Mai / Juni 2014: Costa Rica/Panama
Eine ganze Woche kurierten wir unsere Reisemüdigkeit in unserem Adlerhorst mitten im Dschungel südlich von Uvita. Wir faulenzten nach Herzenslust, putzten Fritz mal wieder gründlich von innen nach aussen, wuschen und kochten Dinge, die sonst beim Camping zu kurz kommen. Sogar Zopf gab’s endlich wiedermal zum Frühstück. Das war echt Erholung, auch für unsere Gaumen.
Schweren Herzens, aber mit neuer Reiselust ausgestattet, gaben wir nach 7 Tagen den Schlüssel zu unserem Paradies wieder ab und machten uns auf, noch ein wenig von der „Reichen Küste“ zu entdecken. So nahmen wir in Punta Arenas die Fähre und liessen uns auf die Halbinsel Nicoya schaukeln. Diese ist im Süden noch ganz wild und naturbelassen. Entsprechend sind auch die Strassen. Da uns wiedermal nach etwas Zivilisation war, fuhren wir nach nur einer Nacht im südlichen Teil nach Playa Tamarindo, das eigentlich nur Tamagringo genannt wird. Tamarindo ist nämlich fest in amerikanischer Hand. Eigentlich ein Grund nicht dahinzufahren. Da allerdings absolute Tiefsaison herrschte und uns nach Konsumgesellschaft war, fuhren wir trotzdem hin. Und wurden angenehm überrascht. Ein schöner Strand, gute Restaurants und wenig Touristen, da kann man’s sich auch zwei Tage gutgehen lassen. Und das Gute an der Tiefsaison ist zudem, dass man in den Hotels gut verhandeln kann. So konnten wir uns für einen sensationellen Preis im wunderhübschen kleinen Boutiquehotel Luamey einquartieren und wurden von dem überaus netten Besitzerpaar aus Kolumbien/Venezuela herzlichst umsorgt.
Wir hätten es noch länger ausgehalten, aber da unsere Verschiffung in Panama ja bereits gebucht war und wir noch ein paar andere Dinge in Costa Rica sehen wollten, verliessen wir diesen idyllischen Ort schon viel zu bald wieder. Die nächste Station hiess Vulkan Arenal und der gleichnamige See. Dieser Vulkan hatte am 29 Juli 1968 nach rund 400 Jahren ohne Aktivität eine erste gewaltige Eruption und verschüttete einige der umliegenden Dörfer. Nach dem ersten Schreck wurde der Vulkan aber zum Anziehungspunkt von Touristen aus der ganzen Welt und somit zur Cash Cow von Costa Rica. So konnte man doch des Nächtens die Lavaströme aus nächster Nähe beobachten. Sicher ein einmaliges Erlebnis. Die Touristenindustrie boomte und rund um den Vulkan entstand ein Resort und Hotel nach dem anderen, wo man von seinem Bett aus die Lava fast anfassen konnte. Tja, und 2010 war dann plötzlich von heut auf morgen Schluss. Arenal wollte nicht mehr und fiel wieder in den Dornröschenschlaf. Die Tourismusbranche jaulte auf und die Besucherzahlen brachen ein. Jedoch blieb und bleibt der Vulkan immer noch ein Hauptanziehungspunkt für Costa Rica Reisende. So liessen auch wir uns das schöne Bild vom Vulkan und dem davor gelagerten Stausee nicht entgehen. Fast immer in Wolken und Nebel gehüllt zeigte er sich wenigstens an einem frühen Morgen gnädig und wolkenlos. Rund um den Vulkan bot sich allerdings ein Bild des Grauens: Überkapazitäten von riesigen Hotelbunkern, die verzweifelt um jeden Tourist kämpfen, und sehr viele Grundstücke, die zum Verkauf stehen.
Aber endlich genug der Vulkane, uns zog es zu den Paradiesvögeln. Am Mirador de Quetzales soll man anscheinend die gleichnamigen bunt gefiederten Freunde beobachten können. So nahmen wir die kurvige Strecke von El Castillo am Arenal See zum Mirador de Quetzales unter die Räder und erfreuten uns an den schönen vorbeiziehenden Landschaften. Auf dieser Fahrt konnten wir dann auch ein bisschen nachvollziehen wieso Costa Rica als „die Schweiz von Zentralamerika“ bezeichnet wird. Einerseits natürlich wegen der politischen Stabilität im Land, anderseits erinnerte uns hier aber das Landschaftsbild schon sehr ans Berner Oberland. Hüglige Landschaften mit Fleckvieh drauf. Damit wir uns aber nicht allzu heimisch und wohl fühlten fand Frau Garmin wieder mal den Weg mitten durch die Hauptstadt San José. Nun denn, wir sind’s uns ja langsam gewohnt und so suchte sich Fritz routiniert seinen Weg durch den chaotischen Verkehr.
