März / April 2014: Puerto Angel bis Chetumal, inkl. Havanna
4 Tage haben wir an der paradiesischen Zipolite Beach dem süssen Nichtstun gefrönt. Danach waren unsere Batterien gefüllt, um die anstrengende Strecke Richtung Palenque in Angriff zu nehmen. Mit Zwischenstops in Tuxtla Guitierrez und San Cristobal schafften wir das Abenteuer in 3 Tagen.
Abenteuerlich war es tatsächlich, insbesondere der Abschnitt zwischen Ocosingo und Palenque. Diese Strecke ist bekannt für Strassenblockaden. Fast jeden Tag wird die Strasse sei es von Lehrern, Polizisten, Landarbeitern oder anderen Berufsgattungen mit Lastwagen und Nagelbrettern blockiert, um so seinen Unmut kundzutun oder mehr Lohn zu fordern. Zudem ist Chiapas die Provinz der Zapatisten, die immer wieder mal für mehr Autonomie für die Provinz plädieren. Die Polizei schaut zu und macht gar nichts. Wir hatten Glück. Als wir fuhren, gab es offensichtlich keinen Anlass zum Streik oder auch die Demonstranten brauchten mal einen Ruhetag. Tage vor uns und nach uns – so hörten wir von anderen Reisenden – wurde die Strasse wieder fast jeden Tag gesperrt. Man wartet dann jeweils stunden- oder sogar tagelang bis sie wieder geöffnet wird. Die Strecke bietet aber auch sonst noch allerlei Abwechslung und Freude. Da der Beifahrer ja nicht wirklich viel zu tun hat, haben wir mal gezählt. Das Fazit:
Streckenlänge: 220km
Anzahl Topes (Bremshügel, Schwellen): 272
Löcher (so gross, dass ein Kind reinfallen kann): 142
Hunde (auf der Strasse): 56 (das sind eigentlich wenige, vermutlich weil es geregnet hat)
Aggressive Ureinwohner: 5 (die uns mit über die Strasse gespannten Seilen versucht haben zu zwingen, ihre Bananen zu kaufen)
Fahrzeugbrand (bzw. –explosion): 1
Fahrzeit: 7h
Hier ist also wiedermal der Beweis: Reisen ist nicht immer wie Ferien!
Nach dieser Fahrt waren wir eigentlich schon wieder reif für den Strand. Aber nichts da! Uns erwarteten der Dschungel und die Maya Ruinen von Palenque. Bei ca. 35 Grad und Regen nisteten wir uns auf dem Mayabell Campground ein, wo uns bereits die Brüllaffen empfingen. Diese leben hier in den Bäumen rund um den Campground und halten nachts die Camper wach. Am nächsten Tag konnten wir zu Fuss zu den Ruinen laufen und diese vor dem grossen Andrang der Reisegruppen aus aller Welt erkundigen. Die Tempel, welche aus dem Jahr 100 v. Chr. stammen, sind wunderschön mitten im Dschungel gelegen und haben uns für die anstrengende Fahrt entschädigt.
Auf den Spuren der Mayas ging‘s von Palenque über Isla Aguada weiter nach Uxmal. Diese Stätte beeindruckt vor allem durch ihre grosse, gut restaurierte Pyramide (Templo Mayor) und eine Licht- und Tonshow in der Nacht. Hier machten wir auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit den Iguanas, welche die Mayastätte als letzte Einwohner eingenommen haben. Mit doch mittlerweilen etwas gestilltem Ruinenhunger zogen wir weiter nach Chichén Itzà, die wohl berühmteste Maya Ruine in Lateinamerika. Und so kam es dann, wie es kommen musste. Gleich bei Ankunft bemerkten wir, dass Millionen von Menschen die gleiche Idee hatten wie wir, nämlich diese Ruine zu besuchen. Und oje, es war der 21. März! Keine gute Idee, an diesem Tag nach Chichén Itzà zu kommen! Hier wird nämlich von allen Hippies, Möchtegernhippies und Sekten aus aller Welt die Sonnenwende gefeiert. Die Sonne produziert dann bei Sonnenauf- bzw. –untergang eine Licht- und Schattenreflektion in Form einer Schlange, welche die Treppe auf- oder runter steigt. In diesen Tagen wird Chichén Itzà überrannt von Touristen und die Hotels sind alle ausgebucht. Aber wir waren ja clever und hatten ein Hotelzimmer gebucht (mangels Campground in dieser Gegend). An der Hotelrezeption informierte man uns dann aber, dass das Hotel überbucht sei und wir somit kein Zimmer hätten. Alle Drohungen mit Trip Advisor & Co. halfen nichts. Somit blieb Chichén Itzà auf der Strecke und mit unserem nicht mehr so grossen Ruinenhunger fanden wir das gar nicht mal so tragisch. Zudem braucht man ja auch immer wieder mal einen Grund, ein Land wieder einmal zu besuchen.
So machten wir uns wieder auf die Strasse und fuhren weiter Richtung Karibikküste. Unterwegs hielten wir noch in der Nähe von Valladolid, um eine der vielen Zenoten zu besichtigen und darin zu schwimmen. Der Untergrund der Yucatan entstand vor rund 1 Million Jahre und ist damit relativ jung. Da die Oberfläche aus Kalkstein besteht, werden durch die Bewegungen des Wassers Löcher, Höhlen usw. geformt. Diese füllen sich bei Regenzeit mit Wasser und so entstehen dann diese Zenoten.
