Verschiffungen
Hamburg – Baltimore
Wie kommt unser Landy über den grossen Teich? Ist es nicht wahnsinnig teuer, ein Fahrzeug zu verschiffen? Wer bietet sowas an? Fragen, mit denen man sich vorher noch nie im Leben beschäftigt hat.
Ursprünglich hatten wir die Idee, den Landy mittels Container von Basel irgendwo an die Ostküste zu shippern. Nach weitergehenden Recherchen und Erfahrungsberichten von anderen Reisenden haben wir aber diese Idee verworfen. Man hört viele Horror-Stories von anderen Reisenden, die ihre Fahrzeuge am Bestimmungsort wochenlang nicht aus dem Container auslösen konnten. Zudem verlieren Frachtschiffe laufend Container auf den Weltmeeren. Irgendwie waren das nicht so verlockende Aussichten.
Deshalb entschieden wir uns irgendwann für RoRo. So fuhren wir in Zürich los und brachten den Landy nach Hamburg. Dort wurde er mit der Firma Seabridge nach Baltimore verschifft. Planmässiger Verschiffungstermin war der 4. Mai 2013. Aufgrund eines Frachtschiffbrandes der Atlantic Container Line wurde dann aber unsere Fracht um eine Woche verschoben, und unser Landy kam erst eine Woche später in Baltimore an. Ansonsten war die Verschiffung mit Seabridge aber komplett stressfrei, eine Kopie der Bill of Lading haben wir per Email erhalten, die Frachtgebühren konnten mittels Ebanking von unterwegs bezahlt werden und auch die Auslösung in Baltimore klappte einwandfrei, extrem schnell und ohne Agent.
Noch ein kleiner Exkurs zum Zielhafen: wieso Baltimore? Leider aus Kfz-versicherungstechnischen Gründen. Ursprünglich wollten wir nach Halifax, Kanada verschiffen. Beim Recherchieren wurden wir dann aber schnell auf den Boden geholt. So einfach war das nämlich nicht. Offenbar hat die Provinz Nova Scotia irgendwann ihr Versicherungsgesetz geändert. Eine Ersteinreise des Fahrzeugs in Kanada ging nur, wenn man eine entsprechende Haftpflichtversicherung für das Fahrzeug kriegt. Und eine Haftpflichtversicherung für Ersteinreise Kanada kriegt man beim einzigen uns bekannten Versicherungsagenten solcher Versicherungen als Ausländer mit ausländischem Fahrzeug nur, sofern das Fahrzeug ein Wohnmobil ist. Und ein Wohnmobil ist ein Fahrzeug aus Versicherungssicht nur, wenn ein festeingebautes Bett, eine festeingebaute Küche und ein festeingebautes Bad vorhanden sind bzw zwei von diesen drei Kriterien erfüllt sind. Obwohl in unserem Fahrzeugausweis klar und deutlich Wohnmobil vermerkt ist, erfüllen wir von diesen Kriterien nur eines: ein festeingebautes Bett. Unsere Küche ist mobil und ein Bad haben wir gar nicht, das Buschklo zählt eben nicht. Und somit wurden wir von der einzigen Camper Versicherung, welche über Seabridge angeboten wird, abgelehnt. Die ganze Angelegenheit war extrem undurchsichtig, insbesondere seitens Seabridge, und nach unserer Meinung sehr willkürlich. Freunde, die denselben Defender besitzen, eine ähnliche Ausrüstung haben, ABER ein Dachzelt zum Schlafen benützen, wurden von derselben Versicherung angenommen. Das lässt Fragezeichen aufkommen. Nun denn, wir hatten keine Lust, uns weiter im Kreis zu drehen und entschieden uns deshalb, nach Baltimore zu verschiffen. Dies erwies sich dann auch als absolut gute Wahl. Wir liebten die Ostküste der USA und wollen diesen Teil unserer Reise auf keinen Fall missen.
Ein kleiner Nachteil birgt USA als Ersteinreiseland für Langzeitreisende allerdings: man kriegt für die NAFTA Staaten (Kanada, USA und Mexiko) 1 Jahr Einfuhrerlaubnis für das Fahrzeug. Das bedeutet, dass man nach einem Jahr diese drei Länder mit dem Fahrzeug verlassen haben muss. Anscheinend sind aber die USA die Einzigen, die das auch kontrollieren. Gemäss Aussagen anderer Reisenden wird bei einer Einreise über Kanada das Datum der Einreise des Fahrzeugs nicht registriert, in den USA aber schon, wenn man per Seeweg einreist. Bei Einreise auf dem Landweg wird offenbar ebenfalls nichts registriert. Diese Angaben sind absolut ohne Gewähr und nur basierend auf Erfahrungen von anderen Reisenden. In Mexiko bekommt man sogar 10 Jahre Aufenthaltserlaubnis für sein Reisemobil. Die NAFTA Bestimmungen werden also sehr unterschiedlich von den einzelnen Ländern angewendet, wenn überhaupt. Wir wurden in unseren Zollpapieren von Baltimore aufgefordert, nach einem Jahr die Ausreisepapiere aus den NAFTA Staaten für das Fahrzeug einzusenden. Die Kopien des stornierten temporären Einfuhrpapiers für Mexiko sowie der Einreisepapiere nach Belize haben ausgereicht und wurden von der Zollbehörde entsprechend akzeptiert. Andere Reisende, die die Dokumente nicht von sich aus eingesandt hatten, wurden von der Zollbehörde nach Ablauf der 12 Monate aufgefordert, dies nachzuholen. Zudem wurde ihnen angedroht, dass ihnen sonst der Neuwert des Fahrzeugs plus Steuern in Rechnung gestellt würde, da es ohne gegenteiligen Beweis als importiert gelte.