Auf rund 2650 m. ü. M. kamen wir an unserem Ziel an. Es war a… kalt! Das waren wir uns ja überhaupt nicht mehr gewohnt. Unglaublich, diese Temperaturunterschiede! Wir schlotterten uns fast zu Tode und tranken zwei Tage nur Tee anstatt Bier. Ja, sogar Michi kehrte seinem Lieblingsgetränk den Rücken und schlürfte Zimttee und heisse Schokolade. Am nächsten Morgen gingen wir dann bereits um 6 Uhr mit unserem Guide los, um die illustren und wunderschönen Vögel aufzuspüren. Und wir wurden fündig. Einmalig diese Tiere! Wir sind ja sonst nicht so die Vogelkundler (ok, Michi hat zwar seit seinem Intermezzo mit der Vogelwarte Sempach schon fast zum Ornithologen mutiert), aber diese Tiere sind wirklich speziell. Nun ja, wie so üblich in der Vogelwelt ist eigentlich nur das Männchen schön. Während der Fortpflanzungszeit bilden sich bei ihm stark verlängerte Oberschwanzdecken, die bis zu 80cm lang werden können. Das Weibchen ist eher unscheinbar und lässt sich von den Herren in ihrem tollen Gewand mit einer tollkühnen Flugshow bezirzen. Kein Wunder wurden diese Tiere ihrer Federn Willen lange gejagt. In Guatemala leider so lange, dass sie fast ausgestorben sind. Zudem wurde und wird dort immer noch sein Habitat Nebelwald schonungslos abgeholzt. Übrigens heisst die Währung von Guatemala Quetzal, da - bevor es Münzen gab - mit Federn des Quetzals bezahlt wurde. In Costa Rica sind die Vögel und auch ihr Lebensraum schon viel länger geschützt. Deshalb sind sie hier auch viel zahlreicher und besser zu beobachten.
So langsam rief uns dann Panama und der Verschiffungstermin doch Richtung Süden. Nach einer wieder warmen und schwülen letzten Nacht in Costa Rica am Meer südlich von Uvita nahmen wir dann die letzten Kilometer Richtung Grenze und meisterten unseren letzten Grenzübergang für eine Weile. Wiedermal um ein paar Kopien ärmer fuhren wir nach Boquete, wo’s anscheinend herrlich kühl sein soll. Dort angekommen trafen wir in der Pension Topas auf viele andere Reisende. Auf ca. 50m2 Wiese drängten sich 6 Fahrzeuge! Lutz und Conny mit ihrem Bongo (Riesenschnauzer) und Defender waren da, Jonathan sahen wir wieder, Ines und Regula mit ihrem Landcruiser durften wir endlich mal kennenlernen, Myriam und Guido mit ihrem wunderschönen roten VW Büssli trudelten ebenfalls ein und Michel mit seinem Pinzgauer war auch anzutreffen. Mit ihm teilen wir uns den Container. Somit werden Fritz und Pinzi hoffentlich eine lustige Seereise zusammen haben. Wir genossen 2 herrlich faule Tage in Boquete mit interessanten und lustigen Gesprächen mit den anderen Reisenden. Alle warteten hier mehr oder weniger auf ihren Verschiffungstermin in Panama City bzw. Colon.
Mit zwei schönen Stopps bei Playa Las Lajas und Santa Clara bewältigten wir dann das letzte Stück der Panamericana in Zentralamerika. In Panama City angekommen waren überaus froh, dass wir vorab ein Hotel gebucht hatten. Viele campen hier beim Balboa Yachtclub entlang der Strasse. Das wollten wir uns aber nicht antun und deshalb quartierten wir uns im nebenan gelegenen Country Inn & Suites ein. Dieses Hotel liegt gleich beim Pazifikeingang des Panamakanals und man kann den ganzen Tag die riesigen Container Schiffe beobachten, die sich auf die Reise zur Atlantikseite machen.