Bereits am nächsten Tag erreichten wir dann die Küste südlich von Playa del Carmen, wo wir uns in Paa Mul in einen Campground direkt am Meer einbuchten. Bald waren wir wieder entschädigt für die uns entgangene Mayastätte und die Freude war riesig, als am gleichen Tag noch Vivi und Holger mit ihrem grossen Gelben und Bruder mit Freundin im Schlepptau auf den Hof rollten. Wir haben uns bereits in Utah und auf der Baja getroffen, aber das Timing war bis anhin immer so, dass die einen oder die anderen auf dem Sprung waren. Noch am gleichen Abend liessen wir uns von der Idee begeistern, mit Vivi und Holger für ein paar Tage nach Havanna (Kuba) zu fliegen. Ein Flug war relativ einfach und schnell gebucht, die Hotelsuche gestaltete sich allerdings schwieriger. In einem kommunistischen Land scheint es unmöglich zu sein, auf die Schnelle ein Hotelzimmer über das Internet bzw. über einen Online Anbieter zu buchen. So flogen wir schlussendlich ohne Hotelzimmer in der Annahme, dass sich da schon was finden werde und Kuba ja wohl nicht so teuer sein kann. Zu uns gesellte sich dann auch noch Peter, ein waschechter Bayer aus München, der seit 1 Jahr in Mexiko unterwegs ist und davon träumte, in Havanna mit Zigarre in einem alten Oldtimer Taxi rumzukurven.
Gleich am Flughafen in Havanna merkten wir, dass hier alles etwas anders ist. Ein Lächeln im Gesicht des Zöllners (wir waren ja schliesslich schon etwas verwöhnt von Mexiko) haben wir vergeblich gesucht, die Kofferabgabe auf dem Rollband aus Anno dazumal zog sich über Stunden hinweg und die anderen Touristen in der Ankunftshalle stammten mehrheitlich aus China, Russland und Nordkorea. Über ein staatliches Reisebüro am Flughafen konnten wir dann endlich auch ein Hotelzimmer buchen. Aber Autsch, den Einnahmen aus dem Tourismus scheint man dann trotz Kommunismus nicht abgewehrt zu sein. Aus unserer ursprünglichen Vorstellung von 5*****Hotel mit Dachpool wurde eine ***Klitsche mit immerhin manchmal funktionierender Dusche.
Die 4 Tage in Havanna waren aber trotzallem sehr spannend. Es fühlte sich an wie ein Zeitreise und wir wurden gefühlte 50 Jahre zurück katapultiert. Die Stadt Havanna ist grösstenteils in sehr marodem Zustand. Ursprünglich wunderschöne koloniale Gebäude verfallen leider buchstäblich. Lediglich das Zentrum der Altstadt ist ein wenig restauriert und für die Touristen poliert. Hier gibt es auch Lacoste, Benetton & Co. Läden, welche die Einheimischen nicht betreten dürfen. Sie erhalten immer noch Marken für ihren gesamten Lebensunterhalt und selbst WC-Papier und Tampons sind rationiert. Schon unglaublich, dass es das im 21. Jahrhundert noch gibt. Eine Augenweide für jeden Autofan waren hingegen die Oldtimer, welche hier in Massen die Strassen bevölkern. Alles was das Herz begehrt ist unterwegs und so gönnten auch wir uns eine Stadtrundfahrt in einem Oldtimer Cabriolet, die Männer stilgerecht mit Zigarre.
Nach diesen Tagen waren wir dann aber ganz glücklich und dankbar, dass wir nach Mexiko zurückkehren durften. In Cancun wurden wir wieder mit einem Lächeln empfangen und die Infrastruktur kam uns nahezu paradiesisch vor. Am Strand von Paa Mul liessen wir es uns nach dieser Strapaze nochmals ein paar Tage gut gehen bevor wir dann endgültig das letzte Stück Reise in Mexiko in Angriff nahmen. Auf dem Weg Richtung Chetumal besuchten wir auch noch unsere letzte Ruine in Mexiko, welche landschaftlich aber sicher eine der Schönsten ist. Tulum ist direkt am Meer und weissen Sandstrand der Karibik gelegen und diente den Mayas als wichtige Hafenstadt. Wieder einmal taten wir gut daran, sehr früh aufzustehen und vor dem grossen Menschenandrang sowie auch vor der grossen Hitze in den alten Steinen rumzustapfen.
Kurz vor Chetumal befindet sich Laguna Azul. Hier trafen wir wieder mit Vivi und Holger und auch Peter zusammen. An der wunderschönen Süsswasserlagune verbrachten wir nochmals herrlich entspannte Tage und genosssen die Gesellschaft bevor wir uns dann zu unserer letzten Station in Mexiko, Chetumal, aufmachten. Hier verbringen noch ein paar Tage, treffen erfreulicherweise auch wieder Karin und Markus (www.2infahrt.ch), auch Vivi und Holger sind da, machen Büroarbeiten, waschen, skypen und so weiter. All das bevor wir dann Nordamerika verlassen und mit Belize unser erstes Zentralamerikanisches Land bereisen werden. Fast mit jedem Kilometer südwärts steigert sich nun die Hitze und Luftfeuchtigkeit ins Unermessliche. Schlafen wird zur Glückssache und auch das Reisen wird anstrengender werden. Wir sind gespannt, wie uns Zentralamerika gefallen wird.