November / Dezember 2014: San Pedro de Atacama (Chile) bis San Carlos de Bariloche (Argentinien)
Dieses Mal ging der Plan auf und wir konnten sogar neue Stossdämpfer besorgen. Aber alles der Reihe nach: Von San Pedro de Atacama machten wir uns durch die unendlichen Weiten der Atacama Wüste auf Richtung Küste. Dabei fuhren wir an vielen Kupferminen vorbei. Chile gehört nach wie vor zu den grössten kupferfördernden Ländern weltweit. Die Kupferförderung und der daraus resultierende Feinstaub sind sehr schädigend für die Gesundheit. Da Chile seit längerem mehreren internationalen Umweltabkommen beigetreten ist, wurden diverse Minenstädte aufgehoben und die Einwohner und Minenarbeiter in die künstlich erschaffene Retortenstadt Calama umgesiedelt. Die ehemaligen Minenstädte sind heute nur noch Geisterstädte und muten eher unheimlich an, wenn man daran vorbeifährt. In Calama waren wir seit langem wieder mal im Einkaufshimmel. Ein riesiger Supermarkt amerikanischen Ausmasses mit unendlicher Auswahl an Produkten aus aller Welt erwartete uns. Nach den indigenen Ländern waren wir mit Chile definitiv wieder in der ersten Welt angekommen und vom Angebot masslos überfordert. Doch man gewöhnt sich schnell und gerne wieder um.
Nach dem wir unsere Reserven aufgefüllt hatten fuhren wir am gleichen Tag an die Küste durch und atmeten, auf Meereshöhe angelangt, endlich wiedermal durch. Auch Fritz genoss den erhöhten Sauerstoffgehalt und ging ab wie ein Zäpfchen (naja, Defender Kenner wissen was das heisst..). Langsam arbeiteten wir uns an der Küste südwärts durch mehrheitlich sandige und trockene Landschaften. Seit Peru zieht sich mehr oder weniger dasselbe Bild der Pazifikküste durch: Wüste und Ödnis. Dank der guten Strassen kamen wir aber flott voran und machten erst im Nationalpark Pan de Azucar wieder Pause. Der Park birgt eine grosse Artenvielfalt und der einzige Niederschlag entsteht durch den Küstennebel. Auf der vorgelagerten Insel könnte man Pinguine, Tölpel und allerlei anderes Meeresgetier beobachten. Aber auf Bööteln hatten wir nach wie vor keine Lust und Pinguine gibt’s auch in Patagonien. Somit genossen wir einfach unseren schönen Campingplatz direkt am Meer, die sanfte Meeresbrise und ausgedehnte Strandspaziergänge.
Auf unserem weiteren Weg Richtung Süden machten wir noch einen kleinen Abstecher ins Landesinnere, nämlich ins Valle Elqui. Hier wird im grossen Stil Pisco angebaut. Ja, auch in Chile ist Pisco – wie in Peru - das Nationalgetränk. Natürlich streiten sich die Peruaner und die Chilenen über die Namensherkunft des Traubenweinbrands. Ob Pisco nun Vogel heisst oder ein generischer Begriff für Weinbrand ist, liess uns aber ziemlich kalt. Daher genossen wir herrlich faule Tage im milden Klima dieses Tals und ab und zu natürlich ein Gläschen Pisco bzw. einen Pisco Sour.
Die Rückkehr an die Küste und die Weiterfahrt nach Süden brachte uns nach Valparaiso. Auf die kulturelle Hauptstadt Chile‘s hatten wir uns mächtig gefreut, auch wenn sie als gefährlich verschrien ist. Die Hafenstadt mit ihrem historischen Kern wurde sogar zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Die antiken Aufzüge, die Strassenkunst an den Wänden, das bunte Bild gewisser Strassenzüge, welche durchaus an Paris erinnern, das gute Essen, der gute Wein.. all das begeisterte uns vollends. Natürlich trafen wir auch – wie immer - auf alte (Michelle & Brian, www.sturgischicks.com) und neue (Johnny Hubbard) Bekannte und genossen die gute Gesellschaft.
Und nun ging es weiter zur tatsächlichen Hauptstadt. Nicht weil uns die Stadt beim ersten Besuch vor 8 Jahren so gefallen hätte, sondern weil wir endlich neue Stossdämpfer für unseren Fritz auftreiben mussten. Da uns in Patagonien noch unendliche Kilometer auf schlechten Strassen erwarten, mussten wir dringendst fündig werden. Und wurden wir auch. Bei den Jungs von Monster4x4 waren wir in guten, wenn auch teuren Händen. Fritz wurde unter die Lupe genommen und bekam nach einem Tag Arbeit endlich wieder anständige Dämpfer, die sowohl für sein Gewicht und wie auch für harte Offroad Strecken tauglich sind. Nachdem wir das endlich erledigen konnten, hielt uns nichts mehr in Santiago und wir machten uns auf Richtung Weinhimmel: Mendoza, Argentinien wir kommen!
