September / Oktober 2014: Huanchaco bis Cusco (Peru)
Da der Plan zwecks Wärme tanken am Meer nicht wirklich aufging machten wir uns bald auf den Weg in die Cordillera Blanca. Dieses Bergmassiv ist nach dem Himalaya das Zweitgrösste und -höchste der Welt. Auf dem Weg dahin durchfuhren wir die Wüste und den Cañon del Pato. Dabei handelt es sich um ein System von Tunneln, das sich langsam durch ein Flusstal hinauf nach Caraz schlängelt. Die Fahrt war wunderschön, aber bereitete uns nur halbwegs auf das vor, was nun kam: die Cordillera Blanca!
Nachdem wir in Caraz einen Tag ausruhten und kurzentschlossen unsere Stossdämpfer auswechseln liessen, waren wir bereit für das Bergabenteuer. Aber nicht bevor wir hautnah miterleben durften, wie Wahlkampf in Peru funktioniert. Wir liessen Fritz beim Mechaniker und gingen kurz in die Stadt. Als wir zurück kamen war weit und breit kein Mechaniker mehr zu sehen. Dieser hatte Wichtigeres zu tun, nämlich einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt auszuhalten. Es tat schon fast körperlich weh, wie sich dieser Herr und seine Entourage hofieren liessen. Bier wurde serviert, und an Arbeit an Fritz oder anderen Autos war schlicht nicht mehr zu denken. Nach einer guten halben Stunde mussten wir dem Spuk ein Ende bereiten und Chimbotano Willy höflich, aber bestimmt darauf hinweisen, dass wir die einzigen zahlenden Kunden in dieser Werkstatt sind, sonst wäre Fritz heute noch nicht fertig. Entsprechend beleidigt zog Herr Möchtegern-Alcalde (sprich Bürgermeister) von Dannen. Ob er gewählt wurde oder nicht, wissen die Götter. Aber mindestens hatte er vor der Wahl sicher allen versprochen, was sie gerade hören wollten, und er aber nicht halten kann.
Gespannt schaukelten wir dem Bergmassiv entgegen. Ja, die neuen Stossdämpfer sind leider – verglichen mit unseren guten alten Tough Dogs – Mickey Mouse Dinger. Wir schwanken und schaukeln und müssen schauen, dass wir nicht seekrank werden. Da werden wir wohl in La Paz nochmals eine bessere Lösung suchen müssen. Nichtsdestotrotz liessen wir uns nicht davon abhalten, uns auf holprigen offroad Strassen in die Höhe zu schrauben. Und wir wurden belohnt. Was wir hier an Landschaft serviert bekamen, schlug alles bisherige Gesehene, zumindest in Lateinamerika! Am Rande des Nationalparks Huascaràn bei der Llanganuco Lodge schlugen wir für 2 Tage die Zelte auf und genossen den wunderbaren Ausblick und eine kleine Wanderung (auf über 3000m.ü.M. war die Luft schon ganz schön dünn). Am zweiten Tag erfuhr Markus dann auch noch, wie liebesbedürftig Alpacas sein können. Das hauseigene Kameltier wollte sich nach dem ersten Kuss nicht mehr abwimmeln lassen. Markus – vom strengen Geschmack der Dame leicht irritiert – konnte die Liebe aber nicht erwidern und wollte das Tier in die Flucht schlagen. Fräulein Wolle wurde daraufhin so sauer, dass sie uns alle anspuckte. Ja, auch in den Anden hat man mit Widrigkeiten zu kämpfen, wenn auch anderen.
Nach so viel tierischer Liebe machten wir uns auf, den Nationalpark Huascaràn zu durchqueren. In zwei Tagen fuhren wir – natürlich mit Karin und Markus - von der Laguna Orconcocha über eine der wohl schönsten Bergstrassen der Welt über den Pass Portachuelo (4'737m.ü.M) auf die Ostseite der Kordillere und wieder zurück über den Punta Olimpica (4890m.ü.M.) auf die Westseite. Es war im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend, nicht nur wegen der dünnen Luft!
