Geschichte mit dem Wurm im Tequila. Die gibt es nämlich nicht. Früher kam es vor, dass bei der Herstellung des Mezcal (ähnlicher Schnaps, der jedoch aus einer anderen Agavenart hergestellt wird) sich ein Wurm bzw. eine Made, die in der Agave lebt, im Getränk befand. Daraus hat sich dann die Sage um den Wurm im Tequila entwickelt und wird noch heute als Touristengag verkauft.
Nachdem wir genug Tequila probiert und auch getrunken hatten fuhren wir zum grössten natürlichen See von Mexiko, zum Lago de Chapala. Auf dem Weg dahin machten wir noch einen Umweg über die Ruinen von Teuchitlan. Diese kreisförmigen Pyramiden und Dörfer wurden ca. 300 v. Chr. von den „Los Guachimontones“ errichtet. Auf den Pyramiden beteten sie in Dürrezeiten zu Gott. Das Kreisförmige symbolisierte dabei die Unendlichkeit der Götter. Die Pyramide diente dazu, die Nähe zu Gott herzustellen. Diese Ruinen wurden erst kürzlich entdeckt und ausgegraben. Somit sind sie noch nicht so bekannt und wir konnten diese und das dazugehörige Museum ganz alleine und bei herrlicher Ruhe bestaunen.
Nach kurzer Weiterfahrt kamen wir dann am Lago Chapala an. Dieser befindet sich ca. 45 km südlich von Guadalajara und ist umringt von Bergen. Dieses wunderschöne Erholungsgebiet zieht an den Wochenenden auch die Bewohner von Guadalajara in Massen an. Wir nisteten uns auf dem Wohlfühl-Campingplatz Roca Azul in Jocotepec ein, welcher sich direkt am See befindet und eine etwas eigenartige Kombination von Campground und Schwimmbad mit mehreren Pools darstellt. Hier trafen wir auch Bonnie und Jim wieder, zwei Kanadier aus Neufundland, die wir bereits in San Blas kennengelernt hatten. Sie flüchten jeweils vor dem kalten Winter in ihrer Heimat und kommen seit Jahren nach Mexiko. Mit ihnen verbrachten wir einen lustigen und interessanten Abend bei gutem Essen und Bier, Wein und Tequila. Daneben waren wir umringt von Schulklassen, die hier, nicht ganz leise, eine Art Schullager verbrachten.
Wir erkundeten Jocotepec zu Fuss, welches noch erfrischend mexikanisch ist. Wir lieben diese mexikanischen Dörfer. Die Atmosphäre erinnert uns an Italien. Tagsüber hört man nur die Hähne krähen und an Feierabenden und Wochenenden versammelt sich die Dorfbevölkerung an den Plazas. Essen ist grossgeschrieben wie überall in Mexiko. An den vielen Essensständen entlang der Strassen kann man sich mit Tacos, gegrillten Hühnern & Co. eindecken und auch das Einkaufen ist ein wahres Erlebnis. Man findet in den Tante Emma Läden einfach alles, man muss eben nur wissen wo.
Mit dem Bus unternahmen wir von Jocotepec einen Ausflug nach Guadalajara. Diese 4.5 Millionen Stadt ist Mexikos zweitgrösste Stadt und mit ihren vielen Plazas und Brunnen überraschend schön. Und das Busfahren erinnerte uns an gute alte Zeiten, als wir in Südamerika rumgereist sind. Die nostalgischen Gefühle verliessen uns dann aber auf dem Heimweg schnell wieder, als unser Bus gerammelt voll und ohne Klimaanlage ca. 2 Stunden im Stau stand. Wieder in Jocotepec angekommen liebten wir unseren Fritz grad noch ein wenig mehr.
Wir liessen Guadalajara hinter uns und machten uns auf nach Guanajato im gleichnamigen Staat, ein Weltkulturerbe der Unesco. Die Minenstadt wurde 1559 aufgrund der reichen Silber- und Goldvorkommen gegründet und trug 250 Jahre lang ca. 20% zur weltweiten Silbergewinnung bei. Bis 1765 König Carlos III von Spanien die Macht übernahm und in einem Dekret von 1767 die Jesuiten von den spanischen Herrschaftsgebieten verbannte, profitierten vor allem koloniale Barone davon. Das Dekret führte 1810 zum Aufstand und Freiheitskrieg, angeführt vom Freiheitskämpfer Miguel Hidalgo. Erst nachdem der Freiheitskrieg gewonnen war, gingen die Silberminen zurück an die Bevölkerung und trugen somit zum Wohlstand der Stadt und der Provinz bei. In den späten 90er Jahren brillierte der Staat Guanajato mit der tiefsten Arbeitslosenquote und mit einer Exportrate, die dreimal höher lag als der Durschnitt des ganzen Landes. Wir genossen die Stadt, mit ihren engen Gässchen, dem einzigartigen Tunnelsystem, den farbigen Häuschen und den guten Restaurants. Mittlerweilen auf 2‘000 m ü. M. angekommen bemerkten wir des Nächtens zwar wieder deutlich kühlere Temperaturen, was aber dem guten Schlaf in keinster Weise einen Abbruch vermochte.