Panama – Kolumbien
Fährt man die gesamte Panamericana kommt man um diese Verschiffung leider nicht herum. Der Darien Gap zwischen Panama und Kolumbien ist nicht befahrbar, es gibt keine Strasse. Er besteht mehrheitlich aus Dschungel und Sumpfgebieten und ist Guerilla Zone. Immer wieder versuchen Fährbetriebe diese Strecke zu bedienen, jedoch scheitern sie auch genau so oft. Als wir in Panama ankamen war keiner dieser Fährbetriebe aktiv, deshalb mussten wir wohl oder übel die Verschiffung mittels Container organisieren. Wir nahmen dazu die Hilfe von Tea Kalmbach auf Panamaischer Seite in Anspruch. Sie buchte für uns den Container bei Seaboard Marine und erstellte die gesamten Dokumente inkl. Bill of Lading, welche für die Verschiffung nötig sind. Wir hatten unterwegs selbst einen Container Partner gefunden, mit dem wir einen 40 Fuss Container teilen konnten. Dies reduzierte die Kosten erheblich, denn ein 20 Fuss Container ist nur unwesentlich günstiger als ein 40 Fuss. Auf kolumbianischer Seite durften wir auf Manfred Alwardt‘s Hilfe zählen, um das Fahrzeug auszulösen. Alles klappte hervorragend, das Schiff war pünktlich und in Cartagena hatten wir den Landy innerhalb eines halben Tages ausgelöst.
Der einzige Punkt, der uns ziemlich geärgert hat: wir haben den Container nie gesehen! In Panama mussten wir das Auto auf einem Parkplatz abstellen und die Schlüssel hinterlegen. Auch auf kolumbianischer Seite stand der Landy bereits auf dem Parkplatz im Hafen und die Schlüssel steckten. Wo bleibt da bitteschön der Sinn des Containers? Normalerweise ist man dabei, wenn dieser versigelt und auch wieder entsiegelt wird. Ansonsten kann man ja gleich RoRo verschiffen. Glücklicherweise kamen unsere Fahrzeuge unbeschädigt an und es fehlte auch nichts. Es gibt allerdings Anbieter für Containerverschiffung über den Darien Gap, bei denen man - wie eigentlich üblich - das Fahrzeug in den Container fährt, selber den Container versiegelt und auch in Panama bzw. Kolumbien, das Fahrzeug wieder selber aus dem Container rausholt.
Wer sich für einen Segeltörn über die San Blas Inseln entscheidet, sollte sich vorher gut informieren und über das Schiff und seinen Kapitän möglichst viele Reviews von anderen Reisenden lesen. Unsere Überfahrt war grauenhaft, und wir verweisen auf unseren entsprechenden Reisebericht. Das einzige Schiff, von dem wir nur Gutes hörten, ist die Stahlratte. Diese ist vor allem bei Motorradfahrern beliebt, da die Motorräder mit aufs Schiff können. Die Stahlratte ist unter deutscher Leitung und offenbar mit entsprechender Gründlichkeit geführt.
Montevideo – Bremerhaven
Die Möglichkeiten von Südamerika nach Europa zu verschiffen sind sehr begrenzt, sofern man RoRo verschiffen möchte. Hauptanbieter für RoRo ist Grimaldi. Aufgrund der vielen gemeldeten Einbrüche in Fahrzeuge wollten wir diese aber nur im Notfall berücksichtigen. Zudem fiel eine entsprechende Offerte von Grimaldi sehr hoch aus, anscheinend ist es viel günstiger, wenn man mit aufs Schiff geht. Wir haben unzählige Offerten sowohl für Container- wie auch für RoRo Verschiffung eingeholt. Diese bewegten sich fast alle in astronomischen Höhen. Will man mit dem Frachtschiff mit, ist Grimaldi der einzige Anbieter.
Von Freunden wurden wir dann auf EUKOR Car Carriers Ltd. aufmerksam gemacht, die auf Fahrzeugverschiffungen spezialisiert sind und seit November 2014 auch RoRo für Reisemobile anbieten. Es handelt sich dabei um ein Joint Venture von Wilh. Wilhelmsen ASA, Wallenius, Hyundai Motor Company and Kia Motors Corporation. Die Schiffe sind reine Vehicle Carriers und alleinig auf Fahrzeugtransport ausgelegt. Mit dem Agenten Ignacio Ricciardi in Montevideo waren die Vorbereitung und die Buchung der Verschiffung extrem unkompliziert und einfach. Er informierte und beantwortete Fragen sehr zeitnah und effizient. Leider fiel das von uns gebuchte Schiff Morning Cecilie aufgrund eines Charterrückrufs kurzfristig aus, und wir mussten somit auf das nächste Schiff, die Grand Sapphire warten. Das Angebot von EUKOR war extrem fair, wir erhielten einen markanten Preisnachlass für die Warterei. Die Einschiffung selber war unter Betreuung von Ignacio kinderleicht und wunderbar entspannt. Wir durften mit in den Hafen und eine Person durfte sogar mit auf das Schiff fahren. Dort wurden sämtliche Schritte fotografisch festgehalten und der Schlüssel dem First Officer (der dem Kapitän unterstellt ist) übergeben. Zum Schluss erhielten wir von Ignacio einen Umschlag mit Geld für ein Taxi. Auch die Auslösung in Bremerhaven ging flott und ohne Probleme über die Bühne und in knapp einer Stunde wurde uns Fritz auf dem grossen Frachtparkplatz unversehrt übergeben. Das nennen wir *****Sterne Verschiffung!