Wir überquerten den Paso Internacioal Los Libertadores oder auch Sistema Cristo Redentor, kratzten an der Schneegrenze und landeten im heissen Traubenparadies. Bei rund 35°C kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Erica und Sam (www.songoftheroad.com) erwarteten uns bereits im durch sie gebuchten Apartment mitten in der Innenstadt. Während Fritz und das Biest sich auf dem Parkplatz sonnten löschten wir unseren Weindurst rund um die Uhr. Das Herz jedes Weinliebhabers muss hier einfach höher schlagen. Alles dreht sich um die edlen Tropfen, allen voran natürlich der Malbec, aber auch andere Traubensorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah und hervorragende fruchtige Sauvignon Blancs und Chardonnays haben ihre Berechtigung. Und das Tollste: sie sind zu sehr günstigen Preisen erhältlich. Auf einer privaten Weintour liessen wir uns auf dem prunken Gut von Septima alles über den hiesigen Weinanbau erklären und durften hervorragende Champagner und Weine degustieren. Die Landschaft in und um Mendoza ist eigentlich eine karge, heisse Steppe und der Weinanbau wird nur durch künstliche Bewässerung möglich. Grösstes Risiko ist allerdings der Hagel, weshalb die Reben mit Netzen geschützt werden. Die billige Massenproduktion der Vergangenheit hat sich hier in den letzten Jahrzehnten in eine Herstellung qualitativ hochwertiger Weine gewandelt. Höhepunkt unserer Tour war dann ein hervorragendes Mittagsmenu auf einem weiteren Gut (der Alkohol hat seine Wirkung getan, wir wissen den Namen nicht mehr) mit – wie könnte es anders sein – Weinbegleitung zu jedem Gang. Mensch, das Leben war gut und so hätten wir noch tage- oder sogar wochenlang weitermachen können.
Karin & Markus (www.2infahrt.ch) waren in der Zwischenzeit auch vom Norden kommend in Mendoza angekommen. Allerdings mit getrübter Freude, Karin’s Motorrad machte Probleme und komische Geräusche. Bald stellte sich heraus, dass sie wohl längere Zeit hier in Mendoza auf Ersatzteile warten mussten. Ob sie’s für Weihnachten bis nach Bariloche schaffen würden, war noch unklar. Wir hingegen merkten schon bald, dass der gute Wein in nicht ganz kleinen Mengen und das exzellente Essen Spuren auf den Hüften hinterlassen hatten, und so war es höchste Zeit, wieder auf die Strasse zu kommen. Patagonien rief uns laut und deutlich. Ein Teil unserer Reise, auf den wir uns schon seit Beginn enorm freuten, der aber auch der letzte Abschnitt unserer Reise sein wird. Mit Erica & Sam fuhren wir auf der legendären Ruta 40 südwärts. Die Ruta Nacional 40 ist mit über 5‘000km eine der längsten Fernstrassen der Welt. Sie reicht von der bolivianischen Grenze im Norden bis nach Rio Gallegos im Süden des Landes und ist nach wie vor nur teilweise geteert. Grosse Streckenabschnitte sind nicht geteert und nur mit 4x4 zu bewältigen. Wir verbrachten mit Erica und Sam entspannte Tage entlang dieser Strasse, campten an wunderschönen Plätzen an verschiedenen Seen wie zum Beispiel Lago Aluminé und überquerten mit ihnen die Grenze nach Patagonien. Vor Junin de los Andes trennten sich unsere Wege wieder, da Erica und Sam etwas früher in Bariloche sein mussten. Sam’s Schwester und ihr Partner kamen nämlich über Weihnachten zu Besuch. Wir konnten uns noch etwas länger Zeit nehmen und fuhren noch für ein paar Tage in den Nationalpark Lanin. Dort wurden wir mit atemberaubender Aussicht auf den Vulkan Lanin und einem idyllischen Campspot am kristallklaren Wasser des Lago Huechulafquen verwöhnt. Der Park ist zudem ein Schutzgebiet der chilenischen Araukarie, auch Andentanne. Da es sich um eine bedrohte Art handelt, ist der Handel mit deren Holz mittlerweile zum Glück weltweit verboten.
Nach so viel Natur trieb es uns dann ins Städtchen San Martin de los Andes. Dieses hatten wir auf unserer letzten Reise ausgelassen und wollten es deshalb um keinen Preis verpassen. Da der Campground im Ort geschlossen war, quartierten wir uns in eine hübsche kleine Hosteria ein. In San Martin fühlt man sich als Schweizer pudelwohl: Chalets aus Holz, Schoggi, Fondue und Skigebiete. Nun denn, der Sommer hat begonnen, die Skigebiete sind geschlossen. Aber das sieht in der Schweiz im Winter ja auch nicht mehr anders aus. So genossen wir drei herrliche Tage in diesem Knusperstädtchen und waren froh um unser warmes Zimmer. Es zog nämlich eine Kaltfront rein, und es schneite bis tief runter. Verkehrte Welt. Während bei uns in der Schweiz der Schnee fehlt, beschweren sich hier in Patagonien die Argentinier über den kalten Sommer.
Trotz Temperatursturz mussten wir uns auf den weiteren Weg machen, da ja in Bariloche unser Häuschen auf uns wartete. So fuhren wir über die Ruta de Siete Lagos weiter nach Bariloche. Wir verbrachten zwei klirrend kalte Nächte an den Seen, die übrigens weit mehr als sieben sind. Die Landschaft hier ist einfach atemberaubend schön und wir hatten uns zu Recht so enorm auf unsere Rückkehr in die argentinische Schweiz gefreut. In Bariloche bezogen wir unser Haus und siehe da, am selben Tag schafften es auch Karin und Markus. In drei Tagen sind sie die Strecke von Mendoza durch gedonnert, um mit uns Weihnachten zu feiern. Die Familie war somit komplett, und die Festtage und die Völlerei konnten beginnen. Wir hatten uns ja so viel vorgenommen, da endlich wiedermal eine richtige Küche zur Verfügung stand. Ja, und hier sind wir nun und machen nicht viel ausser Essen, Trinken, Schwatzen, Spielen, Schlafen, Geschenke auspacken.. was man halt so macht an Weihnachten. Es heisst Energie tanken für unseren letzten Reiseabschnitt: Patagonien, Carretera Austral und Feuerland