Weiter ging’s nach San Miguel de Allende, wo wir vier erholsame Tage in dieser schönen Stadt verbrachten. Sie ist zwar fest in Gringo Hand, denn hier haben sich sehr viele Amerikaner niedergelassen, was ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch tut. Mit ihrer imposanten Kirche, den kolonialen Gebäuden, den Pflastersteinstrassen und der lebendigen Plaza hat die Stadt einen ganz besonderen Charme. Michi unternahm zudem noch eine Bike Tour ins Hinterland. Zusammen mit Witt, den wir zusammen mit seiner Frau Jen und Sohn Quinn in Guanajato kennengelernt hatten, genoss er es, wiedermal auf dem Drahtesel zu sitzen und das Umland von San Miguel de Allende zu erkundigen. Nur sein Hinterteil hat sich nach über einem Jahr nicht im Sattel noch Tage danach beklagt.
Schon vor ein paar Wochen haben uns die Schweizer Doris und Marcel, die seit 8 Jahren im Valle de Bravo leben, per Email angeschrieben. Sie sind damals nach Mexiko ausgewandert und kehren jedes Jahr für 2 bis 3 Monate in die Schweiz zurück, um zu arbeiten. Sie legten uns nahe, diese schöne Gegend nahe von Mexiko City ja nicht zu verpassen. Valle de Bravo ist ein Pueblo Magico und beliebte Wochenenddestination der reichen Gesellschaft von Mexiko City. So machten auch wir uns auf, diese Gegend zu besichtigen und natürlich war ein Besuch bei Doris und Marcel vereinbart. Dabei blieb es allerdings nicht. Wir durften unseren Fritz zu ihnen aufs Grundstück stellen, die beiden zeigten uns die Gegend und bewirteten uns auch noch. Paradiesische Zustände kann man da nur sagen.
Und dann wartete ein ganz besonderes Highlight auf uns. Im Valle de Bravo gibt es nämlich, wie an ca. 3 anderen Orten in Mexiko, ein Sanctuario der Monarch Schmetterlinge. Diese überwintern hier von November bis März bis sie dann wieder den Weg in den Norden bis nach Kanada unter die Flügel nehmen, um dort den Sommer zu verbringen. Nachdem man sich auf rund 3‘500m ü. M. empor gekämpft hat (wir haben zugegebenermassen für den Weg nach oben das Pferd genommen, Michi’s Hinterteil freute sich besonders) trifft man diese wunderschönen Kreaturen zu Tausenden bzw. zu Millionen an. Sie hängen in Trauben an den Bäumen und bei wärmeren Temperaturen fliegen sie, um an Wasser zu gelangen. Was für ein Erlebnis! Wir können uns nicht erinnern, wann wir in der Schweiz zum letzten Mal einen Schmetterling gesehen haben und hier fliegen sie um einen herum oder landen sogar auf Hand und Kopf. Und wenn es still ist, hört man ihre Flügelschläge wie ein leises Rauschen. Fast wie ein Traum kam es uns vor.
Mit Doris und Marcel bestiegen wir auch den Vulkan Nevado Toluca. Er ist mit seinen 4‘700m ü. M. der vierthöchste Gipfel Mexikos. Der Vulkan ist schon länger nicht mehr aktiv und deshalb kann er und seine beiden Kraterseen ganz entspannt bestaunt und bewandert werden. Trotz dünner und auch merklich kalter Luft meisterten wir den kurzen aber saftigen Höhenanstieg alle ohne Probleme. Wieder bei Doris und Marcel beim Haus angekommen gesellten sich dann noch Willi und seine Frau Margha zu uns. Willi ist Deutscher und ein echtes Unikum. Seit mehr als 10 Jahren ist er mit seinem Lastwagen, seinem Hund Scotty und seiner Katze Georgie auf Reisen. In Mexiko hat er seine Frau Margha kennen und lieben gelernt und seither leben die beiden mit den Vierbeinern in der Nähe von Morelia im Staat Michoacan. Wir verlebten zu sechst einen sehr schönen und interessanten Abend bei angeregten Diskussionen. Leider hiess es tags darauf Abschied nehmen, da uns eine der grössten Städte der Welt rief. Doris und Marcel: vielen herzlichen Dank für Eure Gastfreundschaft! Wir haben es sehr genossen!
So umfuhren wir dann Mexiko City grossräumig, schliesslich wollten wir Fritz das traumatische Erlebnis vom Verkehr in diesem Moloch nicht antun. So fuhren wir nach San Juan Teotihuacan. Dieses Städtchen ca. 50km im Nordosten der City ist Heimat der Sonnen- und Mondpyramide, eine der grössten historischen Stätten der Vorspanischen Zeit in Mexiko. Diese wollen wir natürlich erkunden und auch ein Städte Trip in die 26 Millionen Stadt ist geplant. Hier können wir Fritz sicher auf dem Campground abstellen und mit dem Bus in die riesige Metropole reinfahren. Davon und natürlich vieles mehr aber dann das nächste Mal.