Und natürlich besuchten wir auch die Miraflores Schleusen des Panamkanals. Schon eindrücklich, dieses Jahrtausendbauwerk! Die Franzosen wagten sich, nach erfolgreicher Vollendung des Sueskanals, an den Bau, scheiterten aber infolge Seuchen kläglich. 1904 übernahmen dann die Amerikaner und beendeten das Bauwerk im Jahr 1914. Fast 50‘000 Arbeiter sprengten mit 30 Millionen Kilogramm Dynamit den Kanal durch den von Gelbfieber und Malaria verseuchten Dschungel. Der Kanal bedeutete im wahrsten Sinne des Wortes den Durchbruch in der Schifffahrt. Endlich mussten die Frachter nicht mehr die 8‘000km rund ums gefährliche Kap Hoorn navigieren, sondern konnten die Abkürzung durch den rund 80km langen Kanal zwischen Panama City und Colon nehmen. Etwa 14‘000 Schiffe durchfahren den Kanal pro Jahr in ca. 8 bis 10 Stunden und meistern dabei die Gatùn-Schleusen auf der Atlantik Seite und die Pedro-Miguel- und Miraflores-Schleusen auf der Pazifikseite. Dabei werden rund 26 Höhenmeter bewältigt. Am 31.12.1999 wurde der Kanal durch die USA an Panama übergeben und ist seither unveräusserliches Eigentum des panamaischen Vokes. Die Gebühren bemessen sich nach Grösse des Schiffes. Für ein Containerschiff mit den maximal möglichen Massen beträgt die Grundgebühr für die Passage über USD 400‘000.-- zuzüglich Nebengebühren. Ein kleines Segelschiff bezahlt ca. USD 800.--. Die günstigste Passage machte im Jahr 1928 ein US Amerikaner, der als Erster in 10 Tagen für 30 Cents durch den Kanal schwamm. Der Reingewinn des Kanals beträgt derzeit ca. 2 Milliarden Dollar. Der Panamakanal wird seit 2007 ausgebaut und erweitert, da er den heutigen Schiffsmassen nicht mehr entspricht. Der Ausbau soll bis 2015 abgeschlossen sein.
Ja, und während wir uns dieses monumentale Bauwerk reinzogen, die Altstadt und die tolle Skyline von Panama City bestaunten und viele heitere und schöne Stunden mit anderen Reisenden verbrachten, organisierten wir so nebenbei mit der super Unterstützung von Tea Kalmbach und ihrer Tochter Amy auch die Verschiffung unseres lieben Fritz. Die beiden sind echt ein super Team und haben uns viel Arbeit und Nerven erspart. Vielen Dank Euch beiden!
Fritz wird nun im Containerschiff zwar nicht den Panamakanal durchfahren, jedoch den Darien Gap umschiffen. Dabei handelt es um die letzte Lücke der Panamericana, ein Regenwaldgebiet im Südosten Panamas und Nordwesten Kolumbiens. Dort fehlen ca. 110km Strasse. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits wäre der finanzielle Aufwand riesig, da es sich um ein bergiges Sumpfgebiet handelt, das mit diversen Wasserläufen durchzogen ist. Somit wäre es mit dem Bau von unzähligen Brücken verbunden. Zum anderen fordern aber auch Naturschützer, dass diese Wildnis erhalten bleibt. Und ein weiterer Hinderungsgrund ist der, dass im kolumbianischen Teil die FARC und ELN dieses Gebiet beherrschen. Nun denn, obwohl wir eigentlich die Camel Trophy gerne wieder aufleben lassen würden und auch das richtige (und einzige! Die Camel Trophy wurde mit einer Ausnahme immer mit Defenders bewältigt) Auto dazu hätten, lassen wir es bleiben und greifen zähneknirschend in die Tasche, um Fritz seine teuersten 100km in seinem Leben zu gönnen.
So lieferten wir Fritz nach einer Polizeikontrolle in Panama City im Containerterminal von Colon ab. Mit einem komischen Gefühl verabschiedeten wir uns von ihm und wünschten ihm und Pinzi eine gute Seereise. Derweil werden wir zusammen mit Michel unsere Luxuskörper auf dem Segelschiff „Le Freak“ der Sonne preisen und über die San Blas Inseln nach Cartagena segeln. Hoffen wir, dass dem wirklich so sein wird und wir nicht fischanfütternd an den Rehlingen hängen. Was wir in diesen 5 Tagen auf hoher See alles erlebt haben und wie wir Fritz in Cartagena wieder aus seinem Container befreit haben erfahrt Ihr dann im nächsten Bericht.