Nach einem Ruhetag in Carhuaz fuhren wir dann schlussendlich wieder zurück an die Küste. Wir überlegten uns lange, welche Route wir Richtung Cusco nehmen wollten. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns – mitunter aus Effiziengründen – für die Küstentour. Die Strassen da sind um Welten besser und sichern ein gutes Vorwärtskommen, denn wir wollten so rasch als möglich nach Cusco kommen. Nachdem wir die Highlights dieses Teils schon vor acht Jahren mehr oder weniger abgeklappert hatten, durchfuhren wir Lima, Paracas und Nazca mehr oder weniger im Schnellzugtempo und landeten schliesslich rund 4 Tage später in der Inka Hauptstadt. Cusco ist immer wieder eine Reise wert. Zwar ist es die Touristenhochburg Perus (ja, man sieht hier wieder alles – vom verlausten Hippiebackpacker bis zum Louis Vuitton Reisenden), aber mit vielen netten Restaurants und Bars ausgestattet. Zudem gibt es rund um Cusco enorm viele Ruinen zu besichtigen. Natürlich dreht sich hier mehr oder weniger alles um Machu Picchu, alle wollen dahin, aber auch andere Ruinen sind durchaus lohnenswert. Wir waren richtig froh, dass wir Machu Picchu bereits vor acht Jahren besucht hatten. Damals war alles noch etwas einfacher. Man konnte für viel weniger Geld den Zug direkt von Cusco nach Aguas Calientes (oder auch Machu Picchu Pueblo) nehmen und am Morgen früh die Ruine fast alleine besichtigen. Heute sieht das etwas anders aus. Riesige Touristenhorden stürmen die alte Inka Stadt. Man muss das Eintrittsticket Tage im Voraus reservieren, der Zug fährt nicht mehr direkt von Cusco, und man bezahlt ein Vermögen dafür. So entschieden wir uns, unser einmaliges immer noch Gänsehaut auslösendes Erlebnis von damals so zu bewahren und uns Machu Picchu als magisch in Erinnerung zu behalten.
Dafür kauften wir uns ein Boleto Turistico und unternahmen einen zweitägigen Ausflug ins Valle Sagrado, das heilige Urubamba Tal. Hier reiht sich eine Inka Ruine an die Nächste. Wir fingen an mit Saqsaywamàn, welche sich gleich neben unserem Campground befand. Diese riesige und imposante Stätte zeigt gerademal etwa 20% der ursprünglichen Inkastadt. Die Steinmauern sind unglaublich eindrücklich. Nicht eine Messerspitze passt zwischen die Steine. Und eine kleine Anekdote am Rande: hier erfuhren wir endlich, was unsere Nationalrätin Doris F. aus Z. machen wird, wenn sie nicht mehr gewählt werden sollte: sie wird Fotografin. Top ausgerüstet mit Lackschuhen und Blazer – man will sich ja auch bei einem Ruinenbesuch in Peru keine Blösse geben – schoss sie wohl die weltbesten Fotos mit ihrem Smartphone und liess sich von ihrer Entourage feiern. Ja, unsere CH Politiker machen auch im Ausland eine gute Figur und wir konnten uns beruhigt wieder den Steinen widmen.
Im Valle Sagrado besuchten wir die wunderschöne Ruine von Pisac und die Sonnenuhren von Moray. Die Nacht durften wir bei Ursi und Michel (www.pawsontour.com), die für drei Wochen ein Haus in Yungay gemietet haben, verbringen. Das aus Cusco mitgebrachte Fondue entpuppte sich leider als Frischkäsepampe, und so mussten wir dann doch auf das Gerber Fondue von Michel und Ursi zurückgreifen. Trotz Käsereinfall erlebten wir einen gemütlichen Abend mit den beiden samt Ursi’s Mama Margrit. Tags darauf besichtigten wir auf dem Rückweg nach Cusco mit Horden von Schulkindern die Ruinen von Ollantaytambo und waren einmal mehr froh, dass wir uns Machu Picchu nicht mehr antun müssen.
Zurück in Cusco installierten wir uns wieder auf dem Campground, und mittlerweile war auch der zweite Teil unserer Familie, Karin und Markus, angekommen. Genau rechtzeitig, um Michi’s 40igsten Geburi zu begehen. Markus war dabei eine grosse Hilfe, da er diesen Schritt bereits vor 6 Wochen gemacht hat. Bei einem feinem Nachtessen und zwei, drei Pisco Sour wurde dieser Tag gebührend gefeiert. Mit von der Partie waren auch Denise und Philipp (www.upNaway.de), die wir bereits in Curahuasi kennen gelernt hatten. Fazit des 18. Oktobers 2014: 40 werden tut nicht weh, auch wenn einige Stimmen aus der Heimat (via SMS, Email, etc.) anderes behauptet haben.
Nun geniessen wir die Stadt noch ein paar Tage bevor es dann Richtung Titicacasee und Bolivien weitergeht.